Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition)
seiner Portale zu nennen. Obwohl die Spinne sie darum gebeten hatte, die Absicherung der Außenwelt für ihn zu übernehmen, vertraute er ihnen offenbar ebenfalls nicht allzu weit. Rushai konnte Cintorix’ Misstrauen sogar verstehen.
Shithma schüttelte den Kopf. »Die Spinne kommt nach draußen, um mit dir zu reden.«
»Wo treffen wir uns?«
»In einem Blockhaus dort oben.« Shithma deutete einen der Berghänge um Otta hinauf. »Globetrotter und seine Jungs sind schon vor Ort.«
»Ist da möglicherweise ein Eingang in der Nähe?«, mischte sich Tarakir in das Gespräch.
»Ich glaube, nicht. Mir wurde gesagt, dass auch die Spinne mit dem Wagen kommt.«
»Schade.« Tarakir schnitt eine Grimasse.
»Na los.« Rushai machte eine Geste zum Ausgang. »Wir haben nicht den ganzen Tag Zeit.«
Er ging zum Wagen und setzte sich auf den Fahrersitz. Tarakir wählte wieder die Beifahrerseite, während sich Shithma in der Mitte der Rückbank platzierte, um so nach vorne dirigieren zu können. Rushai startete den Motor und fuhr los, gefolgt von den beiden Rattenmenschen auf ihren Motorrädern.
Im Licht der spärlich aufgestellten Straßenlampen und der Autoscheinwerfer machte die Wohngegend Ottas einen tristen Eindruck. Doch Rushai war klar, dass das Wetter den Eindruck verfälschte. Tagsüber und bei Sonnenschein war Otta vermutlich eine gut-bürgerliche, kleine Gemeinde, deren Bewohnern es weit besser ging als einem Großteil der norwegischen Stadtbevölkerung. Rushai zweifelte daran, dass dies in Zukunft auch so bleiben würde. Die Ankunft der Schatten würde noch für einige Änderungen sorgen.
Am Ufer des Lågens fielen die Scheinwerfer auf die Ruinen eines großen, hölzernen Gebäudes. Wie die Rippen eines Brustkorbes ragten verkohlte Balken in die Höhe.
»Aktuell?«, erkundigte sich Rushai.
»Ja«, erklärte Shithma von hinten. »Hast du schon einmal vom Plan der Helvetier gehört, hier einen neokeltischen Kult aufzuziehen?«
»Ja.«
»Das war eine ihrer Kirchen. Ist vor zwei Tagen abgebrannt. Die Spinne scheint nichts mehr übrigzuhaben für ihre alte Religion.«
Rushai nickte nachdenklich, während er auf eine Brücke einbog und den Lågen überquerte. Auf der anderen Seite dirigierte ihn Shithma aus der Stadt und auf eine Forststraße, die die Bergflanke hinauf zum Treffpunkt führte. An der Einfahrt warteten zwei weitere Motorräder. Die Helme verdeckten die Gesichter der Fahrer, doch ihre ganze Körperhaltung machte klar, wie wenig sie davon begeistert waren, bei diesem Wetter unter freiem Himmel warten zu müssen.
»Globetrotter?«, fragte Rushai.
»Seine Männer«, gab Shithma zur Antwort. »Globy selbst wartet oben.«
Der anfangs noch geteerte Weg wurde schnell schlechter, bis er schließlich in zwei Kiesspuren endete, zwischen denen hohes Gras wuchs. Der Anstieg war beträchtlich, so dass Rushai froh war über den PS-starken Motor des Saabs. Um sie herum war Wald, nichts außer Bäumen, Bäumen und noch mehr Bäumen, zwischen denen sich das Licht der Scheinwerfer rasch verlor. Rushai lenkte den Wagen um eine Serpentine nach der anderen, bis sie schließlich auf einem längeren, geraden Stück die schwarzen Umrisse eines kleinen Gebäudes vor sich auftauchen sahen. Rushai blendete kurz auf und erkannte eine Blockhütte, vor der zwei weitere Motorräder abgestellt waren.
»Das ist es«, erklärte Shithma.
»Netter Ort für ein Erschießungskommando«, kommentierte Tarakir, während Rushai den Wagen abstellte.
»Globetrotter ist schon seit heute Morgen hier«, erwiderte Shithma ungerührt. Er hatte von der Hähnchenbude eine Tüte Pommes mitgenommen und steckte sich nun eine Ladung davon in den Mund. »Wenn Cintorix etwas plant, hat er sein Killerkommando entweder
extrem
gut versteckt oder muss es erst mal mitbringen. Globys Jungs unten an der Einfahrt werden uns warnen, wenn Cintorix mit zu vielen Leuten hier auftaucht. Dannhaben wir immer noch genügend Zeit, uns aus dem Staub zu machen.«
In der Zwischenzeit waren in der Tür des Blockhauses die beiden Rattenmenschen erschienen. Dahinter war der flackernde Lichtschein eines Feuers zu erkennen. Rushai ging auf sie zu und erkannte in einem von ihnen Globetrotter, der in seinen Motorradklamotten verblüffende Ähnlichkeiten zu Shithma besaß. Der Mann hielt ein rauschendes Funkgerät am Ohr und murmelte ein »Alles klar« hinein, ehe er den Ton leiser drehte und es zurück in eine Tasche an seinem Gürtel steckte. »Sie kommen«, meinte er dann
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