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Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition)

Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition)

Titel: Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Saumweber
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herausgestürmt kam.
    »Mickey!«, rief sie und fiel ihm ohne Vorwarnung um den Hals.
    »Meine … meine Queen«, stammelte Mickey, völlig verdutzt und überrascht. Das Verhältnis zwischen ihm und ihr war bisher stets … distanzierter gewesen, und abgesehen davon stand sie imRang so hoch über ihm, dass eine Berührung zwischen ihnen beiden eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit war. Sein linker Arm schwebte für ein paar Augenblicke hinter ihrem Rücken, unschlüssig, was er mit ihm tun sollte, ehe er ihn ganz sanft um ihre Taille legte und hoffte, sie würde es nicht bemerken.
    »Mickey, du lebst!«, freute sich die Queen. »Als ich von dem Dämon erfahren habe, fürchtete ich, es wäre aus!«
    »Ihr wisst bereits von dem Dämon?«
    »Ich habe ihn bei dir gespürt, kurz bevor ich euch alle verloren habe. Erzähl mir, was passiert ist! Ur’tolosh ist ein Wasserdämon – warum hat Hamburg
gebrannt

    Ihre Umarmung wurde locker, was Mickey zum Zeichen nahm, sich nun aus ihren Armen winden zu dürfen. Nicht, dass ihm die Umarmung an sich unangenehm war … Aber sie war Queen und er nur ein Rudelanführer, und … nun … die Situation war ihm eben
doch
unangenehm.
    »Lord Tanash hat selbst einen Dämon gerufen«, fasste er die Geschehnisse in Hamburg knapp zusammen. »Dem Anschein nach einen Dämon des Feuers.«
    Die Queen schlug die Hände vor den Mund. Der Schreck ließ sie mädchenhaft erscheinen, eher wie zwanzig, nicht wie fünfunddreißig. Ihre braunen Augen wirkten im Licht der Neonröhren über dem Thronsaal groß und hilfesuchend.
    »Ja«, murmelte Mickey, als sich die Stille in die Länge zog. »Es gibt nun auch einen Dämon in Hamburg.«
    »Und sie wissen, dass wir versucht haben, sie zu stören«, fügte die Queen nachdenklich hinzu. Sie spielte dabei mit der Hand nervös am Saum ihres schmutzigen Blümchenkleides.
    »Ja«, gab Mickey zerknirscht zu, »das war mein Fehler.« Als er in Hamburg in die geheimen Gefängnisse eingestiegen war, hatten die dortigen Rattenmenschen eine seiner Körperratten erwischt. Der Verlust der Körperratte spiegelte sich in seiner Menschgestalt in seinem gelähmten Arm. Mickey würde sich davon erholen – aber er hatte keine Ahnung, wie lange es dauern würde. »Ich hätte den Kadaver mitnehmen müssen«, gestand er den Fehler ein. Früheroder später würden die Hamburger die tote Ratte finden. Es gab Rituale, um Informationen daraus zu gewinnen – Informationen, die sie Lord Tanash lieber verheimlicht hätten.
    »Es war nicht deine Schuld«, widersprach ihm die Queen. »Ashkaruna hat das zu verantworten. Er war es, der euch auf diese Mission geschickt hat. Ohne die Mission hätten wir niemals unserem Bruderclan solches Leid zugefügt.«
    »Ich fürchte, der Clan dort wird das anders sehen. Spätestens wenn Lord Tanash seine Rattenmenschen hierherschickt, haben wir Krieg.« Er erinnerte sich daran, wie schockiert sein Rudel nach ihrem Einbruch in dem Gefängnis gewesen war. Nicht etwa wegen des Gefängnisses selbst – zur Beschwörung des ersten Dämons hatte Mickeys Clan eigene, ganz ähnliche Gefängnisse geführt –, sondern weil sie Ratten getötet hatten. Wenn ein Krieg kam, würde der Brudermord weitergehen.
    »Unser Clan wird sich gut verteidigen«, erwiderte die Queen. »Unterschätze nie den Kampfesmut deines Clans! Sie haben dich zum Vorbild.«
    Ihr Kommentar brachte Mickey zum nächsten seiner Probleme: »Ich weiß nicht, wie lange ich noch das große Vorbild sein kann«, murmelte er. »Spider steht kurz davor, das Rudel zu übernehmen.«
    Die Queen sah ihn aus großen Augen an. »Und du willst mit mir darüber sprechen?«
    Mickey versuchte, ihrem Blick auszuweichen. Es war peinlich, schließlich sollte er als Anführer alleine mit seinem Rudel zurechtkommen. Noch peinlicher wäre es allerdings, es zu verlieren, weil er zu stolz gewesen war, rechtzeitig um Rat zu fragen. »Ja«, gestand er deshalb ein. »Mit wem könnte ich sonst reden?«
    »Na, zum Beispiel mit einem der Weisen.«
    Als Weise wurden Rattenmenschen bezeichnet, die zu alt geworden waren, um noch mit ihren Rudeln mitzuhalten, und sich in ein mehr oder weniger »normales« Privatleben zurückgezogen hatten. Sie hatten durch die Taten während ihres aktiven Rudellebens großes Ansehen erworben und wurden vom Clan in höchstenEhren gehalten. Momentan gab es drei Weise in Bergen, doch Mickey hatte sich nie dazu durchringen können, sie um Rat zu fragen. Ihm war das Wort der Queen stets genug

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