Schattenfürst - Landers, K: Schattenfürst
kalt den Rücken hinunter.
„Hast du ihn genau erkannt?“, flüsterte Karolina.
„Ja! Ja! Ich schwöre dir, er ist ein Vampir.“ Adela schniefte und wischte sich mit dem Handrücken die Tränen fort.
Es herrschte eine Weile bedrückende Stille, in der jede ihren eigenen Gedanken nachhing.
„Was soll ich tun?“, wisperte Adela.
„Du musst dieses Schloss verlassen. Sofort. Komm, lass uns verschwinden.“
Karolina fasste nach Adelas Arm und zog sie mit sich. Doch die Freundin wehrte sich.
„Das geht nicht. Sie würden es sofort bemerken. Und dann ... dann bin ich vielleicht die Nächste!“ Panik ergriff Adela bei der Vorstellung, in einer Lache eigenen Blutes zu liegen.
„Deshalb musst du mitkommen.“ Als Karolina erneut nach dem Arm der Freundin griff, wich diese zurück und schüttelte den Kopf.
„Nein, ich kann nicht. Versteh mich. Wenn uns jemand entdeckt ...“
„Bitte, Adela, hier bist du nicht sicher. Komm jetzt.“ Energisch zog Karolina sie am Arm in Richtung Tür. Adela wehrte sich, jammerte und schimpfte. Die Hysterie der Freundin steigerte sich, sodass Karolina ihr eine schallende Ohrfeige verpasste, um sie zur Vernunft zu bringen.
Adelas Abwehr erlahmte. Die Lider ihrer weit aufgerissenen Augen flatterten unruhig. Sie hob die Hand und rieb sich die gerötete Wange.
Wortlos folgte sie Karolina, die leise die Tür öffnete und auf den Flur spähte, ob sich jemand in der Nähe befand.
„Pack nur das Nötigste ein, und dann lass uns verschwinden“, raunte Karolina der bleichen Freundin zu. Wie in Trance lief Adela zum Schrank, riss ihre abgestoßene Reisetasche herunter und stopfte wahllos Kleidungsstücke hinein. Karolina beobachtete die zitternden Hände der Freundin. Auch sie versuchte, das Zittern in den Beinen und Händen zu kontrollieren.
Im Flur herrschte absolute Stille. Sie zogen beide ihre Schuhe aus und liefen auf Zehenspitzen übers Parkett. Immer wieder blickte Karolina hinter sich, um sich zu vergewissern, dass sie wirklich niemand beobachtete.
Sie erreichten die Treppe und atmeten erleichtert auf. Keine von beiden wagte zu flüstern. Karolina hoffte nur, dass Marek sich an die Abmachung hielt und draußen bereits auf sie wartete. Manchmal trödelte er gern bei einem Becher Wein und vergaß die Zeit.
Als sie den Dienstboteneingang erreichten, drückte Karolina die Klinke nach unten. Entsetzt stellte sie fest, dass diese verschlossen war.
„Was jetzt?“ Adelas Stimmer klang weinerlich.
„Dann müssen wir einen anderen Weg hinausfinden. Du kennst dich doch hier aus.“
„Nur durchs Hauptportal kommen wir raus. Aber da müssen wir durch die Galerie ...“
„Dann müssen wir das eben.“
Karolina machte auf dem Absatz kehrt und stieg die Treppe wieder hinauf.
„Dort können sie uns entdecken.“ Adelas Einwand wischte Karolina mit einer Handbewegung beiseite.
„Wir schaffen das schon. Wo bleibt dein Optimismus? Also los, wo lang?“
Sie stiegen die Treppe empor und liefen wieder lange, dunkle Gänge entlang.
Karolina verlor die Orientierung und verließ sich ganz auf die Freundin.
Als sie sich auf der Galerie oberhalb der Eingangshalle befanden, verharrten sie einen Moment und blickten über die gedrechselte Brüstung hinab.
Die Halle war leer, nur das Knistern des Feuers im Kamin durchbrach die Stille.
Ihre Augen suchten nach dem Eingangsportal. Es lag auf der gegenüberliegenden Seite, was bedeutete, dass die gesamte Halle zu durchqueren war. Das Risiko, entdeckt zu werden, war groß.
Adela tastete nach Karolinas Hand.
„Sie werden uns sehen.“
„Wir müssen es riskieren.“
Adela schluckte hart und nickte.
Stufe für Stufe schlichen sie die Treppe hinab, den Blick nach unten gerichtet.
Schließlich erreichten sie den Treppenabsatz und nickten sich zu.
Karolinas Herzschlag glich einem Trommelwirbel. Jetzt mussten sie nur noch an der ledernen Sitzgruppe vorbei, die einladend vor dem Kamin stand.
Sie lauschten. Nichts verriet, dass sich jemand in der Nähe befand und ihre Flucht hätte verhindern können.
Sie gewannen an Sicherheit und eilten durch die Halle.
Jetzt trennten sie nur noch wenige Schritte vom Portal, und Erleichterung machte sich bei ihnen breit. Karolina streckte ihren Arm aus, um die Klinke hinunter zu drücken und erschrak, als ein Mann ihr unvermutet den Weg versperrte. Mit grimmiger Miene starrte er auf sie herab. Seine schwarzen Augen wetteiferten mit seiner schwarzen Kleidung.
Karolina wich einen Schritt zurück und
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