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Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition)

Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition)

Titel: Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Saumweber
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Marktplatz merklich voller, am Ende gar übervoll, wo die Stände und Buden den Raum eng machten. Wolfgang schob sich unsanft durch das Gewühl, nicht bereit, länger auf den Straßen zu sein als unbedingt nötig. Sie passierten den Pranger, auf dem ein junger Mann mit nacktem Oberkörper stand, Hals und Handgelenke in einer aufklappbaren Holzplanke fixiert. Sein Rücken war von blutigen Striemen überzogen. Der Mann war totenblass und zitterte wie Espenlaub, offenbar diente die Kälte als zusätzliche Bestrafung. An einem Galgen dahinter baumelten drei Leichname, zwei Männer und eine Frau. Ein ganzer Schwarm Raben saß in den benachbarten Bäumen, doch als zwei davon versuchten, zu den Toten zu gelangen, wurden sie von zwei Kindern mit roten Wämsern und großen Rasseln verscheucht. Keelin drückte Wolfgangs Hand fester, als sie vorübergingen. Sie beeilten sich, den grausigen Anblick hinter sich zu lassen.
    Schließlich erreichten sie das Rathaus. Es war ein Fachwerkgebäude und wirkte inmitten der strohgedeckten Hütten und Langhäuser äußerst modern. Seine unteren beiden Stockwerke bestanden aus gemauertem Fachwerk, darüber bildete ein hölzerner Aufbau ein weiteres Stockwerk. Von den Stadtmauertürmen abgesehenüberragte es die gesamte Stadt. Zwei mit Armbrüsten bewaffnete Gardisten hielten oben auf dem turmartig gestalteten Dach Wache. An einem Fahnenmast wehte Cintorix’ rotes Banner.
    Auch der Haupteingang, ein zweiflügeliges Portal, das zum Marktplatz hin öffnete, war bewacht. Zwei Männer mit Spießen flankierten die Tür, ein dritter mit einem um die Hüfte gegurteten Schwert stand daneben, die Arme hinter dem Rücken verschränkt, und begutachtete misstrauisch die Leute. Wolfgang fragte sich für einen Moment, ob es sich bei ihm um einen Übernatürlichen handeln konnte, verwarf den Gedanken jedoch gleich wieder. Nicht einmal Cintorix mit seinen neuen Schattenverbündeten konnte sich leisten, so verschwenderisch mit seinen Ressourcen umzugehen.
    Oder?
    Überrascht stellte Wolfgang fest, dass er tatsächlich Angst hatte, das Gebäude zu betreten. Er, der schon so oft allein in Feindesland eingedrungen war, tief hinein in die Schattennebel der deutschen Metropolen, wo die Phantome in Midgard so zahlreich waren wie die Rattenmenschen in Utgard, hatte Angst, ein Gebäude zu betreten, hier, wo ihn die Anonymität der Masse besser schützte als all die Zauber, Klingen und Rüstungen, die ihm durch die Schattennebel geholfen hatten. Trotzdem hatte er Angst. Er war ein Mann der versteckten Operationen. Kein Spion, der dem Feind ins Auge sah und lächelte und so tat, als ob er nichts Böseres im Schilde führe, als die gleiche Luft zu atmen wie sein Gegenüber.
    Bei Thor und Odin, du wirst alt. Alt und feige. Du solltest zu Herwarth zurück und dich um einen Platz im Stammesaltersheim bewerben.
    Nur, dass ihn Herwarth nicht ins Altersheim stecken würde. Der Fürst würde ihn, falls er ihm nicht den Hals umdrehte, schnurstracks auf die nächste Mission schicken, halsbrecherischer als die vorherige, bis Wolfgang schließlich den einen Auftrag zu viel annahm, der ihn Kopf und Kragen kosten würde.
    Das ist dein Schicksal, Wolfgang. Nimm es hin und stirb wie ein Mann!
    Damit trat er vor das Tor. »Wir sind zur Audienz des Fürsten gekommen«, erklärte er dem Gardisten und schloss dabei Keelin mit einer Geste mit ein.
    Der Mann mit dem Schwert rümpfte kurz die Nase, ehe er Wolfgang mit einem skeptischen Blick von oben bis unten begutachtete. »Reichlich spät für die Audienz«, meinte er schließlich. »Ihr solltet am Sonntag wiederkommen. Der Saal ist voll, er wird euch heute nicht mehr drannehmen.«
    Das war natürlich genau ihr Plan gewesen, schließlich wollten sie sich nur einmal umsehen und nicht wirklich mit dem Häuptling sprechen. »Vielleicht haben wir Glück, Herr«, heuchelte er.
    »Ja, und vielleicht scheißt mein Pferd zu Hause Gold statt Mist.«
    »Wir würden gern unser Glück versuchen.«
    Der Gardist sah ihn noch einmal eindringlich an, seine grauen Augen schienen direkt in Wolfgangs Gedanken blicken zu wollen. Schließlich jedoch ließ er ab und zuckte mit den Schultern. »Wenn ihr nichts Besseres zu tun habt, geht rein.«
    Wolfgang verbeugte sich tief. »Habt Dank, Herr.« Einmal mehr griff er nach Keelins Hand und ging mit ihr an den Wächtern vorbei.
    Dem Eingang folgte ein langer Korridor mit einer Treppe am Ende. Der Boden bestand aus Holzplanken, woraus Wolfgang auf die Existenz

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