Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition)
in seinen Entscheidungen stets so selbstsicher und schnell …
»Da kommt es!«, rief einer der Männer erschrocken. Eine der Frauen stieß einen kurzen, spitzen Schrei aus.
Seog wirbelte herum. Tatsächlich zeichneten sich rechts vom Pfad die Umrisse einer Gestalt ab, keine zwanzig Meter mehr entfernt. Eine menschliche Gestalt mit massigen Proportionen und wild wucherndem Bart. Kurz vor dem Weg blieb sie stehen, noch immer teilweise verdeckt von Baumstämmen und dürrem Strauchwerk. »Was seid ihr doch«, knurrte sie mit einem auffälligen Lispeln, mit jedem Wort lauter werdend, »für ein jämmerlicherHaufen von Fomorern! Jetzt sterbt! STERBT!« Die Gestalt riss die beiden Schwerter in ihren Händen nach oben und rannte los.
»MURDOCH!«, brüllte Seog und warf sich ihm entgegen, Schild voran, das Schwert zur Abwehr erhoben. Er war sich fast sicher, dass es tatsächlich Murdoch war. »MURDOCH, WIR SIND KELTEN! WARTE!«
»STERBT!!«
Die Klingen sausten herab. Die eine prallte wie ein Dampfhammer auf Seogs Schild, so dass das Holz krachte und Holzsplitter durch die Luft flogen, die andere traf mit einem klingenden Ton auf Seogs Schwert.
Überrascht von der hemmungslosen Härte des Angriffs, taumelte dieser zurück. »MURDOCH, WARTE!«
Doch Murdoch, oder was auch immer es war, wartete nicht. Die Klingen prügelten weiter auf Seog ein, erneut gelang es diesem nur durch einen Schildblock und eine Waffenparade gleichzeitig, dem Angriff zu entgehen. Mit einem wüsten Kampfschrei auf den Lippen setzte der Angreifer nach.
Der nächste Hieb zerbrach mit einem lauten Krachen den Schild. Ein heftiger Schmerz explodierte in Seogs Arm, doch es gelang ihm, den Schmerzensschrei in einen Wutschrei umzuwandeln. Seine Parade wurde zum Angriff, mit dessen Heftigkeit sein Gegner nicht gerechnet hätte. Der Angreifer taumelte zurück, als die Klingen zum zweiten Mal aufsangen, der wütende Kampfschrei erstarb auf seinen Lippen.
Seog drängte weiter nach vorn, mit einem Schwert gegen zwei, und irgendwie gelang es ihm, den Gegner weiter unter Druck zu setzen. Schritt um Schritt drängte er nach vorne, wich der andere zurück.
»MURDOCH«, schrie Seog erneut, keuchend vor Anstrengung. »Ich bin es, Seog!«
Der Angreifer reagierte noch immer nicht darauf. Mit langsamen, sparsamen Bewegungen ließ er sich zurückdrängen, benutzte beide Schwerter abwechselnd zur Parade. Schließlich begriffSeog, was der Mann plante – er sparte seine Kraft, würde dann zuschlagen, wenn Seog sich selbst müde gekämpft hatte, wie ein Wolf seine Beute erst nach langer Hetzjagd zur Strecke brachte.
Just in diesem Moment kam der Gegenangriff, schnell und erbarmungslos. Abrupt droschen die beiden Schwerter wie zwei Paukenschläge gegen Seogs Klinge. Seog hielt mit aller Kraft dagegen, hielt dem ersten Schlag stand, dann auch dem zweiten – zumindest glaubte er das, bis ihm die Wucht das Schwert aus der Hand riss. Schockiert taumelte er zurück, begriff verzweifelt, dass ihn sein eigener Angriff viel zu weit von seinem Schildwall entfernt hatte. Er stolperte, versuchte sich abzufangen, strauchelte weiter und stürzte. Sein Gegner sprang über ihn, bedrohte ihn mit einem der Schwerter, zog das andere zurück und stieß zu.
Doch im letzten Moment, kurz bevor die Klinge Seogs Kehle durchbohrte, hielt der Mann inne. Seog sah das Blatt des Schwertes entlang, erkannte
Wasserklinge
, das Druidenschwert, das einst Fürst Ronan gehört hatte, blickte weiter nach oben in das von den Fackeln erhellte Gesicht seines Gegners, das schmutzig und schweißüberströmt auf ihn herabsah. Hinter sich hörte Seog seine Krieger, wie sie versuchten, den Mann mit halbherzigen Drohungen zu verjagen. Dessen Blick irritierte Seog am meisten, mit seinen weit aufgerissenen Augen wirkte der Mann wie ein Irrer.
Wasserklinges
Blatt zitterte. Seog konnte es auf seiner Haut spüren, ebenso wie den Schmerz, als es an seinem Adamsapfel ritzte. Er achtete kaum darauf, zu groß war seine Angst davor, dass Murdoch doch noch zustechen würde. Das Gesicht des Gegners hatte nichts Menschliches an sich. Aus seinem linken Mundwinkel lief Speichel, sein Bart war blutverkrustet von früheren Verletzungen, einer seiner Schläfenzöpfe, die so typisch waren für den Schottenstamm, fehlte ganz.
»Du bist … Seog!«, murmelte der Mann. Seine lispelnde Stimme wirkte verträumt, irgendwie geistesabwesend.
»Ja, Murdoch«, stammelte Seog. Nun war er sicher, den schottischen Druiden vor sich zu
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