Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition)
dabei lebend herauszukommen. Den sicheren Tod gegen das Buch? Nein, darauf wäre er wohl eher nicht eingegangen.
Doch nachdem er schon befürchtet hatte, dass alles umsonst gewesen war, klang der Tausch Buch gegen Leben gar nicht so schlecht. Vielleicht konnte er Keelin etwas Zeit verschaffen …
»In meiner Zelle natürlich«, antwortete er deshalb.
Die Lüge war so offensichtlich, dass der Gardist keinen weiteren Gedanken daran verschwendete. Stattdessen schlug er ihm so hart mit der Faust ins Gesicht, dass Wolfgang ein weiteres Mal zu Boden gegangen wäre, hätten die anderen ihn nicht festgehalten.»Wo hast du es versteckt? Mach es uns leicht, dann machen wir es dir auch leicht!«
»Wenn ihr wirklich glaubt«, keuchte Wolfgang schmerzerfüllt, »dass ich euch das erzähle, haltet ihr mich für dümmer, als ich bin!«
Nicht viel dümmer, wohlgemerkt, sonst wäre ich nicht auf diese Scheißidee gekommen, alleine mit Keelin dieses Buch zu klauen …
»Vielleicht hältst du dich für stärker, als du bist!«, blaffte ein anderer und verpasste ihm einen Hieb in die Magengrube.
Wolfgang stöhnte auf, während eine Welle aus Schmerzen durch sein Bewusstsein strömte. Er biss die Zähne aufeinander, zwinkerte die Tränen in den Augen davon. Erst als es besser wurde, konnte er sie weiter provozieren: »Stärker als ihr Schleimscheißer allemal.« Es war quasi wie Folter – mehr oder weniger professionell zugefügte Schmerzen und mehr oder weniger professionell gestellte Fragen –, doch immerhin hatte Wolfgang das befriedigende Gefühl, die Männer wütend zu machen und gleichzeitig vielleicht sogar Keelin zu helfen.
»Sag das noch mal!«, brüllte der Mann von gerade eben unkreativ und drosch ihm ein zweites Mal die Faust in den Bauch.
Einmal mehr bewahrte Wolfgang nur der feste Griff des Mannes hinter ihm davor, zu Boden zu gehen. Er wartete verbissen, bis der Schmerz schließlich nachgelassen hatte. Dann antwortete er, jedes Wort sehr sorgfältig betonend: »Stärker als ihr Schleimscheißer allemal.«
Der Idiot hätte ihn tatsächlich noch einmal geschlagen, als hinter ihnen auf der Straße ein weiterer Gardist mit wildem Bart und rotem Wams auftauchte, eine lederne Tasche über der Schulter und einen glatzköpfigen, dürren Jungen vor sich herschiebend. Die Handgelenke des Jungen waren hinter seinem Rücken gefesselt, er selbst starrte zu Boden.
»Seht, wen ich hier gefunden habe!«, rief der bärtige Gardist schon von weitem.
Wolfgang starrte den beiden fassungslos entgegen. Es war Keelin. Er hatte einen Moment gebraucht, um sie wiederzuerkennen, mit Glatze und in der Kluft eines Stalljungen, doch sie war es,zweifellos! Er spürte, wie all sein Blut in die Beine versackte. Eine lähmende Leere machte sich in ihm breit. Bei Thor und Odin, wie hatte sie sich nur gefangen nehmen lassen können?
Wahrscheinlich ungefähr so wie du selbst
, schalt ihn eine innere Stimme, doch er wollte nicht auf sie hören, so erschrocken war er. Gerade eben hatte er noch vermutet, sein Leben nicht umsonst hergeben zu müssen, nun aber …
Der Prügler hatte ebenfalls innegehalten, die Faust noch immer zum Schlag erhoben. »Wer ist das?«, wollte er wissen.
Ein anderer wusste die Antwort: »Den Burschen haben wir doch auf der Bäckersgasse am Marktplatz gesehen. Was ist mit ihm?«
»Er ist der kleine Bastard, der Tardus abgemurkst hat!«, erklärte der Bärtige. »Er hat immer noch sein Blut in den Klamotten!«
Die anderen wechselten kurz Blicke. »Aber wenn der Typ oben im Rathaus gewesen war …« Wie ein Mann sahen sie abrupt zu Wolfgang. »… dann hat der hier doch keine Ahnung von dem Buch!«
Wolfgang musste einen weiteren Hieb einstecken, der ihn taumeln ließ, weil der Mann hinter ihm seinen Griff nun etwas lockerer hielt als zuvor. Fassungslos hörte er zu, wie der Bärtige sagte: »Das Buch ist hier in der Tasche. Was ist mit dem hier?«
»Du hast das Buch?«, fragte jemand fassungslos.
»Ich habe das Buch. Wir können die Suche abblasen. Wollt ihr mir trotzdem sagen, was das für ein Kerl ist, den ihr da geschnappt habt?«
Die Gardisten redeten kurz durcheinander, doch schließlich gestand ihm einer eine Antwort zu: »Der Bastard ist aus dem Gefängnis ausgebrochen. Das ist der Hexer vom Marktplatz.«
»Wie ist er denn aus dem Verlies rausgekommen?«
»Flavus und Tatrix haben sich von ihm übertölpeln lassen. Tertius war wohl auch irgendwie daran –«
»Wer ist das denn?«, rief der bärtige Gardist
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