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Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition)

Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition)

Titel: Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Saumweber
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seinem Plan zu berichten.

WOLFGANG (1)
     
     
    Elbwatt bei Hamburg, Deutschland
    Montag, 01. November 1999
    Die Innenwelt
     
    Wolfgang sank in die Knie und schloss die Augen. Erschöpft lauschte er in sich hinein, folgte dem hämmernden Pulsschlag in seinen Ohren, dem rasselnden Atem in seiner Brust. Seine Arme zitterten, seine Hände waren so kraftlos, dass ihm das Kurzschwert entglitt und mit einem schmatzenden Geräusch in den Wattschlamm fiel. Nur langsam ließ der Schmerz der vielen Schrammen und Verletzungen nach, als seine Regeneration die Wunden heilte. Bald würde nichts an seinem Körper mehr an diese Nacht erinnern.
    Der Körper vergisst
, dachte er müde,
aber die Seele bleibt narbengezeichnet zurück …
Sein rechtes Lid begann nervös zu zucken. Er presste die Augen zusammen, was es für den Moment besser machte. Aber es würde wiederkommen, da machte er sich nichts vor.
    Um ihn herum hörte er das Weinen von Frauen und Kindern. Er hörte die Stiefel von Herwarths Sachsenkriegern im Watt schmatzen, hörte, wie sie die Leichen der gefallenen Trolle plünderten, hörte, wie sie ihnen die Kleider von den Leibern zogen und mit Dolchen die Ringe von den Fingern schnitten. Er hörte, wie sie die Verwundeten versorgten, die vier überlebenden der zehn Krieger, die mit Wolfgang den Schildwall gehalten hatten, bis Herwarths Boot endlich aus den Nebeln aufgetaucht war. Er hörte auch, wie sie die sechs Toten zurück zum Boot schafften. Sechs Mann, die in Wolfgangs Führung vertraut hatten und die dabei umgekommen waren. Und wäre Herwarth auch nur fünf Minuten später gekommen, hätte es niemand von seinem Trupp mehr lebend aus den Schattennebeln Hamburgs heraus geschafft.
    Nicht einmal ich selbst.
    Einmal mehr war er nur knapp mit dem Leben davongekommen, wie so oft in den letzten Wochen.
Zu
oft. Die ständige Todesgefahr zermürbte ihn, und er ertappte sich bei dem Gedanken, die sechs Gefallenen zu beneiden. Gemäß dem germanischen Glauben saßen sie nun auf den Bänken in Wotans Halle in Walhall und feierten eine endlose Party.
    So wie Gudrun.
    Hilflos ballte er die Hände zu Fäusten, aber das würde sie nicht zurückbringen. Nichts würde sie wieder zurückbringen, sie war gefallen, oben in Norwegen, die Liebe seines Lebens, während er selbst in Deutschland war und vergebens versucht hatte, das große Ritual der Hamburger Schatten aufzuhalten.
    Die Krieger machten einen Bogen um ihn – er war ein Jarl, somit ein Magier 16 und Anführer, und sie wussten nicht, wie sie mit seiner sonderbaren Haltung und Stimmung umzugehen hatten. Wolfgang war ohnehin nicht nach Reden zumute. Doch er würde reden müssen – schwere Schritte stapften auf ihn zu, und er wusste nur zu gut, zu wem sie gehörten.
    »Ihr seid zu spät«, murmelte Wolfgang, noch immer ohne die Augen zu öffnen.
    »Zu spät?«, erwiderte von oben Fürst Herwarths tiefe Stimme. »Für mich sieht es so aus, als ob wir genau zur richtigen Zeit gekommen wären!«
    Wolfgang verzog das Gesicht.
Vielleicht zum richtigen Zeitpunkt, um den größtmöglichen Schaden unter der Trollpatrouille anzurichten. Aber zu spät für die Krieger, die Ihr mir mitgegeben habt!
»Sechs der Männer sind tot. Für mich ist das nicht der richtige Zeitpunkt …«
    »Ich weiß. Aber dafür haben wir ein Dutzend ihrer Trolle erschlagen. Ein Dutzend Trolle und zwei Schatten gegen sechs Krieger –«
    Wütend öffnete Wolfgang die Augen. Es war eine düstere Nacht,mit dunklen Wolken am Himmel und öligen Nebelschwaden über der Erde. Trotz der Fackeln, die einige der Sachsenkrieger trugen, war Herwarth nicht viel mehr als ein großer, breitschultriger Umriss in der Finsternis über ihm. »Ja und?«, brauste Wolfgang auf. »Ihr haltet das wohl für einen guten Tausch, wie? Als ob es nur auf die Zahlen ankommen würde! Aber es geht hier nicht nur um Zahlen! Das waren sechs Menschen, Männer unter meinem Kommando!«
    Herwarth machte einen Schritt auf Wolfgang zu, packte ihn an den Rändern seines Helms und zerrte ihn daran auf die Beine. »Hör mir zu, Junge«, zischte der Fürst, leise genug, dass ihn seine Männer nicht verstanden, aber nicht so leise, dass Wolfgang seine Wut überhören konnte, »du hast es falsch verstanden. Komplett falsch. Krieg bedeutet sehr wohl Zahlen, Krieg ist Mathematik und Logistik! Du gewinnst eine Schlacht, indem du ihnen mehr wehtust, als sie dir wehtun, und darauf kommt es an, auf gewonnene Schlachten! Wir haben ein Dutzend von ihnen getötet

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