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Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition)

Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition)

Titel: Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Saumweber
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mit überraschtem Gesichtsausdruck aus und zeigte an Wolfgang und den anderen vorbei die Straße entlang.
    Es war der älteste Trick im Buch, doch die Männer waren schlichtweg nicht darauf vorbereitet. Bis auf einen sahen sich tatsächlich alle um, um seine Frage zu beantworten. Beinahe gleichzeitig riss der Bärtige sein Schwert aus der Scheide, während Keelin selbst ein Kurzschwert hinter ihrem Rücken hervorholte. Ihre Hände waren niemals gefesselt gewesen. Noch bevor einer der Gardisten reagieren konnte, stachen die zwei auf sie ein. Wolfgang schlug mit dem Schädel nach hinten, erwischte seinen Bewacher am Kinn, spürte den Griff locker werden und riss sich los. Seine Schulter knackte verräterisch, doch was war in diesem Moment schon eine ausgerenkte Schulter?
    Seine Verwirrung war perfekt, doch dies war nicht die Zeit zum Nachdenken. Adrenalin hatte seinen Körper geflutet und machte ihn schnell, schnell genug, um die Klinge eines Sterbenden aufzulesen. Der Bärtige stach einen weiteren Mann nieder, und dann waren sie plötzlich zu dritt und hatten noch sieben Gardisten gegen sich, allesamt unvorbereitet und überrascht. Wolfgang vergaß seine Verwunderung, die tausend Fragen, die in seinem Kopf umherschwirrten, und kämpfte.
    Für sich.
    Für Keelin.
    Für das Buch.
    Und dafür, dass sich das Blatt plötzlich um hundertachtzig Grad gewendet hatte. Plötzlich hatten sie wieder eine Chance. Die Stämme, die Völker hatten eine Chance.

MICKEY (9)
     
     
    Bergen, Norwegen
    Sonntag, 05. Dezember 1999
    Die Außenwelt
     
    Mickey erwachte hektisch atmend. Er sah sich kurz um, nur um sicherzugehen, dass es tatsächlich nur ein Traum gewesen war, und ließ sich dann erschöpft wieder zurück in das Bett sinken. Einmal mehr hatte er schlecht geträumt. Der Alptraum vom Duell war ihm zum hartnäckigen Begleiter geworden.
    »Ich vermute, dass deine Alpträume ziemliche Renner bei meinen Kunden wären«, kommentierte Medicine Man trocken. Der alte Rattenmensch saß an einem Schreibtisch unterhalb des Kellerfensters, eine dickglasige Brille auf der Nase, durch die er die Tageszeitung las. Vor sich hatte er eine Tasse stehen, die das schale Aroma wiederaufgewärmten Kaffees verströmte.
    »Ich dachte, die stehen mehr auf Kinderporno«, erwiderte Mickey.
    »Die stehen auf alles, was pervers und brutal ist.«
    »Mit pervers kann ich nicht dienen.« Mickey ließ sich zurück auf sein Kopfkissen sinken und starrte die Decke an.
    »Aber dafür umso mehr mit brutal, was?« Medicine Man griff nach der Tasse und nahm einen Schluck. Der Löffel darin verrutschte mit einem schabenden Geräusch. »Das Duell mit Spider?«
    »Wie immer.«
    »Was war diesmal anders?«
    »Spider hat eine Schattengestalt angenommen.«
    »Klingt spannend.«
    Mickey zuckte mit den Schultern. »Wahrscheinlich wären deine Kunden enttäuscht. Wie geht es Frederik?«
    Frederik war der Mann, den sie im Sicheren Haus der Hexergefunden hatten. Nachdem Mickey in der von Sergeant Spice vermittelten Drogenvision Tarakir als Colts Mörder identifiziert hatte, hatte er eine Ahnung gehabt, wo er nach Frederik suchen musste. Die Schattengefängnisse unter der Stadt konnten bis zu zehntausend Menschen gleichzeitig aufnehmen, doch im Moment befanden sich dort weniger als fünfzig Gefangene – Platz genug, dort einen Mann zu verstecken. Hätte Mickey nicht gewusst, dass er Frederik bei den Schatten suchen musste, wäre er nie auf die Idee gekommen, dort zu beginnen.
    Medicine Man warf ihm einen Blick über den Rand der Brille zu. »Er ist aufgewacht.«
    Mickey setzte sich abrupt auf, doch bevor er etwas erwidern konnte, schnitt ihm Medicine Man das Wort ab. »Natürlich willst du dich sofort auf ihn stürzen und ihn befragen, und hiermit sei erwähnt, dass ich das als sein Arzt nicht gutheißen kann. Da du aber ohnehin nicht auf mich hören wirst«, dabei verdrehte er kurz die Augen nach oben, »erwarte ich zumindest, dass du dich zusammenreißt. Es geht ihm schlecht, und er ist noch immer nicht über den Berg. Wenn du ihn zu sehr aufregst, kann ihn das umbringen.«
    Mickey nickte. Vorsichtig stand er auf und unterdrückte ein Winseln, als die tiefen Kratzer auf Armen und Rücken vehement Protest anmeldeten. Er hatte sich immer noch nicht ganz von den Verletzungen aus dem Duell erholt. Langsam und ungelenk tapste er zu einer der Türen, hinter der Medicine Man das Krankenzimmer für Frederik eingerichtet hatte. Es war ein etwa vier mal vier Meter großer Raum mit

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