Schattenfürst - Landers, K: Schattenfürst
Messer, das aus dem Hals des Vampirs herausragte.
Erstaunt sah er auf. Hana stand neben ihnen und sah auf sie herab. Der Mädchenkörper schlotterte vor Furcht. Sie war es gewesen, die dem Vampir das Messer hineingestoßen hatte. Aber sie hatte sein Herz verfehlt, weshalb der Stich Drazice nur für eine kurze Zeit lähmte.
Dominik gelang es mit letzter Kraft, sich wieder zurück zu verwandeln. Schwer atmend beugte er sich über den Baron. Jetzt sah er die Chance gekommen, sich seines Gegners endgültig zu entledigen. Er zog das Messer aus dessen Hals und hob es hoch, um es dem Vampir ins Herz zu stoßen.
In den Augen Drazices flackerte es blau auf. Auch er besaß einen Schattendämon in sich. Dominik zögerte einen Moment, und ehe er zustoßen konnte, entschwand Drazice unter ihm.
Verdutzt starrte der Fürst auf den Boden, auf dem eben noch der Vampir gelegen hatte. Wieder einmal hatte er die Kräfte der Schattendämonen unterschätzt. Dann brach er mit einem Stöhnen zusammen.
47.
Atemlos erreichten Karolina und Malvina das Haus. Die Eingangstür stand offen. Eine dunkle Ahnung stieg in Karolina auf. Sie stürzte zur Tür hinein, das Schwert in der Hand, dicht gefolgt von Malvina.
„Dominik?“, rief sie. Totenstille.
Eine eisige Hand griff nach ihrem Herz, das wie wild in der Brust klopfte.
Dann hörte sie jemanden im Obergeschoss flüstern und rannte die Treppe hinauf. Sie verdrängte alle schrecklichen Bilder, die sich jetzt ihrem Hirn aufdrängten, und ebenso wenig war sie sich ihrer schweißnassen Hände bewusst, die sich um den Schwertknauf krampften.
Das Bild, das sich ihr bot, ließ sie erstarren. Der Fürst lag zusammengekrümmt auf dem Boden, sein Kopf in Hanas Schoß gebettet, die ihr aus verweinten Augen entgegen sah.
„Hana! Was ist geschehen?“ Sofort kniete Karolina an Dominiks Seite nieder.
Die Augen des Mädchens schimmerten feucht. Stockend berichtete sie von dem Geschehen, das nur wenige Augenblicke zurücklag.
Sie zeigte auf Dominik.
„Der Baron wollte von meinem Blut trinken ... Ich habe mich gewehrt ... aber ... Dann kam der Wolf und hat ... gegen den Baron gekämpft. Aber Drazice war so stark ... und dann ...“ Hana verzog das verweinte Gesicht.
„Der Fürst liegt seitdem ... so leblos da. Er wird doch nicht etwa sterben?“, flüsterte sie.
„Nicht, wenn ich es verhindern kann“, antwortete Karolina und untersuchte ihn nach Verletzungen. Sie machte sich bittere Vorwürfe, weil sie ihn allein hatte gehen lassen.
„Dominik.“ Sie tätschelte seine Wange. Da begannen seine Lider zu flattern, und schließlich schlug er die Augen auf. Erleichtert atmete Karolina aus.
„Gott sei Dank! Wie geht es dir? Hast du Schmerzen?“
Der Fürst fasste sich an den Kopf und stöhnte auf. „Mir ist, als hätte ich zu tief ins Glas geschaut. Mein Kopf platzt gleich.“
Er blickte sich suchend um. „Wo ist Drazice?“
„Ich dachte, das wüsstest du!“
Er schüttelte den Kopf. „Wir kämpften wegen Hana. Als ich ihn töten wollte, ist er mir entkommen.“
„Wie das?“
„Schneller als ein gewöhnlicher Vampir. Der Schattendämon in ihm ermöglichte ein schnelleres Translozieren als bei jedem anderen von uns. Erstaunlich! Jiri hatte recht, diese Spezies wird ein voller Erfolg. Unbesiegbar!“
„Wir müssen ihn verfolgen!“ Karolina streckte ihr Kinn entschlossen nach vorn und erhob sich.
„Der hat längst Prag verlassen. Er muss einen neuen Clan gründen, an einem anderen Ort, so wie es der Kodex vorschreibt.“
Dominik rieb sich den Nacken und setzte sich auf.
„Aber das können wir nicht zulassen. Wenn er über derartige Kräfte verfügt, stellt er eine große Gefahr dar.“
Dominik nickte.
„Ich fürchte nur, heute nicht mehr dazu in der Lage zu sein, die Verfolgung aufzunehmen.“
„Ja, ich bin auch total erschöpft“, erklärte Malvina, die die verängstigte Hana in ihren Armen hin und her wiegte.
„Nun gut, lasst uns ein wenig ruhen. Wenn der Morgen graut, brechen wir auf!“
Karolina schmiegte sich in Dominiks Arme und lauschte seinen gleichmäßigen Atemzügen. Doch sie konnte nicht einschlafen, denn immer wieder durchlebte sie die vergangenen Stunden, die von ihrer Angst um Dominik geprägt waren. Ein Leben ohne ihn war für sie unvorstellbar geworden. Sie liebte ihn, ganz gleich, ob er ein Mensch oder ein Dhampir war, und das würde sich auch nie ändern.
„Woran denkst du gerade?“, fragte er.
„An dich.“ Sie drehte sich um und küsste ihn
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