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Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition)

Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition)

Titel: Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Saumweber
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Außenwelt war geradezu winzig und besaß tatsächlich weniger Einwohner als sein Gegenstück in der Innenwelt. Die karge Lichteransammlung vor ihm hätte genauso gut zu irgendeinem x-beliebigen anderen norwegischen Nest gehören können, nicht zu einer Siedlung, deren Innenwelt-Variante eine enorme strategische Bedeutung besaß. Hier verlief die so wichtige Handelsroute von Oslo hinauf nach Trondheim, hier mündete der von Westen kommende Ottafluss in den Lågen.
    Am Straßenrand fielen die Scheinwerfer des Saabs nacheinander auf die Einfahrten mehrerer Industriebetriebe, die sich am Nordrand der Stadt angesiedelt hatten. Die Firmen beschäftigten sich größtenteils mit Umweltschutz und Wasserkraft, ganz wie es sich für eine Stadt unter Kontrolle der Hexer gehörte. Rushai vermutete, dass dies nicht lange so bleiben würde.
    Er fuhr langsamer, sah sich alles ganz genau an. Dies war das erste Mal, dass er nach Otta kam. Die Helvetier hatten ihre Grenzen gegenüber dem Niemandsland stets eifersüchtig bewacht, mit Wachtürmen und Garnisonskastellen, so dass die Bergener Schatten für ihre Kriegszüge stets vermeintlich einfachere Ziele gesucht hatten – das Ratsgebiet von Dachaigh na Làmthuigh im Süden zum Beispiel oder den Romsdalsfjord im Norden. Rushai hatte stets mit Unbehagen an einen möglichen Angriff auf Otta gedacht. Nun hatte sich das Blatt so gründlich gewendet, wie er es nie für möglich gehalten hätte. Fürst Cintorix, der Feldherr, dessen Truppen Ashkarunas Armee bei Espeland aufgerieben hatten, ein Verräter? Kalt und berechnend war der Mann, den man aufgrund seines Wappens auch oft die Spinne nannte, schon immer gewesen, aber das hätte Rushai ihm nun wirklich nicht zugetraut. Er lächelte grimmig. Die Ironien, die einem das Leben so spielte.
    Als er schließlich das Industriegebiet hinter sich gelassen hatte, tauchte am Straßenrand der Bikers Inn auf, an dem er verabredet war. Der Regen peitschte noch immer vom Himmel herab, eine an einem quer über den Parkplatz gespannten Kabel aufgehängte Lampe tauchte alles in schwankendes Licht. Der Inn, ein aus Wellblech gestanztes Fertiggebäude, war mit schlechtem Graffiti besprüht. Die Jalousien standen offen, die Fenter waren von innen heraus beleuchtet und versprachen eine etwas gemütlichere Atmosphäre als der windumtoste Parkplatz. Vor dem Eingang parkte eine Handvoll schwerer Maschinen.
    Sie stiegen aus und eilten zum Eingang. Als Rushai die Tür öffnete, schlug ihm der Geruch von billigem Frittierfett und gebratenem Hähnchen entgegen. Tische und Stühle im Raum waren in Reihen angeordnet, der Verkaufstresen befand sich amgegenüberliegenden Ende des Raums, an dem zwei Männer mit arabischen Gesichtszügen arbeiteten. Etwa ein Dutzend Gäste hatten es sich im Bikers Inn gemütlich gemacht, fast alle in der dafür üblichen Kluft. Trotz der späten Stunde sah keiner von ihnen aus, als ob er es eilig hatte, nach Hause zu kommen. Vielleicht hofften sie darauf, dass der Sturm irgendwann wieder nachlassen würde.
    Zu den Gästen gehörten auch zwei Rattenmenschen. Sie nickten ihm kurz zu, reagierten aber ansonsten nicht weiter auf ihn. Ihren Anführer, einen Mann namens Globetrotter, suchte Rushai vergebens. Dafür hatte er längst den Schatten entdeckt, den Rushai zur Leitung des Projekts Otta mit dem Rudel hergeschickt hatte – Shithma, ein Ranger und enger Vertrauter Rushais.
    »Sieh an, wen der Wind hierherverweht hat«, erklärte der Ranger mit einem schrägen Grinsen. »Willkommen in Otta, Simon!« Der untersetzte Schatten wischte die vom Hähnchenessen fettige Hand an seiner Jeans ab und reichte sie Rushai.
    Dieser nickte zur Begrüßung und ließ sich die Hand schütteln. »Hey, Ron. Alles klar?«
    »Alles klar und sauber«, behauptete Shithma. Auf seinen Hygienezustand bezogen, wäre es eine glatte Lüge gewesen – sein Bart war ungepflegt, sein lockiges Haar fettig, seine mit mehreren Aufnähern versehene Jeansjacke noch vergammelter als seine Hose –, doch natürlich bezog sich der kurze Austausch nicht auf Äußerlichkeiten. Shithmas und Globetrotters Rudel hatten den Auftrag, die Stadt nach möglichen Hinweisen auf Cintorix’ Unaufrichtigkeit zu durchsuchen. Ein Mann, der sein Volk verriet, war vermutlich jederzeit für einen weiteren Verrat zu haben.
    »Hast du einen Weg nach drinnen gefunden?«, fragte Rushai und meinte damit einen Eingang zur Innenwelt. Cintorix hatte sich bisher nicht dazu bereiterklärt, ihnen die Lage

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