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Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition)

Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition)

Titel: Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Saumweber
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Moment habe ich gedacht, Ihr würdet uns fressen«, meinte Gwenhael, während sie die Treppe hinaufstiegen.
    »Still!«, zischte Derrien. Abgesehen davon, dass sie der Festunginzwischen sehr nahe waren und möglicherweise tatsächlich gehört werden konnten, war ihm die Sache auch ein wenig peinlich. Er hatte den Bären noch immer nicht so gut unter Kontrolle, wie er sich wünschte. Es war eine knappe Angelegenheit gewesen – um ein Haar wäre es ihm nicht gelungen, das Tier zurückzuhalten. Die eigenen Männer
aufzufressen
wäre so ziemlich das unrühmlichste Ende dieser Mission gewesen, das er sich vorstellen konnte.
    Schweigend stiegen sie weiter die Treppe hinauf. Die Stufen waren glatt, der Schnee längst von Tausenden von Stiefeln zu blankem Eis poliert. Die Eisennägel, die sie an ihre Stiefel geschnallt hatten, waren bitter nötig, um nicht mit jedem Schritt einen schweren Sturz zu riskieren.
    Aufmerksam beobachtete Derrien den Turm über ihnen. Er war bereits seit gut zwanzig Minuten zu erkennen, doch er machte sich keine Sorgen, von dort gesehen zu werden. Hinter den Schießscharten war der flackernde Schein von Fackeln oder Lampen zu erkennen, die mit Sicherheit sämtliche Nachtsicht der Bewacher ruinierte. Natürlich war es idiotisch, nachts Wachdienst an einem Feuer zu leisten. Aber wer rechnete schon damit, dass die Waldläufer nach ihrem Verrat und der Hilfe, die sie den Nain bei der Eroberung Trollstigens geleistet hatten, zwei Tage später selbst die Burg angreifen würden? Und dies auch noch von der falschen Seite, von der Seite der Treppe? Dort
konnten
gar keine Waldläufer sein! Im Tal waren so viele Nain, dass sich kein noch so guter Waldläufer an ihnen hätte vorbeischleichen können, und vom Pass aus war der einzige Zugang der über die Festung.
    Es sei denn, man sprang den Abhang hinunter. Derrien grinste kalt.
    Ein paar Minuten später erreichten sie schließlich den schmalen Felssims direkt am Fuße des Glockenturms, nicht größer als drei mal drei Meter. Nicht genug für eine Ramme, kaum ausreichend für mehr als drei oder vier Leitern dicht nebeneinander, unter direkter Sicht von acht Schießscharten. Das Dach des Turms war ebenso wie die Mauern mit großen Zinnen bewehrt,hinter denen weitere Bogenschützen Deckung finden konnten. Dies war der Grund für die Uneinnehmbarkeit Trollstigens. Alles, was es sonst noch brauchte, um die Festung bis in alle Ewigkeit zu halten, war Wachsamkeit.
    Der flackernde Schein und die Umrisse eines einzelnen Wachmannes lösten sich von der Tür zum Turm und bewegten sich den Wehrgang entlang. Ohne jegliche Nachtsicht hatte der Wächter dort oben keine Chance, die Waldläufer in der Finsternis am Fuße der Mauer zu sehen. Er marschierte weiter und verschwand bald hinter dem Knick im Ostwall, ohne ihre Existenz auch nur zu erahnen. An der Wachsamkeit scheiterte es.
    »Jeder weiß, was er zu tun hat?« Derriens Stimme war kaum mehr als ein Hauch. Niemand antwortete. »Gut.« Er atmete tief durch. »Dann geht es los.«
    Murdoch und Orgetorix wickelten die Seile ab, die sie um ihre Körper geschlungen hatten, und befestigten daran ihre Wurfhaken. Padern, Karanteq und Gwenhael schwangen sich die Schilde auf den Rücken, um beim Klettern nicht von ihnen behindert zu werden. Ryan und Derrien nahmen die Bögen von den Schultern und legten Pfeile auf die Sehnen.
    Derrien warf einen skeptischen Blick zu dem Iren. »Du kannst sie treffen, richtig?«, vergewisserte er sich.
    Ryan verdrehte kurz die Augen. »Derrien, ich habe zwar nicht deinen Zauber, aber ich habe bereits geschossen, als du noch in deine Windeln geschissen hast!«
    Ryan war sieben oder acht Jahre älter als Derrien, sein Vater war Jäger gewesen. Trotzdem war Derrien nicht beruhigt. Er musste sich dazu zwingen, sich auf die eigene Waffe, auf den eigenen Pfeil zu konzentrieren. Während Orgetorix und Murdoch ihre Wurfhaken im Kreis wirbelten und damit Schwung holten, richtete er den Bogen nach oben und zielte auf den Zwischenraum zweier Zinnen, wo Murdoch seinen Haken platzieren würde. Falls tatsächlich einer der Wächter rechtzeitig auftauchen würde, um das Seil zu kappen, musste er nur noch die Sehne loslassen. Er schloss kurz die Augen und begann mit der Meditation des Schützen.
    Die Wurfhaken flogen nach oben. Das Geräusch, mit dem das Metall auf den Stein traf, war in der Stille hart und laut. Derriens Muskeln verkrampften sich angespannt, während Orgetorix und Murdoch mit kurzen Rucken den

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