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Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition)

Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition)

Titel: Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Saumweber
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ihr vor die flammenspeienden Nüstern gekommen war. In der Nacht seiner Beschwörung hatte das Monster in Utgard 17 halb Hamburg in Schutt und Asche gelegt. Als Wolfgang das letzte Mal nach Midgard 18 gewechselt war und somit keine Nachrichten mehr hören konnte, waren die Brände noch keineswegs unter Kontrolle gewesen – und all dies, nachdem das Monster in einem beachtlichen Zweikampf einen
zweiten
Dämon aus der Stadt vertrieben hatte.
    Das war gestern Nacht gewesen, der Nacht von Sonntag aufMontag, vom einunddreißigsten Oktober auf den ersten November.
Halloween.
Ein Halloween, das Hamburg die nächsten hundert Jahre nicht vergessen würde. Die Erschöpfung dieser Horrornacht saß Wolfgang tief in den Knochen, obwohl er heute beinahe den ganzen Tag geschlafen hatte. Alpträume hatten ihn geplagt, und natürlich der Kummer über Veronika, als am frühen Abend die Nachricht über die Schlacht auf der Trollstigenfestung durchgekommen war. Doch Herwarth hatte ihm keine Zeit zum Trauern gegeben, hatte darauf gedrängt, seinen Krieg der Raubzüge und Plünderungen fortzuführen, so schnell es ging. »Das Scheißvieh«, hatte der Fürst laut und selbstüberzeugt über den Dämon behauptet, »hat in einer Nacht soviel Energie verbrannt, wie ein hundertjähriger Geist in zehn Jahren nicht aufbringen kann.« Herwarth setzte darauf, dass sich der Dämon jetzt erst einmal erholen musste.
    Wolfgang betete zu Wotan, dass dies stimmte. Denn wenn nicht, wenn die Sachsen in dieser Nacht auf das Monster stießen, war das ihr aller Todesurteil, das musste man schlichtweg akzeptieren. Vielleicht würden sich zwei oder drei schwimmend retten können, doch das hätte weder etwas mit Geschick noch mit Verstand zu tun, sondern allein mit dem Glück, von dem Dämon übersehen zu werden. Einmal hatte Wolfgang bereits dieses Glück gehabt – auf ein zweites Mal konnte und wollte er nicht spekulieren.
    Tatsache war, dass niemand wusste, wo die Kraft eines Dämons seine Grenzen hatte. Vielleicht war er tatsächlich erschöpft und musste sich ausruhen – vielleicht war das Monster aber noch so frisch, dass es problemlos nach Berlin oder Dresden oder sonst wohin fliegen und eine zweite oder gar dritte Stadt abfackeln konnte. Niemand wusste es. Herwarth spielte ein riskantes Spiel. Doch Wolfgang hatte es sich verkniffen, diesbezüglich etwas zu sagen – er kannte den Fürsten gut genug, um zu wissen, dass Herwarth ohnehin nicht auf ihn gehört hätte.
    Aber die Nacht blieb ruhig, schwarz in grau, grau in schwarz, ohne jegliche Spur eines roten Schimmers, der die Anwesenheit von Magie in den Nebeln angezeigt hätte. Langsam, sehr langsamließ der Gestank nach Fäulnis und Altöl nach, und schließlich erkannte Wolfgang vor sich zur Linken die Einmündung eines breiten Stromes.
    »Süderelbe voraus«, meldete er. »Etwa hundert Meter.«
    Kurz darauf erreichten sie den Zusammenfluss. Mit einemmal war der ölige Nebel verschwunden, der Fäulnisgestank verblasen, als die neue Strömung das Boot erfasste. Sie hatten die Schattennebel hinter sich gelassen, nun mussten sie nur noch die Süderelbe hinauf zur Harburg.
    Herwarth wartete mit dem Wendemanöver, bis das Boot sicher im Strom lag. Erst dann gab der Fürst neue Befehle: »Ruderer backbord langsam zurück! Steuerbord langsam voran!« Mit leisen Rufen gab er den Männern den Takt vor.
    Ohne Vorwärtsschub, sich mit der Strömung treiben lassend, drehte sich das Langschiff langsam herum, bis sein Bug genau entgegen der Strömung stand.
    »Alle vorwärts!«, rief Herwarth.
    Ein Ruck ging durch das Boot, als es sich nun mit lauterem Plätschern gegen die Strömung stemmte. Bald schon begannen die Ruderer heftiger zu atmen, als sie der schnellere Rhythmus des Fürsten außer Puste brachte. Erneut war Wolfgang froh, nicht selbst rudern zu müssen. Eine solche Anstrengung hätte er in dieser Nacht vermutlich nicht mehr zustande gebracht.
    Als ihm kalter Ostwind ins Gesicht blies, holte er eine Mütze aus der Tasche seines Umhangs und zog sie über seinen Kopf. Er beschloss, zumindest den Zauber für seine verschärften Sinne vorerst fallenzulassen. So fern von Hamburg glaubte er nicht mehr, noch auf Trolle zu stoßen, und vor Phantomen –
oder dem Dämon
– würde ihn auch das Magiegespür alleine warnen.
    Ein paar Sterne sowie eine dünne Mondsichel tauchten zwischen den Wolken am Himmel auf, während sich das Boot langsam die Süderelbe hinaufkämpfte. In einem Wäldchen am Ufer buhte ein

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