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Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition)

Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition)

Titel: Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Saumweber
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sondern Keelin erwartungsvoll ansah. Keelin erinnerte sich daran, dass sie ihm das Buch geben wollte. Sie schlüpfte aus dem Henkel der Tasche und überreichte sie ihm. »Viel Glück mit der Übersetzung.«
    »Danke sehr, Keelin.« Uirolec deutete eine Verbeugung an, bevor er sich zurück zu Bauer wandte. »Wo kann ich arbeiten?«
    Dieser dachte kurz nach. »Am meisten Platz haben Sie vermutlich dort oben.« Er deutete damit auf den Tisch auf dem Podest. »Die … Dekoration … kann man abräumen.«
    »Habt Dank.« Damit stand er auf, stieg auf das Podest und setzte sich an den Tisch. Aus seiner Jacke zog er einen ganzenStapel braunen, dicht beschriebenen Pergamentes und begann, es auf dem Tisch auszubreiten. »Ich bräuchte Papier und Stifte«, murmelte er dabei. Die Blicke der anderen, die ihm gefolgt waren und noch immer an ihm hefteten, bemerkte er gar nicht.
    Und damit begann seine Arbeit. Die Arbeit, von der sie alle hofften, dass sie ihnen die Waffen in die Hand legten, die Schatten zu schlagen. Keelin drückte ihm die Daumen. Das – und nur das allein! – würde vielleicht all die Opfer rechtfertigen, die sie alle in den letzten Monaten erbracht hatten.

Bei Kêr Bagbeg /Åndalsnes am Romsdalsfjord, Norwegen
    Freitag, 10. Dezember 1999
    Die Innenwelt
     
    Es war eine laue Nacht, zumindest für die Jahreszeit. Ein paar Wolken hingen am Nachthimmel, zwischen denen die Sterne und eine dünne Mondsichel für etwas Licht sorgten – nicht viel, aber genug, um nicht in völliger Finsternis herumirren zu müssen. Der Wind kam von Westen, so wie es der Plan vorsah. Aus der Ferne hörten sie die Brandung auf dem Kiesstrand vor der Stadt. Es war ruhig, ruhig und friedlich.
    Seog lag mit Gwezhenneg und seinen Männern am Hang des Aksla, dem Hausberg Kêr Bagbegs. Vor etwa zwei Stunden hatten sie die Raumafurt überquert, nachdem sie in einer Nacht-und-Nebel-Aktion die Wächter getötet hatten. Es war einfach gewesen, einfacher, als Seog erwartet hätte. Doch es war wohl nicht das erste Mal, dass Derrien und Murdoch klammheimlich Leute umbrachten. Seog selbst hatte nicht viel tun müssen, außer leise zu sein und aufzupassen, dass den beiden anderen niemand entkam.
    Und nun warteten sie, warteten darauf, dass am Nordufer des Fjords ein Feuer ausbrechen würde, dort, wo der Weiler Mael Koad 34 lag. Es war die Ablenkung, die der Plan vorsah. Ohne das Feuer würde Derrien möglicherweise alles abblasen.
    Seog war nervös. Es kostete all seine Selbstdisziplin, ruhig liegen zu bleiben, sich nicht hin- und herzuwälzen, nicht aufzustehen und auf- und abzugehen. Er wusste, dass er sonst nur seine Männer nervös machen würde, und das konnten sie sich nicht erlauben, insbesondere nicht heute. Heute Nacht ging es in dieHöhle des Löwen. Wenn heute etwas schiefging, würde wahrscheinlich ein Großteil der Waldläufer umkommen. Nicht, dass Seog den Tod fürchtete – aber er hatte sich fest vorgenommen, seine Männer durch diese Nacht zu bringen. Er wollte sich später nicht als Lügner und Versager beschimpfen lassen, am wenigsten von sich selbst.
    Über sich hörte er im Gestrüpp Schritte rascheln. Er sah sich um und erkannte Derrien und Murdoch zu sich herabsteigen. Der Anführer der Waldläufer war etwas kleiner als Seog selbst, doch ansonsten war der Druide alles, was Seog selbst gern gewesen wäre – ein begnadeter Taktiker und genialer Anführer, mit einem Selbstbewusstsein ausgestattet, das auf andere abstrahlte und sie ermutigte und mit sich riss. Seog hatte Derrien noch nie unsicher erlebt. Seine Bewunderung für ihn kannte keine Grenzen. Im Gegenzug war Murdoch alles, was Seog nicht sein wollte. Der Mann besaß zwar ein ebensolches Selbstbewusstsein, doch abgesehen davon verachtete Seog ihn. Er wollte ihn nicht verachten, wollte ihm Respekt entgegenbringen, wollte ihn schätzen, so wie es einem Druiden gebührte, der ein so guter Kämpfer war, ein so erfolgreicher Krieger. Doch es gelang ihm einfach nicht. Murdoch war der Inbegriff dessen, was ihm seine Eltern als Abschaum erklärt hatten, ein perverser, schmutziger Kerl, gewalttätig und grob, kaum am Leben oder Wohlergehen seiner Untergebenen interessiert. Er stank schlimmer als eine Latrine, nach faulen Zähnen, obwohl der zahnlose Druide gar keine besaß, nach altem Schweiß und vergammelten Füßen, und was das Schlimmste daran war, er versuchte nicht einmal, daran etwas zu ändern. Im Gesicht hatte er noch immer das verkrustete Blut, das er seit dem Kampf um

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