Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition)
aufflackern lassen.
Eine Tür öffnete sich, eine barsche Männerstimme rief etwas in das Verlies. Ein Mann in einer der anderen Zellen antwortete, der Gardist rief erneut. Die Antwort darauf schien fürs Erste zu genügen. Schritte kamen näher, nur ein paar Augenblicke später wurde erneut eine helvetische Stimme laut, die irgendetwas sagte, das den Namen »Wolfgang« beinhaltete. Wolfgang hob mühsam den Kopf und stöhnte »Fick dich ins Knie«, wohl wissend, dass die deutschen Worte bei dem Helvetier nur als unverständliches Kauderwelsch ankommen würden.
Ein Schlüssel klirrte in einem Schloss. Schwere Stiefelschritte direkt neben ihm. Er wurde auf den Rücken gedreht, stöhnte dabei theatralisch auf. Jemand gab einen harschen Befehl.
Bringt mich aus dem Verlies
, dachte Wolfgang.
Die Männer versuchten, ihn aufzurichten. Wolfgang benahm sich wie ein nasser Sack, ließ sich mit einem Seufzer in die Gegenrichtung davonsinken. Ein Helvetier fluchte, dann richteten sie ihn erneut auf. Wolfgangs Kopf baumelte vor seiner Brust und gab, wie er hoffte, einen guten Blick auf die Platzwunde an seiner Schläfe frei.
Habt Angst um mich und bringt mich nach oben!
Jemand begann, seine Wange zu tätscheln.
Idiot!
, dachte Wolfgang und begann zu lallen. Oben schlug noch immer die Glocke. Die Hektik der Helvetier wurde stärker und ließ die Hoffnung in Wolfgang aufkeimen, dass sein Plan funktionieren konnte. Hektik und Angst waren keine guten Berater, wenn es um Entscheidungenging. Mit ein bisschen Glück würden die Helvetier die falsche treffen …
Erneut ein barscher Befehl. Wolfgang wurde unter den Schultern gepackt und aufgerichtet. Er knickte in den Knien ein und entglitt dem Griff der Wachen. Er ging so hart zu Boden, dass erneut Sterne vor seinen Augen tanzten.
Nur nicht den Anschein erwecken, etwas vorzuspielen.
Wenn die Helvetier auch nur
ahnten,
dass er einen Plan hatte, würden sie nachdenken. Er durfte ihnen keinen Anlass dazu geben.
Sie hoben ihn erneut auf. Diesmal legte er etwas Kraft in die Oberschenkel, um nicht sofort wieder zu stürzen. Die beiden Männer an seinen Seiten hielten ihn aufrecht. Mit einem erneuten Stöhnen ließ er sich wieder schlaff werden und sackte ein, doch dieses Mal hatten die Männer aufgepasst und hielten ihn aufrecht, dabei deftige Flüche ausstoßend. Wolfgang machte mit den eigenen Beinen die Schritte der Gardisten mit, jedoch weiter abwechselnd völlig schlaff und nur teilweise schlaff. Bis zur Treppe, die nach oben führte, ging er noch zweimal zu Boden, einmal sogar mitsamt dem Mann auf seiner rechten Seite.
Die Glocke läutete weiter, während sie ihn die Treppe hinaufbugsierten. Mittlerweile hatte er herausgefunden, dass es insgesamt drei waren. Drei zu viel, wenn es nach ihm ging, aber wie immer hatte ihn vorher niemand gefragt. Dafür spürte er, als sie den Treppenabsatz erreichten, wie plötzlich seine Regeneration einsetzte. Mit einem Mal wurde sein Kopf wieder klarer, verschwanden seine Schmerzen. Was auch immer dort unten die Magie unterdrückte, wirkte hier oben nicht mehr.
Wolfgang ließ den Gardisten keine Zeit, sich über die Gefahr im Klaren zu werden. Mit einem heftigen Ruck riss er den Mann zu seiner Linken nach hinten. Der Gardist war völlig überrascht, so dass es nicht schwer war, dem reflexartig zupackenden Arm zu entgehen. Mit einem kurzen Schrei stürzte der Mann die Treppe hinab und nahm dabei seinen hinter ihnen gehenden Kollegen mit nach unten. Plötzlich war Wolfgang mit dem dritten Gardisten alleine auf der engen Treppe, so nahe, dass dieser keineChance hatte, an seine Waffe zu gelangen. Sie rangen kurz miteinander, ehe es Wolfgang gelang, den Fuß um das Bein seines Gegners zu schlingen und ihn zu Fall zu bringen.
Während der Wächter noch die Treppen hinabstürzte, rannte Wolfgang los. Wie von der Tarantel gestochen, hetzte er nach oben, stieß die Tür auf und flitzte durch den dahinterliegenden Gang. Zwei Wachen standen bereit, jedoch beide mit dem Rücken zu ihm, so dass sie viel zu spät reagierten, als er zwischen ihnen hindurchsprang und durch die Eingangstür auf den Marktplatz rannte. Er lief und lief, zuerst die eine Gasse nach links, dann nach rechts, dann links und links und wieder rechts, bis er sich beinahe selbst schon schwindelig gelaufen hatte. Irgendwo hinter ihm hörte er das Gekläff der Spürhunde, die ihn dank seiner Kraft des fehlenden Geruchs nicht finden konnten, irgendwo riefen sich Wachen Warnungen und Befehle
Weitere Kostenlose Bücher