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Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition)

Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition)

Titel: Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Saumweber
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brennende Atemzüge, und öffnete dann ruckartig seine Augen. Wie feine, heiße Nadeln zuckte der Schmerz durch seinen Kopf, als er sich Wimpern ausriss, doch was waren schon Wimpern?
    Es war deutlich heller geworden, seitdem er gesprungen war. Er fluchte erschrocken, als er glaubte, dass es sich bereits um die Morgendämmerung handelte. Doch schon im nächsten Moment war ihm klar, dass es nur das Sternenlicht war, das durch die mittlerweile aufgerissene Wolkendecke schien.
    Um ihn herum lag Schnee, ein deutlich helleres Grau als der Rest des Abhangs. Ein kahler Busch, nun halb entwurzelt, hatte Derriens Sturz aufgehalten. In der Ferne, in der Tiefe des Fjordtals, sah er Feuer. Hasserfüllt presste er die Lippen zusammen. Kêr Bagbeg, die Hauptstadt seines Stammes, brannte. Die Germanen hatten Rushais Ansturm offenbar nichts entgegenzusetzen gehabt.
    Mit grimmig aufeinandergepressten Lippen wandte Derrien seinen Blick ab. Er hatte gewusst, dass das passieren würde, es brachte nichts, sich jetzt noch darüber Gedanken zu machen. Mit dem Sprung die Klippen hinab hatten er und seine Druiden denPunkt überschritten, an dem er den Angriff hätte abblasen können. Nun musste er weitermachen, egal, was passierte.
    Die Schmerzen waren höllisch. Sein Becken fühlte sich schwammig an, und sein rechter Oberschenkel war in der Mitte unnatürlich geknickt. Auch spürte er jenes typische Stechen in der Flanke, mit dem sich gebrochene Rippen bemerkbar machten. Sein Hinterkopf pochte grausam. Es waren alles Verletzungen, an denen man sterben konnte. Mit Sicherheit war er auch daran gestorben. Doch seine Druidenregeneration hatte ihn zurückgeholt, ganz wie geplant. Mit Hilfe seiner übernatürlichen Zähigkeit hatte sie den Wettlauf gegen den Tod durch Erfrieren gewonnen. Nun galt es, auch weiterhin nicht zu erfrieren, bis seine Heilung vollständig abgeschlossen war. Er begann, seine Muskeln anzuspannen und wieder zu entspannen, um zusätzliche Wärme zu produzieren.
    Intensiv lauschte er in seinen Körper, so intensiv wie noch nie zuvor. Breitete sich die Kälte aus? Würde er doch noch erfrieren? Vom Tod durch Erfrieren würde er sich erst erholen, wenn sein Körper wieder aufgewärmt würde – im Sommer oder, was wahrscheinlicher war, in Gefangenschaft der Schatten. Das durfte jetzt nicht passieren!
    Aber es wurde nicht kälter. Dafür arbeitete seine Regeneration auf Hochtouren. Sie zog die geborstenen Knochenstücke wieder zusammen und ließ sie miteinander verwachsen, sie flickte die Risse in seinen Muskeln und stoppte die Blutungen seiner inneren Organe. Die Regenerationsschmerzen waren enorm, aber er wusste, dass er da durchmusste, und ertrug sie mit aufeinandergepressten Kiefern und zu Fäusten geballten Händen. Es ließ sich ohnehin nichts dagegen tun – Regeneration war kein Prozess, der sich bewusst anhalten ließ.
    Bald schon war er in der Lage, sich aufzurappeln. Er schloss die Augen, konzentrierte sich und rief die Geister um Hilfe an.
    Große Eule, Herrin der Nacht! Luft unter Deine Schwingen und Beute in Deine Klauen! Ich bin nur ein Nichts, an den Boden gefesselt, die Weiten der Lüfte ersehnend! Gewähre mir einen Blick durch Deine Augen!
    Magie floss durch seinen Körper, zuerst diffus, bald jedoch in Strömen, die sich um seine Augen herum verdichteten und schließlich als geballte Kraft in sie hineinschossen.
    Habt Dank, große Eule!
    Als Derrien die Augen wieder öffnete, war der Hang mit einem Mal taghell erleuchtet. Der Schnee strahlte grell, der Himmel war grau und wolkenbedeckt, das Istertal mit dem Weg nach Kêr Bagbeg war grün und schmutzigbraun. Jetzt konnte er auch die schwarzen Rauchwolken sehen, die unheilträchtig über der Stadt in den Himmel quollen.
    Einige Meter unter sich fand er den ersten seiner Druiden. Es war Gwenhael, der schlaksige, große Bretone, der ihm mit großen Augen entgegenblickte. Für einen Moment war Derrien überrascht, dass auch der Junge schon wieder zum Leben erwacht war. Doch als er die Spuren im Schnee verfolgte, erkannte er, dass Gwenhael wohl gar nicht gestorben war, sondern eher eine halbe Ewigkeit den Hang hinabgekollert war, bevor ihn eine verkrüppelte Bergkiefer gestoppt hatte.
    »Bist du in Ordnung?«, fragte er ihn. Als Gwenhael erschrocken zusammenzuckte, musste sich Derrien wieder ins Gedächtnis zurückrufen, dass der Junge ihn in der Dunkelheit nicht sehen konnte. »Ich bin es, Derrien. Geht es dir gut?«
    »K-k-k-k-kaaalt!«, schlotterte

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