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Schattenfreundin

Schattenfreundin

Titel: Schattenfreundin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Drews
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drohte?« Katrin Ortrup sah ihn entsetzt an.
    Käfer zuckte mit den Achseln. »Das ist schwer zu sagen. Aber alles deutet darauf hin, dass er wegwollte. Insofern liegt der Schluss nahe, dass er die Gefahr erkannt hatte, die von der Frau ausging.«
    »Hat er noch irgendwas zu dir gesagt, als du zurück warst, Mama?«, fragte Frau Ortrup.
    Doch ihre Mutter schüttelte den Kopf. »Er war schon nicht mehr ansprechbar.«
    »Aber vielleicht konnte er noch etwas aufschreiben?«
    »Ich werde die Spurensicherung vorbeischicken«, sagte Käfer. »Leider ist seit dem Tod Ihres Mannes schon recht viel Zeit vergangen, sodass viele Spuren verwischt sein dürften, aber wir werden es trotzdem versuchen.«
    Sein Blick fiel auf eine Vitrine, auf der mehrere Familienfotos standen, alle in silbernen Rahmen. Auf einem der Fotos war Leo zu sehen. Sein Großvater hielt ihn auf dem Arm. Leo umarmte ihn und lachte dabei in die Kamera.
    Käfer stand auf und nahm das Foto in die Hand. Erst jetzt sah er, dass das Glas einen Sprung hatte.
    »Schönes Foto …«, sagte er. »Aber das Glas ist kaputt.«
    »Es lag neben meinem Mann«, sagte Luise Wiesner bedrückt. »Er muss es heruntergerissen haben, als er zu Boden stürzte.«
    Käfer zog einen Plastikbeutel aus der Tasche und steckte den Rahmen vorsichtig hinein. »Ich werde ihn auf Fingerabdrücke untersuchen lassen.«
    Frau Ortrup meldete sich wieder zu Wort. »Mein Vater muss Tanja irgendwie gekannt haben«, sagte sie. »Es kann gar nicht anders sein.«
    »Woher soll er denn so eine Frau gekannt haben?«, fragte Luise Wiesner. »Das ist doch Unsinn! Er kann nur zufällig in die Sache reingeraten sein.«
    »Das ist kein Unsinn, Mama!«, sagte ihre Tochter scharf. »Denk doch bitte nach!«, fügte sie dann versöhnlicher hinzu. »Erst bringt Tanja Lizzie um, und danach taucht sie hier auf. Sie müssen sich gekannt haben! Die Frage ist nur, woher. Vielleicht hatten sie ein Verhältnis?«
    Frau Ortrup biss sich auf die Unterlippe, als sie zu ihrer Mutter blickte. Luise Wiesner hörte auf zu weinen. Ihr Gesicht wurde rot vor Zorn oder Scham.
    Käfer lehnte sich ein wenig zurück. Interessant, dachte er, während er die beiden Frauen genau beobachtete. Eine Geliebte hätte es ja wohl kaum geschafft, sich Wiesner gegenüber als Polizistin auszugeben. Da muss es irgendeine andere Verbindung geben. Aber sie denkt trotzdem sofort, ihr Vater wäre untreu gewesen. Ob das nur an ihrem Mann liegt? Oder hat sie schon lange geahnt, dass ihr Vater doch nicht so eine reine Weste hat?
    »Was fällt dir ein, so über deinen Vater zu sprechen!«, sagte Luise Wiesner streng. »Was für deinen Mann gilt, der ja vor keinem Rock haltmacht, gilt noch lange nicht für deinen Vater!«
    Katrin Ortrup sah ihre Mutter unverwandt an. »Papa war oft auf Kongressen, und du weißt genauso gut wie ich, dass er es liebte, auf Partys zu gehen und Feste zu feiern«, sagte sie mit fester Stimme. »Ein Kind von Traurigkeit war er ja wohl nicht …«
    »Aber deshalb hatte er doch keine Geliebte! Und dann noch so ein junges Ding! So alt wie seine eigene Tochter! Das ist vollkommen absurd«, sagte Luise Wiesner aufgebracht. »Wir haben eine glückliche Ehe geführt.«
    Ihre Tochter sah sie nachdenklich an. »Bis vor Kurzem hätte ich auch noch die Hand dafür ins Feuer gelegt, dass Thomas mich niemals betrügen würde.«
    Sie drehte sich zu Käfer um. »Ehrlich gesagt, ich kann mir nicht vorstellen, dass mein Vater etwas mit Tanja hatte. Sie war nicht sein Typ. Viel zu jung. Ich weiß, er hat oft gesagt, wie peinlich er es findet, wenn irgendein in die Jahre gekommener Promi sich mit einem jungen Ding in der Öffentlichkeit zeigt. Geradezu widerlich.«
    »Ich fürchte, die wenigsten Männer würden einen Seitensprung zugeben«, entgegnete er. Jetzt ruderte sie also wieder zurück.
    »Mag sein. Ich will einen Seitensprung ja auch gar nicht ausschließen, aber eben nicht mit Tanja … Mein Vater war auch nach dem Abendessen noch oft in der Praxis …«
    Plötzlich fiel ihr etwas ein. »Und wenn es Tanjas Mutter war?«, sagte sie leise, ohne irgendjemanden anzuschauen.
    »Sie meinen, Tanja könnte Ihre Halbschwester sein?«, hakte er nach.
    »Ja.«
    »Was fällt dir ein!« Luise Wiesner stand auf und strich sich den Rock glatt.
    »Mama, es geht um Leo!«, rief Katrin Ortrup verzweifelt. »Da müssen wir doch jede Möglichkeit in Betracht ziehen!«
    »Dein Vater würde sich im Grabe umdrehen, wenn er das hören würde«, sagte ihre Mutter.

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