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Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition)

Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition)

Titel: Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Saumweber
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nahezu sämtlicher ortsansässiger Schatten nicht Zeichen genug gewesen wäre! Abgesehen davon hatte Murdoch seitdem wirklich ausreichend Zeit gehabt, sich Ersatz zu suchen …
    Der Schotte zuckte mit den Schultern. »Ich brauche trotzdem einen Dolch.«
    Derrien verdrehte die Augen, wohl wissend, dass Murdoch das in der Dunkelheit nicht sehen würde. »Seog? Hast du einen Dolch übrig?«
    »Nein, Herr. Ich habe nur den einen.« Der Bretone klang ärgerlich, wie immer, wenn Derrien ihm einen Befehl erteilte. Auch er besaß ein Temperament, das stets darauf zu warten schien, auszubrechen. Komisch – Derrien fiel auf, dass er Seog noch nie schreien gehört hatte. Offenbar hatte der junge Kämpfer-Druide seine Wut ziemlich gut im Griff.
    »Gib ihn ihm!«, befahl Derrien mit einem Seufzer. Er wusste, dass Seog das nicht gefallen würde. Doch er konnte und wollte sich hier und jetzt nicht mit den Befindlichkeiten seiner Druiden aufhalten – Seog würde seinen Befehl schließlich akzeptieren, während Murdoch vermutlich so lange bocken würde, bis er seinen Willen bekam.
    »Herr!« Nun klang Seog nicht mehr ärgerlich, sondern wütend. »Ich brauche ihn! In den Hallen –«
    – ist ein Schwert zu lang und unhandlich!
, hatte Seog sagen wollen, doch Derrien schnitt ihm das Wort ab. »Stiehl dir einen Dolch von deinem ersten erschlagenen Gegner, und alles ist wieder inOrdnung. Oder zweifelst du daran, deinen ersten Gegner besiegen zu können?«
    »Nein, Herr, aber –«
    »Dann hör auf, dich zu beschweren! Los jetzt! Wir haben nicht die ganze Nacht Zeit!«
    Damit beendete er die Diskussion und stieg endlich über die hüfthohe Mauer. Geduckt lief er los, gefolgt von Murdoch, Jarl Ivar, der idiotischerweise diese ganze Diskussion mit angehört hatte und sich vermutlich seinen ganz eigenen Teil dazu denken würde, und dem Rest von Tavocs Männern. Seog blieb zurück. Sein Platz war im hinteren Teil der Kolonne bei seinem Hauptmann Gwezhenneg.
    Mit langen, zügigen Schritten überquerte Derrien die Wiese. In der Rechten trug er einen Kurzbogen, den er in Kêr Duchenn Derv von einem toten Fomorer genommen hatte, in der Linken einen dazugehörigen Pfeil. Falls ein Wächter auftauchte, so hoffte Derrien, könnte er ihn damit töten, bevor dieser die Chance hatte zu schreien.
    So weit zumindest die Theorie …
    Bei den ersten Gebäuden angekommen, blickte sich Derrien noch einmal um. Noch immer sah er keine Wachen in der Nähe. Ob sich die Schatten tatsächlich auf ihre beiden Wachposten an Brücke und Furt verließen? Möglich war es zumindest … Überhaupt war die Sicherung der Region nicht besonders effektiv, sonst hätten sich Gautrek und seine fünfzig Mann zwei Tage vorher auch kaum an Kêr Bagbeg und Isabeg vorbeischleichen können, ohne aufzufallen. Ob Rushai seine Ranger wohl woanders im Einsatz hatte? Plante der Schwarze Baum etwa schon weitere Feldzüge? Oder bedrohten ihn die Germanen aus dem Osten?
    Derrien schob den Gedanken zur Seite. Gautrek war am Ziel angekommen, sein Ablenkungsangriff hatte funktioniert. Nun lag es an ihm, an Derrien, das Ganze zu nutzen und dem germanischen Jarl zu demonstrieren, dass die Waldläufer schlagkräftig genug waren, die Unterstützung des Waldes zu verdienen. Sosehres Derrien auch irritierte, er brauchte den Wald, um Rushai aus dem Tal des Romsdalsfjordes zu vertreiben.
    Schnell ging er weiter durch die Gassen und Höfe Kêr Bagbegs, dabei die wenigen größeren Straßen der Stadt vermeidend. Es fiel ihm nicht schwer, den Weg zu finden, schließlich war er hier aufgewachsen. Alles war ruhig. Keine patrouillierenden Soldaten, kein Schatten, der seinen Geschäften nachging, kein Fomorer oder Kriegsgefangener, der die Ausgangssperre brach. Selbst die Hunde hatten noch nicht angeschlagen. Vielleicht war der Wind tatsächlich stark genug, den Geruch seiner Waldläufer auf direktem Wege nach hinten weg aus der Stadt zu blasen …
    Vielleicht hatten sie einfach nur Glück.
    Und vielleicht ist das alles ein klein wenig
zu
still.
    Derriens Hand ging zu
Waldsegens
Heft. Ein Stoßgebet zu Eule aktivierte seine Nachtsicht. Langsam und vorsichtig schlich er weiter.
     
    Seog war noch immer nervös, so nervös wie zuletzt bei der Schlacht von Espeland. Auch dort hatte ein ganzer Haufen Menschen unter seinem Kommando gestanden, und auch dort war die Möglichkeit gegeben gewesen, sie alle durch einen Fehler seinerseits in den Tod zu schicken. Bisher schien alles wunderbar zu funktionieren, und

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