Schattenfürst - Landers, K: Schattenfürst
Gegenwehr erlahmte.
„Du kannst mich nie besiegen, Dcera“, dröhnte seine Stimme in ihrem Kopf.
Malvina schrie auf. Karolina röchelte und spürte, wie ihre Augen aus den Höhlen traten.
Dann dachte sie an Dominik und klammerte sich an diese neu gewonnene Hoffnung. Das verlieh ihr ungeahnte Kräfte. Die Stimme in ihrem Hirn wurde leiser. Ihre Hand tastete nach dem Schwert und zog es endlich aus der Scheide.
Bunte Punkte tanzten vor ihren Augen, in ihrem Nacken knackte es. Dann holte sie aus und traf Jiris Kehle. Sein Griff lockerte sich, bis die Hand schlaff herabfiel.
Karolina holte noch einmal aus und schlug seinen Kopf ab. Mit einem lauten Zischen wich der Schattendämon aus dem leblosen Körper und verpuffte in der Luft. Jiris Körper zerfiel zu Asche.
In diesem Moment glaubte Karolina, selbst den Todesstoß erhalten zu haben, denn der durch den Blutdiamanten verursachte Schmerz sog die Kraft aus ihr, sodass sie ohnmächtig zusammenbrach.
45.
Karolina tauchte aus der Dunkelheit, entstieg der Hölle und lief einem hellen, warmen Licht entgegen.
„Karolina, du darfst nicht sterben! Verdammt!“ Jemand schluchzte ihr ins Ohr. Mühsam öffnete sie ihre bleiernen Lider und sah direkt in Malvinas sorgenvolles Gesicht.
„Dem Himmel sei Dank. Du lebst. Ich dachte schon ...“ Die Rothaarige lächelte sie unter Tränen an und strich ihr sanft übers Gesicht. Erst jetzt kehrte die Erinnerung zurück.
Karolina konnte es nicht fassen, Jiri und die Gräfin vernichtet zu haben. Lange hatten beide Prags Nächte beherrscht, die Bewohner in Furcht und Schrecken versetzt und die Menschen getötet, die Karolina liebte. Sie hatte Jiri gejagt, und er war ihr immer wieder entwischt. Und jetzt war es ihr gelungen, ihn aufzuspüren und zu vernichten.
Sie rappelte sich auf, kniete sich hin und starrte auf den steinernen Boden unter ihren Beinen. Erneut begann sich alles in ihrem Kopf zu drehen. Sie presste eine Hand gegen den schmerzenden Brustkorb. Es schien, als hätte ihr jemand ein glühendes Schwert in die Brust gebohrt.
Dann sah sie nach unten, knöpfte die Lederjacke auf und erschrak bei dem Anblick, der sich ihr bot. Der Blutdiamant hatte auf ihrer Haut ein Brandzeichen in Form eines blutroten Tropfens hinterlassen. Sie war von Lilith wegen des Mordes an ihren Kindern gebrandmarkt worden.
„Blut, Tod, Hölle“, flüsterte sie immer wieder. Das Schwert lag neben ihr, befleckt vom Blut der Vampire.
Malvina trat neben sie, hob es auf und reichte es ihr.
„Ja, das alles hat dich begleitet. Aber du hast Prag vor dem Untergang bewahrt. Wir alle sind dir unendlich dankbar. Jetzt musst du den Fürsten finden. Vielleicht befindet er sich hier in der Nähe.“
Karolina nickte schwach und erhob sich. Als sie schwankte, stützte Malvina sie am Arm. Sie räusperte sich und suchte nach Worten.
„Karolina, ich habe dir vorhin nicht geholfen. Doch ich konnte mich einfach nicht bewegen, als du die beiden Blutsauger umgebracht hast. Nicht, dass ich mich gefürchtet habe, dafür kenne ich solche Situationen zur Genüge. Nein, da war etwas, das mich lähmte, mein Denken, mein Handeln. Ich spürte, dass es nur dir, als göttliche Auserwählte, vergönnt war, die Dämonen zu vernichten. Michael selbst führte deine Hand.“
„Vielleicht hast du recht. Mach dir keine Gedanken. Ich bin froh, dass alles vorbei ist und Jiri und Elisabeth sich auf dem Weg in die Hölle befinden.“ Karolina hielt für einen Augenblick inne, den Blick ins Leere gerichtet.
„Aber ich spüre keine Genugtuung“, flüsterte sie. „Alles, was ich fühle, sind Schmerz und Verzweiflung. Soll das für ewig mein Schicksal sein? Das könnte ich nicht ertragen.“
„Es ist das Opfer, das du für die Befreiung bringen musst. So wie Gott seinen Sohn den Schmerz und die Schmach erdulden ließ.“
„Ich wollte nie eine Auserwählte sein, sondern immer nur Karolina. Nun ist diese Aufgabe erfüllt. Jetzt gilt es, Dominik zu finden.“
„Dann lass ihn uns finden, damit sich euer Schicksal erfüllt. Und was wird aus Drazice?“
„Den verfolgen wir, wenn wir Dominik gefunden haben.“
Sie trennten sich, um in allen Räumen nach dem Fürsten zu suchen.
Verzweiflung stieg in Karolina auf. Alle Räume hatten sie systematisch abgesucht, die Wände nach Hohlräumen abgeklopft und nichts entdeckt. Sie wehrte sich mit aller Kraft gegen die stärker werdende Furcht, Dominik könnte tot sein. Er war doch stark und unerschrocken.
Erschöpft lehnte sie sich an
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