Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition)
hielten und er nicht noch langsamer wurde, würden sie ihn vermutlich gegen Abend erreichen.
»An der dem See zugewandten Seite«, fuhr der Gesichtstauscher fort, »befindet sich eine Pforte. Da müssen wir hin.«
Keelin nickte.
»Woher wisst Ihr«, rief Wolfgang nach vorne, »dass Cintorix die Pforte nicht für sich beansprucht hat? Irgendwelche Pforten
muss
er noch besitzen, und die im Kreuzwald sind es nicht!«
Der Gesichtstauscher wandte sich zu ihm um. »Die am Svartnutet ist es auch nicht. Es ist die, die ich benutzt habe.«
Wolfgang nickte. Das war ein Argument. Ein gutes sogar, das musste man anerkennen. Müde setzte er sich wieder in Bewegung.
Sie erreichten die Pforte etwa eine Stunde nach Sonnenuntergang nach einer für Keelin ziemlich aufregenden Klettertour. Sie wechselten sogleich in die Außenwelt, wo sie der Gesichtstauscher zu einer Höhle führte, in der sie für die Nacht Unterschlupf finden würden. Der Mann hatte hier seine Außenweltausrüstung zurückgelassen, inklusive zusätzlicher warmer Kleidung, einem gut isolierenden Schlafsack und einem Gaskocher samt Proviant. Damit gelang es ihnen, ein einigermaßen warmes Abendessen zuzubereiten und es dabei nicht allzu kalt zu haben.
Der Gesichtstauscher war Alistair McGregor. Derrien hatte ihn nach Otta abkommandiert, um nach einer passenden Gelegenheit zum Bücherraub Ausschau zu halten. Er war es, der sie im letzten Moment vor den Gardisten gerettet hatte, ohne ihn hätte Keelin nicht einmal daran denken können, Wolfgang aus den Klauen der Gardisten zu befreien, selbst nachdem sie von der Eibe im Norden ihre Magie zurückerhalten hatte. Ihm hatten sie beide zu verdanken, dass sie noch lebten und dass sie das Buch gerettet hatten, zumindest vorerst.
Nachdem der erste Hunger gestillt war, stand Alistair auf und ging ins Hintere der Höhle, wo er mit seiner Ausrüstung hantierte. Dann und wann ging er zu dem Funkgerät, das er am Höhleneingang aufgebaut hatte, spielte am Frequenzregler und ging zurück zu seinen Sachen. Unterdessen starrte Wolfgang brütendvor sich hin, ohne ein Wort zu sagen und ohne seine sonst so inquisitorische Aufmerksamkeit. Die Kaumuskeln an seinen Schläfen und sein in unregelmäßigen Abständen zuckendes Augenlid waren das einzig Lebendige an ihm.
Keelin, die neben ihm saß und mit ihm den Schlafsack aus Alistairs Rucksack als Zudecke teilte, machte sich Sorgen um ihn. Er hatte nicht viel gesprochen, seitdem sie ihn in Helvetica Magna befreit hatten, was sonst so gar nicht seine Art war. Vielleicht war es einfach nur die Erschöpfung, schließlich mussten die letzten Tage für ihn noch viel anstrengender gewesen sein als für sie. Wahrscheinlich lag es aber an dem, was er durchgemacht hatte. Keelin vermutete, dass sich hinter seinen unfokussierten Augen das Ganze noch einmal abspielte. Mit zusammengepressten Lippen dachte sie darüber nach, wie sie ihm helfen konnte.
Doch noch bevor sie etwas zu ihm sagen konnte, ergriff er selbst das Wort. »Wie lange wollen wir hier Pause machen?«, fragte er Alistair.
»Bis ich über den Funk eine Rückmeldung erhalte.«
»Wie lange kann das dauern?«
»Eine Stunde vielleicht. Maximal zwei.«
Wolfgang knirschte skeptisch mit den Zähnen. »Ihr wisst, dass das eine lange Zeit ist. Zwei Stunden können uns den Kopf kosten.«
»Wieso?«, fragte Keelin.
Wolfgang warf ihr einen kurzen Seitenblick zu. »Wir sind uns einig, dass Cintorix irgendwo in der Nähe Helvetica Magnas eine Pforte hat, die er auch benutzen kann.«
Keelin nickte. Alistair zuckte mit den Schultern, als ob dies so logisch wäre, dass es nicht kommentiert zu werden brauchte.
»Dementsprechend sind sie höchstwahrscheinlich schon da draußen und haben uns umzingelt, schließlich konnten sie ein Stück mit dem Auto fahren und mussten nicht den ganzen Weg von Otta hierher zu Fuß gehen. Im Moment sind es wahrscheinlich nur wenige, aber der Fürst wird mittlerweile mit Åndalsnes telefoniert und Hilfe angefordert haben. Die wird hier irgendwann eintreffen. Und dann werden sie angreifen.«
Keelin sah zu Alistair, der während Wolfgangs Aufzählung keine Miene verzogen hatte. »Kann uns die Magie der Pforte beschützen?«, fragte sie ihn.
»Vorerst ja«, erwiderte der schottische Druide. »Der Wächtergeist würde uns helfen. Aber es ist fraglich, gegen wie viele Übernatürliche er bestehen könnte.«
Wolfgang verschränkte die Arme vor der Brust. »Was ist dann Euer Plan?«
»Wir
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