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Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition)

Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition)

Titel: Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Saumweber
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genommen.«
    Sie hatten beschlossen, falls irgendwie möglich selbst in ihren Gesprächen untereinander nicht aus ihren Rollen als Bittsteller von Lomus zu fallen. Man konnte nie wissen, ob nicht doch irgendjemand zuhörte. Die Aussage war trotz des Codes klar: Keelin machte sich Sorgen darüber, nicht bis zur Audienz vordringen zu können – eine Sorge, die Wolfgang nicht teilte. Sicher, er würde das Messer zurücklassen müssen, bevor sie Cintorix’ Langhaus aufsuchten, doch ansonsten gab es keinen Grund, weshalb sie nicht durchgelassen werden sollten. Ihre Geschichte war gut.
    Schweigend beendeten sie ihr Mahl. Wolfgang ging zurück in den Schlafsaal und holte die Rucksäcke. Nachdem er sich sicher war, dass ihn niemand beobachtete, zog er das Messer unter seinem Umhang hervor und schob ihn in den Strohsack einen Platz neben seinem eigenen. Falls wirklich jemand kommen und ihren Schlafplatz durchwühlen sollte, würden sie vielleicht nicht auch die Nachbarplätze durchsuchen. Und dass ein neuer Gast zufällig diesen Platz wählen würde, hielt Wolfgang ebenfalls für unwahrscheinlich – es gab noch genügend andere, und grundsätzlich war die Tendenz bei der Wahl eines Schlafplatzes eher die, so große Distanz zu Fremden zu halten wie irgend möglich.
    »Du nimmst den Rucksack mit?«, wunderte sich Keelin.
    »Wir können es uns nicht leisten, unser wichtigstes Hab und Gut an irgendwelche Streuner zu verlieren.« Wolfgang reichte ihr ihre Tasche.
    »Du traust dem Wirt nicht?«
    »Ich traue den Gästen nicht.«
    Keelin nickte, als sie ihren Rucksack schulterte.
    Damit verließen sie die Herberge und traten nach draußen, wo schon wieder Schnee fiel, wenngleich nur in zarten Flocken, die vom Wind verwirbelt durch die Luft tanzten. Die Sonne war ein leuchtend heller Schemen in einem weißen Himmel, es war so kalt, dass ihr Atem in deutlich sichtbaren Wölkchen vor ihren Mündern tanzte. Wolfgang kramte Mütze und Schal aus der Tasche seines Umhangs und begann, sich zu vermummen.
    Tagsüber waren die Straßen Helvetica Magnas tatsächlich von Leben erfüllt. Da die Audienz des Fürsten zahlreiche Besucher in die Stadt lockte, war der Tag zum zusätzlichen Markttag erklärt worden. Auf dem Platz im Zentrum der Stadt waren Stände und Tische aufgebaut, auf denen Bauern und Handwerker ihre Waren anboten. Auf den exotischeren Ständen fanden sich ausländische Waren wie Leinen und Färberstoffe, Gewürze und Walambra-Parfums, das die Walfänger vor den Küsten Norwegens gewannen. Wolfgang fragte sich, weshalb die Fernhändler noch immer ein solches Angebot aufweisen konnten. Er hätte vermutet, dass Cintorix’ Verrat dazu führen würde, dass kein Mensch mehr mit den Helvetiern handeln würde. Hatte er sich getäuscht? Führten die Germanen aus Oslo und Trondheim etwa noch immer ihre Geschäfte mit ihnen, selbst wenn sie zur gleichen Zeit zum Krieg gegen sie rüsteten? Oder hatte sich Wolfgang in den norðmenn etwa so sehr getäuscht, dass sie am Ende gar nicht bereit waren, gegen Cintorix zu kämpfen? Hatten sie womöglich zu viele eigene Probleme am Hals? Er hatte persönlich mit Fürst Harald von Oslo gesprochen, der ihm – wenngleich auf eine etwas arrogante Art und Weise – versprochen hatte, gegen Cintorix in den Krieg zu ziehen, spätestens wenn im Frühjahr der Schnee geschmolzen und die Überflutungen im Lågental vorüber waren. Was war, wenn er sich nicht daran hielt?
    Trotz allem konnten die bevölkerten Straßen nicht über die Aura der Angst hinwegtäuschen, die über der Stadt lag. Die Blickeder Leute waren hastig und misstrauisch, die Leute sahen sich öfter um und liefen schneller. Wolfgang entdeckte verdächtig wenige Mädchen und junge Frauen und auffällig viele Gardisten in ihren roten Waffenröcken mit der weißen Spinne auf der Brust. Die Schatten hatten die Stadt erobert, auf eine Art und Weise, die vermutlich kein einziger ihrer Bewohner je für möglich gehalten hatte.
    Der Himmel war weiß bewölkt, als Wolfgang und Keelin durch die Straßen gingen, dicht beieinander, die Hände ineinanderverkrallt. Sie spielten ihre Rolle wirklich hervorragend, das musste man einfach anerkennen, ein verängstigtes junges Ehepaar, schockiert von den Ereignissen und voller Furcht vor der Stadt. Dass nur die Hälfte davon gespielt war, machte alles nur noch realistischer. Sie gingen schnell, die Blicke zu Boden gewandt in der Hoffnung, niemandes Aufmerksamkeit zu erwecken.
    Die Straßen wurden in Richtung

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