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Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition)

Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition)

Titel: Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Saumweber
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die dein Leben gerettet haben.«
    Frederik presste die Lippen aufeinander, sah aus dem Kellerfenster nach draußen, wo nichts weiter zu erkennen war als ein greller weißer Himmel. Er dachte nach. Währenddessen beobachtete Mickey die Transfusion. Mit endlos erscheinender Langsamkeit bildete sich am oberen Ende der Tropfenkammer ein dicker, blutiger Tropfen, der immer größer wurde, bis er schließlich zu zittern anfing und plötzlich nach unten fiel.
Tropf.
Das Spiel begann von neuem.
    »Okay«, murmelte Frederik schließlich. »Was willst du wissen?«
    »Alles. Vor allem aber suche ich nach einer Möglichkeit, mit deinen Hexern zu kommunizieren.«
    »Ich habe eine Telefonnummer. Aber ich glaube kaum, dass sie so blöd wären, noch dort zu wohnen, nachdem ich nicht mehr zurückgekommen bin. Wahrscheinlich hilft dir unsere Frequenz mehr.«
    Mickey nickte, während er nach einem Notizblock griff und sich am Rand von Medicine Mans Aufzeichnungen die Frequenz notierte.
    Es war ein Anfang.

WOLFGANG/KEELIN (1)
     
     
    Rondane, Provinz Oppland, Norwegen
    Montag, 06. Dezember 1999
    Die Innenwelt
     
    Das Gebiet des Rondane war eine der kärgsten Gegenden Norwegens. Es war ein wildes Gelände, bestehend aus schroffen Felsen und steinigen Hochplateaus. Nur wenige Stellen befanden sich unterhalb der Baumgrenze, so dass die winterliche Schneedecke kaum durchbrochen war. Niedriges Buschwerk war das Intensivste, was die örtliche Fauna hervorgebracht hatte, und meist fehlte selbst das. Manche sagten scherzhaft, dass die typischste Pflanze des Rondane der Felsbrocken sei, der hier überall optimale Wachstumsbedingungen hätte. Wolfgang war geneigt, dem beizupflichten.
    Er hatte sich vor ihrem Aufbruch ins helvetische Siedlungsgebiet ausführlich mit der Umgebung Ottas beschäftigt, wohl wissend, dass sie ihre Flucht vielleicht in dieses Gebiet führen würde. Dennoch war es eines, über die Region im Hinterland Ottas zu lesen oder zu hören – etwas völlig anderes war es, selbst die Erfahrung dieser schroffen Einsamkeit zu machen.
    Es machte ihn unruhig. Vor allem das Fehlen der Bäume ließ seine Haut kribbeln und sein Auge nervös zucken. Er fühlte sich hier wie auf dem Präsentierteller, ohne eine Chance, sich verstecken zu können, wenn sich Feinde näherten. Und das taten sie. Die Spinne hatte mit Sicherheit einen Kriegstrupp losgeschickt, um sie einzuholen und das Buch zurückzubringen. Wolfgang fragte sich, ob jene Verfolger wohl Pferde hatten und wie sie damit in dem verschneiten, felsigen Gelände zurechtkamen.
    Zum tausendsten Mal drehte er sich um. Zum tausendsten Mal sah er hinter sich nur kilometerweit die Spuren, die er und diebeiden anderen im Schnee hinterlassen hatten.
Jedenfalls besteht kein Zweifel, dass sie uns finden werden
, dachte er zynisch. Selbst ein Blinder konnte dieser Spur folgen, das musste man einfach anerkennen. Er bräuchte noch nicht einmal einen Krückstock dafür. Früher oder später würden Cintorix’ Männer sie finden. Eher früher, wie Wolfgang vermutete. Seine Erschöpfung war so gewaltig, dass er kaum noch in der Lage war, einen Fuß vor den anderen zu setzen.
    Die anderen beiden waren noch frischer. Der Gesichtstauscher hatte wahrscheinlich gut geschlafen in den letzten Nächten, und auch Keelin war in einer besseren Verfassung als Wolfgang. Er hatte den Eindruck, die beiden aufzuhalten. Es war ein beschissenes Gefühl, denn es machte ihm ein schlechtes Gewissen. Ein richtiger Held würde hier zurückbleiben, um den Gefährten die Flucht zu ermöglichen. Aber er wollte nicht noch einmal Cintorix in die Hände fallen, nicht um alles in der Welt, und so belastete er die anderen beiden mit seiner Langsamkeit.
    »Geht voraus«, wies er sie zwei- oder dreimal an, »ich komme euch schon hinterher«, doch die beiden ignorierten es. Zu mehr Selbstaufgabe war er zu seiner Beschämung nicht imstande. Schweigend stapfte er hinter ihnen her und versuchte zu vergessen, dass er sie in Gefahr brachte.
    Nach einer langen Zeit des Schweigens brach Keelin schließlich die Stille. »Wo gehen wir eigentlich hin?«, fragte sie den Gesichtstauscher.
    Dieser blieb kurz stehen und deutete nach vorne. »Du siehst den Einschnitt vor uns?«
    »Ja.«
    »Das ist der See Rondvatnet. Der Berg rechts davon mit der dunklen Kante ist der Svartnutet. Du erkennst ihn?«
    »Ja.«
    Auch Wolfgang sah ihn. Er war einer von mehreren hohen Gipfeln, die schon seit langem den Horizont beherrschten. Wenn sie ihr Tempo so

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