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Schattenfreundin

Schattenfreundin

Titel: Schattenfreundin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Drews
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Ahnung, was aus denen geworden ist.«
    »Haben Sie vielleicht ein Foto von ihr?«
    »Könnte sein. Moment.«
    Herbert Lanz öffnete eine Schranktür und wühlte in irgendwelchen Unterlagen. Plötzlich hielt er ein vergilbtes Foto in der Hand. Es zeigte ihn im Kreise seiner Mitarbeiter vor der Theke des Casa Alekto . In der Mitte stand die junge Frau mit den Erdbeerohrringen. Ihre dunklen Haare hatte sie streng nach hinten gekämmt, wodurch ihr Gesicht noch schmaler wirkte. Ihre Lippen waren tiefrot geschminkt, passend zum Rot der Ohrringe. Zwischen ihren männlichen Kollegen wirkte die Frau klein und zierlich. Fröhlich lächelte sie in die Kamera.
    »Sagt Ihnen der Name Thomas Ortrup etwas?«, fragte Käfer.
    »Nie gehört«, antwortete Lanz, und auch als Charlotte ihm ein Foto zeigte, schüttelte er den Kopf. »Der Laden war jeden Abend gerammelt voll, lauter Studenten. Da kann ich mich beim besten Willen nicht an einzelne Gäste erinnern.«
    Charlotte nickte. Sie ließ sich noch die ehemalige Adresse von Annabell Rustemovic geben, dann verabschiedeten sie sich von Lanz.
    Nachdenklich blieben sie vor dem Haus stehen. Charlotte atmete erst einmal tief durch. Wie kann jemand nur in solch einem Mief leben, dachte sie.
    »Das mit den Ohrringen ist kein Zufall«, sagte Käfer. »Annabell und Tanja, da muss es eine Verbindung geben.«
    »Okay, ich fahre zu der Adresse, wo diese Frau früher gewohnt hat. Vielleicht kriege ich da ja noch was raus. Setzt du mich am Präsidium ab?«
    Käfer nickte. »Und ich fahre zu Luise Wiesner. Dann kann ich sie auch gleich nach dieser geheimnisvollen Annabell fragen.«
    Sie stiegen ein.
    »Aber erst mal muss ich was essen …«
    Blass hörte Luise Wiesner zu, als Käfer über den Verdacht der Gerichtsmedizin berichtete. Ihre Tochter saß neben ihr und drückte ihr die Hand.
    »Krämpfe und Koma sind eine unmittelbare Folge der Insulingabe«, sagte er zum Schluss. »Für uns ist es daher entscheidend, dass wir die letzten zehn Minuten vor dem Zusammenbruch Ihres Mannes rekonstruieren können. In dieser Zeit muss der Angriff auf ihn erfolgt sein. Bitte versuchen Sie, genau zu beschreiben, was an diesem Tag passiert ist. Wo waren Sie selbst?«
    Luise Wiesner schluchzte auf. Sie hatte Mühe, deutlich zu sprechen, Käfer konnte sie kaum verstehen. »Ich … Ich war nur kurz beim Bäcker«, sagte sie. »Und als ich zurückkam, lag Franz zitternd am Boden und konnte nicht mehr sprechen.«
    Er nickte. »Gut. Dann muss es also passiert sein, als Sie einkaufen waren. Hat Ihr Mann vielleicht irgendjemanden erwartet? Wissen Sie, ob er jemanden treffen wollte?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Nur Ihre Kollegin. Ich weiß aber gar nicht, ob sie überhaupt da war. Jedenfalls nicht, solange ich zu Hause war.«
    Käfer sah sie erstaunt an. »Eine Kollegin? Das verstehe ich nicht.«
    »Ich weiß nicht mehr, wie sie hieß. Sie hat jedenfalls angerufen und wollte vorbeikommen. Sie hat gesagt, sie ist zuständig für Tierquälereien, und sie wollte mit Franz noch mal genau über die Sache mit Lizzie sprechen. Abteilung für Tierschutz oder so ähnlich.«
    Er wurde hellhörig. »Bei uns gibt es keine Abteilung für Tierschutz«, sagte er.
    Einen Moment lang herrschte Schweigen.
    »Das muss Tanja gewesen sein«, sagte Frau Ortrup in die Stille hinein. Sie schlug die Hand vor den Mund. »Ist mein Vater von dieser Frau ermordet worden? Von der Frau, die auch Leo entführt hat?«
    Luise Wiesner brach in Tränen aus. »Mein Gott, ich habe ihr am Telefon noch gesagt, wann sein Mittagsschlaf normalerweise vorbei ist und dass ich dann zwar nicht zu Hause bin, dass sie aber mit ihm sprechen kann …« Sie schluchzte auf. »Ich habe einer Mörderin verraten, wann sie … oh Gott …«
    Käfer wartete, bis sie sich ein wenig beruhigt hatte. »Wo haben Sie Ihren Mann gefunden?«
    »Im Wohnzimmer. Er lag auf dem Boden …«
    »Er hat sie also ins Haus gelassen, weil er sie für eine Polizeibeamtin gehalten hat«, dachte er laut. »Wenn er vermutet hätte, dass eine Gefahr von ihr ausgehen könnte, hätte er das wahrscheinlich nicht getan. Vielleicht hat sie sich zunächst mit ihm unterhalten, und irgendwann hat sie ihre wahre Identität preisgegeben. Und daraufhin muss er gespürt haben, dass es gefährlich für ihn wird. Die Einstiche auf seinem Rücken deuten darauf hin, dass er sich abgewandt hat. Vielleicht wollte er fliehen oder zumindest schnell den Raum verlassen.«
    »Sie meinen, mein Vater wusste, was ihm

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