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Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition)

Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition)

Titel: Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Saumweber
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länger Zeit zu vertrödeln. »Ich komme«, murmelte er und packte seine Sachen zusammen.
    Seine Besitztümer waren nicht zahlreich, gerade mal eine Trinkflasche, die ihr Leben als Plastikbierflasche begonnen hatte, ein Bündel frischer Wäsche, geklaut in einem Bekleidungsgeschäft in Stavanger, sowie die schmutziggelbe Regenjacke eines in der Nacht erfrorenen Penners aus Hirthals. Er spielte kurz mit dem Gedanken, die Sachen hier einfach liegen zu lassen – schließlich hatte er in seiner Bude in der Stadt genügend eigenes Zeug –, aber er entschied sich dagegen. Man wusste ja nie. Er schlüpfte in die Regenjacke, was ihm mit seinem gelähmten rechten Arm nicht leichtfiel, trank das restliche Wasser in der Bierflasche aus und stopfte den Plunder dann in einen kleinen Rucksack.
    »Hamburg hat uns reich gemacht«, kommentierte Spider. Wie Armstrong war er eins achtzig, doch hier endeten sämtliche Gemeinsamkeiten: Wo Armstrong breit war, war Spider schmal, Armstrongs Hauttyp war dunkel, während Spider ein Albino war, aus dessen blasser Haut die Adern hervorstachen, wie mit blauem Farbstift aufgemalt. Seine roten Augen funkelten zynisch, als er hinzufügte: »Reich und mächtig.«
    Mickey machte sich nicht die Mühe, ihm zu antworten. Stattdessen trat er an ihm vorbei und übernahm die Führung seines kleinen Rudels. In den spiegelnden Fenstern des Speiseraums sah er, dass Armstrong ihm dichtauf folgte, während Spider mit einer spöttischen Verbeugung Colt den Vortritt ließ und selbst die Nachhut übernahm. Über eine der Treppen erreichten sie schnelldas Hauptdeck, wo an der Landebrücke ein gelangweilter Steward wartete.
    »Großartiger Job«, kommentierte Armstrong hämisch. »Macht es Spaß, Junge?« Der Mann holte Luft für eine Antwort, doch Armstrong beruhigte ihn mit einer Geste. »Hier, haste was für deine Geduld. Kauf dir ’n Drink oder was.« Er drückte dem Steward etwas in die Hand, bevor er den anderen über die Gangway auf den Kai folgte.
    »Was hast du ihm gegeben?«, fragte Mickey müde. »Eine Krone?« Er kannte seine Ratten gut genug und konnte sich nicht vorstellen, dass Armstrong die Gelegenheit ausgelassen hatte, den Mann noch weiter zu provozieren.
    »Einen Hosenknopf. Meinen
letzten
Hosenknopf. Ich sag dir, das Arschloch, von dem ich die Klamotten habe, hat sich einen Dreck um seine Sachen gekümmert!«
    »Es war ein verdammter Penner«, mischte sich Colt in das Gespräch. Colt war mit seinen siebzehn Jahren die jüngste Ratte des Rudels. Er war sportlich gebaut, mit seinen eins siebenundsechzig gerade so groß wie Mickey, und trug seine braunen Haare in einer grauenerregenden Vokuhila-Frisur. Seine Ohren waren mehrfach gepierct, seine braunen Augen nervös und unruhig, sein mädchenhaftes Kinn war mit mehr gutem Willen als Talent rasiert. »Was hast du erwartet? Designerscheiße von Adidas?«
    »Ach«, blaffte Armstrong, »halt die Schnauze, wenn sich Erwachsene unterhalten!«
    Mickey ignorierte das Gezanke seiner Rudelratten und zog die Jacke enger um sich. Nach dem beheizten Speiseraum des Fjordline-Schiffs war es draußen unangenehm kalt. Der Wind blies ihm den Regen ins Gesicht, die Tropfen trommelten in unregelmäßigem Rhythmus auf seine Kapuze und sickerten durch eine undichte Naht an seiner rechten Schulter. Bald brannten seine Augen, ein sicheres Zeichen dafür, dass der saure Regen in der Gegend noch ein bisschen saurer geworden war.
    Willkommen zu Hause, Mickey.
    Die von einer schmierigen Rußschicht bedeckten Fenster desBistros am Ende des Kais waren hell erleuchtet. Neben ein paar gewöhnlichen Gästen in speckigen Mänteln oder bunten Regenjacken saß ein Rattenmensch, der ihnen entgegenstarrte. Mickey fühlte nur zu deutlich, wie er gescannt wurde, dann sprang der Mann auf und verschwand. Kurz darauf ging die Eingangstür auf, und drei Typen erschienen. Mickey kannte sie alle – es waren Cannon und zwei seiner Rudelratten. Die beiden trugen Regenjacken, der eine blau, der andere schwarz, mit über den Kopf gezogenen Kapuzen. Nur Cannon im grauen Trenchcoat schien sich am Regen nicht zu stören. Alle drei waren noch kleiner als Mickey.
    »Hey, Cannon.«
    »Hey, Mickey. Gut, dich zu sehen. Der Alte wartet schon auf dich. Er ist
ziemlich
ungeduldig, offenbar hätte er dich schon früher zurückerwartet.«
    »Ashkaruna kann noch ein bisschen länger warten. Ihr habt uns nicht kommen sehen.«
    Cannon kratzte sich im Bart an seinem Kinn, während er aus einer Hosentasche eine

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