Schattenfürst - Landers, K: Schattenfürst
besaß sie keine Chance. Dennoch blieb ihr Überlebenswille ungebrochen, und ihr Gehirn suchte fieberhaft nach einem Ausweg. Sie versuchte, den Blick von Boskovic loszureißen, was ihr aber nicht gelang.
Wie hatte sie auch nur daran glauben können, gegen diesen mächtigen Vampir etwas ausrichten zu können? Ihre Hand zitterte, bewegte sich jedoch kaum einen Zentimeter weiter dem Schwert entgegen, wenngleich ihr Hirn den Befehl erteilte, die Waffe aus der Scheide zu ziehen. Schweiß perlte von ihrer Stirn, ihr Kopf schien zu platzen.
Boskovic lachte. Plötzlich zog der Graf sie näher zu sich, bis ihr Gesicht sich dicht vor dem seinen befand und sie seinen fauligen Atem riechen konnte. Der Griff um ihren Hals lockerte sich ein wenig, und sie begann zu röcheln.
„Der Preis für die Vernichtung meiner treuen Gefährtin ist deine Seele, Dcera!“
Panik ergriff Besitz von ihr. Er wollte doch nicht wirklich ihre Seele?
Noch immer berührte er sie nicht. ‚Er fürchtet sich vor dem Blutdiamanten’, schoss es ihr durch den Kopf. Wenn er den doch nur berühren würde! Dann besäße sie eine Chance, seiner Gewalt zu entkommen. Sie spürte, wie das Juwel immer stärker auf ihrer Haut zu pulsieren begann und brennender Schmerz durch ihre Haut bis zum Herzen drang.
„Die ... werdet Ihr ... niemals ... bekommen. Michael ...“, stieß sie hervor. Ihre Fingernägel hatten das Schwert ertastet, aber der unbarmherzige Druck auf ihren Kopf steigerte sich, sodass sie es kaum aushalten konnte. Gleichzeitig verhinderte die Kraft das Ausstrecken ihres Armes. Dabei war sie so dicht daran.
Dominik! Sie würde ihn nie wieder sehen. Voller Verzweiflung drängte sich ihre Hand dem Schwertknauf entgegen, aber die unsichtbare Mauer schien sich dazwischen zu schieben. Tränen liefen ihre Wangen hinab, Tränen der Verzweiflung und der Wut.
Boskovic beugte sich vor und umschloss ihren Mund mit seinen eiskalten Lippen. Das Herz raste in ihrer Brust. Sie musste das Schwert fassen. Seine Zunge öffnete ihren Mund. Kälte drang in ihre Mundhöhle und durchflutete ihren Körper. Sie fröstelte. All ihre Konzentration galt dem Erreichen des Schwertes. Gott, heiliger Michael, steht mir bei! Ihre Muskeln begannen unkontrolliert zu zucken, als sie fühlte, wie ihre Kräfte mit jedem Atemzug, den er tat, aus ihr schwanden.
Er sog ihre Seele langsam heraus. Karolina wimmerte in seinen Mund und musste hilflos mit ansehen, wie der bleiche Teint des Vampirs einen rosa Ton annahm, weil er ihr Leben einatmete.
Ihre Seele würde die Pforte der Hölle passieren und ein ewiges Dasein in der Dunkelheit führen. Ihr Arm erschlaffte, ihre Knie knickten ein, und sie sank auf den steinernen Boden. Der Himmel erhörte ihre Gebete nicht. Karolinas Widerstand brach zusammen wie ein Kartenhaus.
Plötzlich ließ der Vampir von ihr ab, seine Lippen lösten sich von den ihren. Er riss seine Augen weit auf. Langsam glitt sein Blick an sich herab, Karolinas Augen folgten den seinen. Ein silberner Pflock steckte inmitten seiner Brust.
Ihr benebeltes Gehirn brauchte eine Weile, um zu begreifen.
Jetzt war es Boskovic, der wie ein gefällter Baum auf den Boden fiel und starr liegen blieb. Allmählich ließ der Druck auf ihren Körper nach.
Der Vampir starrte sie dennoch unverwandt an.
„Karolina! Treib ihm den Pflock ins Herz. Jetzt, oder wir sind alle verloren! Die Lähmung durch den Pfeil hält nicht lange an“, vernahm sie hinter sich Malvinas Stimme. Es dauerte einen Moment, bis die Benommenheit wich und ihr Körper wie gewohnt reagierte.
Mit zitternder Hand fingerte sie einen ellenlangen Silberpflock aus ihrem Gürtel und hielt ihn über Jiris Brustkorb. Und wieder begann das Brennen auf ihrer Haut, noch heftiger als zuvor, als würde es sie umbringen. Liliths Blut im Diamanten schien gegen ihre Taten zu rebellieren.
Mit letzter Kraft und einem Schrei trieb sie den Pflock in sein Herz.
Jiris Oberkörper bäumte sich auf. Mit weit aufgerissenen Augen, aus denen blaue Funken stoben, sah er sie hasserfüllt an. Dann fiel er zurück.
Sein Gesicht verzerrte sich unter einem Fauchen. Plötzlich schnellte seine Hand vor und umspannte Karolinas noch immer schmerzende Kehle. Sie war so überrascht, dass sie nicht ausweichen konnte. Sie rang nach Atem und versuchte, seine Hand abzustreifen. Doch diese drückte unerbittlich zu. Sie spürte, wie sein Blick erneut ihre Sinne zu beeinflussen suchte.
Karolina wand sich und zappelte wie ein Fisch am Haken, bis ihre
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