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Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition)

Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition)

Titel: Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Saumweber
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zugefügt.«
    Keelin spürte, wie sich gerade zwei neue Schneidezähne durch ihr Zahnfleisch bohrten, um die alten zu ersetzen. Die oberflächlichenSchürfungen und Hautverletzungen hatten sich bereits geschlossen, während sich in ihrer Brust bereits die Enden der zerbrochenen Rippen aufeinander zubewegten. Sie hatte die Kraft der Schmerzkontrolle noch immer aktiviert, weshalb sie die Unannehmlichkeiten der Regeneration nicht einmal spürte. Sie schüttelte den Kopf, spuckte dann einen Mundvoll Blut aus, bevor sie sprach. »Es ist alles in Ordnung.«
    »Ihr seht nicht so aus.«
    Keelin brachte sich in eine sitzende Position. »Doch, doch. Er hat mir nicht allzu sehr wehgetan.«
    Der Mann reichte ihr den Arm. »Hier«, murmelte er und zog sie auf die Beine. »Ich werde jemanden holen, der Euch etwas Warmes zu essen und etwas Frisches zum Anziehen bringt.« Er rümpfte dabei kurz die Nase.
    Erst jetzt fiel Keelin auf, dass der Kübel umgefallen war. Ihr Hosenbein war nass und kalt, was nicht davon kam, dass es sich voll Blut gesaugt hätte. Sie nickte dem Germanen dankend zu. »Keelin«, nannte sie ihren Namen und streckte ihm eine Hand entgegen.
    Der Mann sah sie zögernd an. »Herwarth«, brummte er schließlich und ergriff sie mit einer seiner großen Pranken. »Ich bin Fürst dieses Haufens hier, Wolfgang ist einer meiner Männer. Ich bitte Euch noch einmal um Entschuldigung.«
    »Angenommen.« Keelin versuchte ein schwaches Lächeln. »Aber ich bin wohl noch immer Eure Gefangene?«
    Er nickte. »So lange, bis wir davon überzeugt sind, dass Ihr nichts mit dem Attentäter zu tun hattet.«
    »Ich wusste bis gerade eben noch nicht einmal etwas von einem Attentat«, gab Keelin zu bedenken.
    »Das fürchte ich auch. Habt keine Angst, wir werden Euch genau erklären, was wir Euch vorwerfen, bevor Ihr Euch verteidigen müsst.« Fürst Herwarth unterdrückte ein Gähnen. »Morgen. Wir haben alle einen langen Tag hinter uns.« Er sah nachdenklich an ihr vorbei. »Einen
sehr
langen Tag. Wir sprechen uns morgen.« Damit wandte er sich um und kletterte die Leiter nach oben. Keelinhörte durch die offen stehende Falltür, wie er seinen Männern Befehle gab.
    Ein Frösteln lief durch ihren Körper. Sie setzte sich auf den Boden, zog die Beine an und schwang ihre Arme darum. Frierend wartete sie auf ihre frischen Kleider.

MICKEY (1)
     
     
    Bergen, Norwegen
    Dienstag, 02. November 1999
    Die Außenwelt
     
    Es war bereits tiefste Nacht, als die
MS Jupiter
am Bergener Kai anlegte. Im Schein der Laternen war deutlich der Nieselregen zu erkennen, das klassische Wetter, für das die Stadt in ganz Norwegen traurige Berühmtheit erlangt hatte. Nur wenige Leute waren auf den Straßen, nicht mehr als dunkle Schemen in der Finsternis, die eilig ihren Geschäften nachgingen, um so schnell wie möglich wieder nach drinnen zu verschwinden.
    Es lag nicht am Regen, wusste Mickey. Wenn die Bevölkerung Bergens etwas gewöhnt war, dann war es Regen. Nein, es waren die Schatten, die heimlichen Herrscher der Stadt, die den Leuten Angst vor der Dunkelheit machten. Nachts verschwanden Menschen. Spurlos.
    Und Mickey war nicht ganz unbeteiligt daran. Jahrelang hatte er im Auftrag der Schatten Menschen gejagt und sie mittels Bestechung, Versprechungen oder manchmal einfach nur simpler Gewalt gefügig gemacht, ihm in die großen, unterirdischen Gefängnisse zu folgen, die er extra für diesen Zweck hatte anlegen lassen. Er hatte gewusst, dass sie später auf den Opferaltären der Schatten landen oder als ihre niedersten Diener in die Innenwelt gebracht würden, eine Parallelwelt, die ihm als Rattenmenschen verschlossen blieb. Niemals hatte er seine Handlungen hinterfragt, der alte Hass, den die Rattenmenschen auf die
echten
Menschen hegten, war als Rechtfertigungsgrund immer gut genug gewesen.
    Doch seit Hamburg ist alles anders.
    Eine große Hand klopfte ihm unsanft auf die Schulter und schreckte ihn aus den Gedanken. »Kommst du oder was?«, blaffteArmstrong, eine der Ratten aus Mickeys Rudel. Der Mann war für einen Rattenmenschen beachtliche eins achtzig groß und wirkte mit seiner Bodybuilderfigur mehr wie eine Schrankwand als wie ein Rattenmensch. »Das verdammte Boot wartet nicht auf dich, weißt du?«
    Mickey brauchte nicht auf die Uhr zu sehen, um zu wissen, dass es noch ein oder zwei Stunden dauern würde, bis die
MS Jupiter
ihre Rückreise in den Süden antreten würde. Aber im Grunde hatte Armstrong Recht: Es hatte keinen Sinn, hier noch

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