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Schattenfreundin

Schattenfreundin

Titel: Schattenfreundin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Drews
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nur noch herausfinden, warum Tanja sich rächen will«, sagte Käfer.
    »Sie könnte ein Opfer von Franz Wiesner gewesen sein. Vergewaltigung, Missbrauch …«
    »Das würde die Angriffe auf ihn und die Katze erklären. Aber warum entführt sie dann Leo? Und warum sorgt sie dafür, dass die Ehe der Ortrups den Bach runtergeht?«
    »Vielleicht hat das ja was mit dem Foto von der Leiche zu tun. Vielleicht gibt es ein dunkles Familiengeheimnis«, sagte Charlotte nachdenklich. »Wir werden uns wohl noch mal intensiv mit Luise Wiesner und Katrin Ortrup unterhalten müssen.«
    »Aber erst wenn ich was gegessen habe«, sagte Käfer.
    Charlotte verdrehte die Augen.
    In diesem Augenblick klingelte Käfers Handy.
    »Was ist los?«, fragte er barsch.
    Er hörte zu und nickte. »Gut. Und die Adresse?« Er machte eine Notiz auf einem Zettel und hielt ihn Charlotte hin. Dann beendete er das Gespräch.
    »Die haben den ehemaligen Besitzer des Casa Alekto ausfindig gemacht. Das ist die Adresse.«
    Keine zehn Minuten später hielten die beiden vor dem Haus von Henry Lanz. Es war ein Reihenhaus, heruntergekommen und ziemlich renovierungsbedürftig.
    »Viel Geld scheint der mit seinem Laden ja nicht gemacht zu haben«, murmelte Käfer, während sie auf die Haustür zugingen.
    Nach dem zweiten Klingeln öffnete ein ungepflegt wirkender untersetzter Mann in den Fünfzigern. Fettige Haare klebten ihm am Kopf, sein heller Bademantel sah schmuddelig aus.
    »Henry Lanz?«, fragte Käfer.
    »Herbert Lanz. Henry nenne ich mich schon seit Jahren nicht mehr.«
    »Kriminalkommissar Käfer, das ist meine Kollegin Charlotte Schneidmann.«
    »Was wollen Sie?«, fragte er unfreundlich.
    »Wir möchten Ihnen ein paar Fragen stellen.«
    »Weswegen?«
    »Es geht um die Zeit, als Sie noch Besitzer des Casa Alekto waren.«
    »Das ist lange her«, sagte er. Seine Stimme klang auf einmal verbittert. Er drehte sich um und schlurfte durch den schmalen Flur. Charlotte und Käfer warfen sich einen kurzen Blick zu, dann folgten sie ihm und schlossen die Tür.
    Eine dichte Wolke aus Rauch und abgestandener Luft drang ihnen entgegen.
    »Wie ich Ihnen schon am Telefon gesagt habe, ermitteln wir im Fall eines verschwundenen Kindes«, sagte Käfer, als sie im Wohnzimmer standen. Lanz bot ihnen keinen Sitzplatz an. Wo hätten sie sich auch hinsetzen sollen?, dachte Charlotte. Sofa und Sessel lagen voller Zeitungen und Kleidungsstücke. Auf dem Tisch standen mehrere leere Bierflaschen. »Der Vater des Kindes war früher häufig bei Ihnen im Lokal.«
    »Aber der Laden ist doch seit fünfzehn Jahren dicht«, sagte Lanz.
    »Vielleicht können Sie sich ja trotzdem noch an etwas erinnern«, sagte Charlotte und zeigte ihm das Phantombild von Tanja. »Kennen Sie diese Frau? Kommt sie Ihnen irgendwie bekannt vor? Vielleicht war sie auch ein Gast?«
    Herbert Lanz sah sich das Bild an und bohrte dabei gedankenverloren in der Nase.
    »Die Frau kenne ich nicht«, sagte er schließlich und hielt Charlotte das Bild wieder hin.
    »Aber die Ohrringe. Die kenn ich. Annabell hatte so welche.«
    »Annabell?« Charlotte merkte auf. »Wer ist das?«
    »Eine von meinen Kellnerinnen.«
    »Sind Sie sicher?«
    »Hundertprozentig. Die hatte sie jeden Tag an. Besser gesagt, jede Nacht. Die Gäste haben sie deshalb immer nur Beerchen genannt. Es waren glitzernde rote Ohrringe. Wie Erdbeeren haben die ausgesehen.«
    »Haben Sie noch Kontakt zu dieser Annabell?«, fragte Käfer. »Wo können wir sie finden? Wie ist ihr vollständiger Name?«
    »Rustemovic hieß sie. Annabell Rustemovic. Finden können Sie sie auf dem Mauritzfriedhof. Hat sich Anfang der Neunziger aufgehängt, das arme Ding. Irgendwo im Wald. Fast zwei Monate hat sie da gehangen, bevor man sie gefunden hat. Und das im Sommer. Sie können sich ungefähr vorstellen, wie viel von ihr noch übrig war.«
    »Die Tote auf dem Foto«, sagte Charlotte nachdenklich.
    Käfer nickte. »Ja, das könnte passen.« Dann wandte er sich wieder an Lanz. »Wissen Sie, warum die Frau sich damals umgebracht hat?«
    »Nein. Wir haben ihr nichts angemerkt. Sie war sowieso sehr verschlossen und hat nie viel gesprochen. Vielleicht hatte sie ja Liebeskummer …«
    »Wissen Sie, ob es noch Angehörige gibt?«, fragte Charlotte.
    Lanz schüttelte den Kopf. »Die Eltern waren strenggläubig. Die sind mit dem Selbstmord der Tochter überhaupt nicht klargekommen. Deshalb sind sie zurück nach Russland. Das waren nämlich Russlanddeutsche, müssen Sie wissen. Keine

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