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Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition)

Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition)

Titel: Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Saumweber
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schüttelte schnell den Kopf und wandte sich wieder dem Bier zu, das vor ihm auf dem Tisch stand. Mickey warf dem Wirt einen skeptischen Blick zu, der jedoch abwinkte. »Ignoriert ihn einfach. Ist schon immer ein Sonderling gewesen.« Mit vorgehaltener Hand fügte er raunend »Waisenkind« hinzu, ganz so, als ob das irgendetwas erklären würde. Vielleicht tat es das auch.
    Währenddessen war Colt an den Tisch mit den Kartenspielern getreten. »Guten Abend. Ich bin Thor Landsby. Wer von euch ist Harald?«
    Einer der Männer, Mitte zwanzig, mit einer altmodischen Lesebrilleauf der grobporigen Nase, schob die Kartenhand zusammen und legte den Stapel vor sich verdeckt auf den Tisch. »Das bin ich«, meinte er. »Was willst du?« Sein Dialekt wies ihn als Nordnorweger aus –
so viel also zum Thema alles Einheimische.
Die anderen zwei, beide etwa in seinem Alter, lehnten sich in ihren Stühlen zurück, als ob sie sich von ihm distanzieren wollten.
    »Der Wirt hat gesagt, dass du dieses Jahr schon einmal für einen Deutschen gearbeitet hast.« Colt zeigte ihm das Foto. »War das zufällig der hier?«
    Harald griff nach dem Bild und schob sich die Brille auf der Nase zurecht. Während er es mit starrem Blick studierte, gab er ein nachdenkliches »Hmmmmm« von sich. Schließlich reichte er es zurück und schüttelte den Kopf, während er aus dem Fenster sah. »Nein. Noch nie gesehen.«
    Mickey verbarg seine Überraschung. Er hätte nicht damit gerechnet, doch der Mann log. Die Zeichen waren alle da: Er wich Colts Blick aus, er hatte viel zu lange für seine Antwort gebraucht, und er schwitzte so sehr, dass seine Finger Schweißflecken auf dem Ausdruck hinterlassen hatten.
    Auch Colt war etwas aufgefallen. Er zog die Augenbrauen zusammen und hakte nach: »Was arbeitest du, Harald?«
    »Ich bin Elektroniker.« Harald hatte Colts Skepsis bemerkt. Mit einem abweisenden Gesichtsausdruck verschränkte er seine Arme vor der Brust.
    »Und du bist dir sicher, dass du ihn noch nie gesehen hast? Wir sind Polizisten, du weißt, dass du in Schwierigkeiten kommst, wenn du uns anlügst!«
    »Ich bin doch nicht bescheuert!« Diesmal sah Harald Colt in die Augen. »Nein, ich habe ihn noch nie gesehen!«
    Colt sah erneut hilfesuchend zu Mickey. Dieser zuckte mit den Schultern und meinte: »Wenn er ihn nicht kennt, haben wir hier nichts mehr zu tun. Lasst uns weiterschauen.« Laut, so dass alle im Raum ihn hören konnten, fügte er hinzu: »Noch einen schönen Abend, auf Wiedersehen.« Er winkte den Jungen hinter sich her und ging nach draußen.
    Colt eilte ihm hinterher. Nachdem sie beide im mittlerweile stärker gewordenen Regen die Kapuzen aufgezogen hatten, fragte er: »Der hat doch gelogen, oder?« Als Mickey zur Antwort nur kurz nickte, fragte der Junge weiter: »Und warum sind wir dann einfach gegangen?«
    »Da drinnen hätten wir nichts machen können«, erklärte Mickey. »Aber keine Angst, wir sind noch nicht fertig mit Harald.« Er angelte das Funkgerät aus der Tasche seiner Jacke und sprach leise hinein: »Schneewittchen für den bösen Wolf!«
    Es dauerte nicht lange, bis sich Spider meldete: »Ha, ha, selten so gelacht, Boss. Was gibt es?«
    »Könnt ihr weg?«
    »Gib uns zehn Minuten
    »Ich gebe dir fünf. Seht zu, dass ihr zum
Rorbua
kommt. Passt auf, dass euch unsere Freunde nicht sehen.« Das hier war schließlich ihre Entdeckung und nicht Tarakirs. Wenn es nach Mickey ginge, konnten sich die beiden Schatten die Nacht hindurch mit Klingelputz beschäftigen, je mehr Regen, desto besser.
    »Wird gemacht, Boss.«
    Mickey versenkte das Funkgerät wieder in seiner Tasche und eilte auf die andere Straßenseite, wo ihnen ein Laden mit überdachter Auslage etwas Schutz vor dem Wetter bot. Er kramte seine letzten beiden Zigaretten hervor, teilte sie brüderlich mit dem Jungen und zog, als sie endlich brannten, genüsslich den Rauch in die Lungen. Dann warf er die leere Packung in den Rinnstein und sah zu, wie sie in der nächsten Kanalöffnung verschwand.

DERRIEN (2)
     
     
    Trollstigen-Pass, Norwegen
    Mittwoch, 03. November 1999
    Die Innenwelt
     
    Kälte umfing Derrien, als er wieder zu Bewusstsein kam. Sie war in seinen Körper gekrochen und hatte sich tief in seinen Knochen festgesetzt, sie betäubte seine Haut und verlangsamte seinen Verstand. Jeder Atemzug brannte in seinen Lungen. Die Haare in seiner Nase waren gefroren, seine Wimpern eisverklebt.
    Aber er lebte. Bei allen Göttern, er lebte! Er atmete durch, tiefe,

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