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Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition)

Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition)

Titel: Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Saumweber
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Kauz, von irgendwoher kam das Platschen eines gesprungenen Fisches. Haribert, einer von Wolfgangs vier Überlebenden, begann laut zu schnarchen, als ihn die Anspannung desSchattennebels verließ und er in tiefen Schlaf fiel. Als ob dies ein Startsignal gewesen wäre, erwachten auch die Frauen aus ihrer Angststarre und versuchten, es sich auf dem engen Raum etwas bequemer zu machen. Leise Unterhaltungen kamen auf.
    »Wolfgang?«, rief Herwarth von hinten.
    »Herr?«
    »Leg dich schlafen. Wenn uns der Dämon fressen wollte, hätte er uns längst angegriffen.«
    »Wie befohlen.« Wolfgang war müde genug, um dem Befehl Folge zu leisten, ohne groß darüber nachzudenken. Er wickelte sich ganz in seinen Umhang, drehte sich im Bug herum und zog die Kapuze über die Mütze tief ins Gesicht. Müde schloss er die Augen.
     
    »Wir sind da! Wacht auf, Herr!«
    Wolfgang zwinkerte verschlafen, bevor er sich Kapuze und Mütze aus dem Gesicht streifte und sich in eine sitzende Position aufrichtete. »War irgendetwas?«, fragte er. Im nächsten Moment schalt er sich selbst dafür. Man hätte ihn kaum schlafen lassen, wenn etwas passiert wäre.
    Im Osten hatte die Morgendämmerung begonnen. Dünne Nebelschleier hingen über dem Wasser, während am grauen Himmel langsam die letzten Sterne verblassten. Die Wolken der Nacht hatten sich größtenteils verzogen.
    Etwa fünfhundert Meter vor dem Boot lag eine mit einem Palisadenwall umringte Insel, auf deren Mitte sich ein steinerner Turm erhob. Vom Südufer her war ein Damm aufgeschüttet, der bis zur Insel reichte und sie mit dem Land verband. Der Damm schirmte das Wasser flussabwärts von der Strömung ab und bildete somit einen idealen Anlegepunkt, in dessen Schutz bereits sechs Langboote Seite an Seite am Ufer lagen. Auf dem Damm darüber patrouillierten Wachen, zwei weitere hielten vom Dach des Turms aus Ausschau.
    Die nach oben gezogenen Bug- und Heckspriete germanischer Langboote waren normalerweise mit geschnitzten Figuren versehen, die dazu dienten, bösartige oder feindliche Geister zu verscheuchen.Doch die Harburg war freundliches Gebiet, deren Geister Herwarth nicht erschrecken wollte, deshalb ließ er nun die Figuren abnehmen und in der Bilge verstauen. Als das Boot das ruhige Wasser unterhalb des Damms erreichte, gab der Fürst den Befehl, die Riemen einzuziehen. Die restlichen Meter glitten sie auf dem Schwung ihrer bisherigen Fahrt dahin, bis der Bootsrumpf schließlich knirschend auf den Grund traf. Der Bug schob sich einen Meter weit den Damm hoch, bis das Boot festgefahren liegenblieb.
    Aus dem Tor der Harburg kam ungefähr ein Dutzend Männer gelaufen, um ihnen zu helfen. Herwarth begann sofort, Befehle zu verteilen – es gab Verwundete und Tote zu versorgen, sie hatten einen kleinen Berg Ausrüstung erobert, die Frauen und Kinder waren einzuquartieren, bis sie mit dem nächsten Versorgungstrupp nach Süden in Herwarths Siedlungsgebiet um Lhiuniburc 19 gebracht werden konnten.
    Keiner dieser Befehle betraf Wolfgang. Er stieg über die Bordwand und kletterte den Damm hinauf. Oben kam ihm Æthelbert entgegen, der Kommandant der Harburg. Wasserblaue Augen über dicken Tränensäcken sahen Wolfgang fragend an. »Wie ist es gelaufen?«
    »Das kommt darauf an, ob du bereit bist, das Ganze mathematisch zu sehen«, gab Wolfgang unwirsch zurück. Er hatte keine Lust, darüber zu sprechen.
    Æthelberts Augen zogen sich ärgerlich zusammen, doch er fragte nicht weiter. Stattdessen rief er zum Boot hinab: »Fürst Herwarth, willkommen zurück. Ich habe ein paar gute Neuigkeiten für Euch!«
    Wolfgang hielt inne. Gute Nachrichten waren selten geworden in diesen Tagen.
    »Was?«, blaffte Herwarth.
    »Wir haben eine Gefangene.«
    »So. Warte!« Herwarth gab einem seiner Männer noch einenletzten Befehl, bevor er schließlich von Bord ging und zu ihnen auf den Damm geklettert kam. »So«, meinte er dann noch einmal, diesmal mit deutlich leiserer Stimme. »Was für eine Gefangene?«
    »Eine der Kelten, die in der Nacht des
storthings
20 geflohen sind.«
    Wolfgang sog scharf die Luft ein. Die große Versammlung vor einem knappen Monat, bei der die Germanen eigentlich einen Waffenstillstand mit den Kelten und den anderen Stämmen hatten schließen wollen, war ein Fiasko gewesen. Gleich in der ersten Nacht hatte ein Attentäter versucht, Gudrun zu töten. Im daraus entstandenen Chaos war es zu Kämpfen zwischen Germanen und den Gesandten der anderen Völker gekommen, zu Verwundeten und

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