Schattenfürst - Landers, K: Schattenfürst
nicht erhört und die Sekunden zogen sich endlos dahin. Sie spürte seine feuchte Zunge an ihrer Kehle. Warum konnte sie nicht auch ohnmächtig werden, so wie Adela?
Mit einem Ruck riss er das Schulterteil ihres Kleides herunter und entblößte eine ihrer Brüste. Karolina schrie leise auf, ihre Knie gaben nach. Doch er hielt sie eisern fest. Sein Atem beschleunigte sich.
„Anton!“ Sein Kopf fuhr auf und auch Karolina erstarrte beim Klang der durchdringenden, weiblichen Stimme und öffnete wieder die Augen.
Er ließ von ihr ab und sah zur Treppe hinüber, die zur Galerie führte.
Karolina schwankte. Rasch bedeckte sie wieder ihre Brust.
„Deine Gespielinnen habe ich nicht eingeladen!“ Energische Schritte näherten sich. Karolina konnte die Frau nicht sehen, weil sie ihr den Rücken zuwandte, doch das Mienenspiel des Blonden verriet Unterwürfigkeit.
„Meine liebste Elisabeth“, gurrte er und ein Lächeln huschte über sein Gesicht, das seine Augen nicht erreichte.
„Nie würde ich es wagen, Gespielinnen in dein Schloss einzuladen. Diese hier ertappte ich auf der Flucht. Ist die eine nicht deine Zofe?“
„Lass mal sehen.“ Aus ihren Augenwinkeln erkannte Karolina das zarte Profil der Gräfin, umrahmt von kupferfarbenem Haar.
Elisabeth beugte sich über die ohnmächtige Adela.
„Hab ich es mir doch gleich gedacht. Und die gehört zu meiner Zofe?“
Sie wandte sich um und musterte Karolina geringschätzig.
„Ihre Freundin.“
Die Gräfin näherte sich Karolina und blieb dicht vor ihr stehen. Sie zog ihren Kopf zu sich, um die junge Frau näher zu betrachten.
Die Blicke der beiden Frauen trafen sich. Karolina glaubte, noch nie eine solch schöne Frau gesehen zu haben. Mandelförmige, grüne Augen, eine makellose, weiße Haut und ein herzförmiger Mund, auf die sie bläuliche Lippenpaste, zu ihrer Kleidung passend, aufgetragen hatte; das alles erinnerte Karolina an die Darstellung einer ägyptischen Göttin.
Die Hand der Gräfin strich sanft über Karolinas Wange und fuhr dann die Halsbeuge entlang. Ihr Mund verzog sich zu einem spöttischen Lächeln.
„Du brennst darauf, sie zu kosten, Anton, nicht wahr?“ Ihr Lachen klang wie das Fauchen einer Katze. Anton wagte sich einen Schritt näher, die Verlockung war zu groß, und er glaubte, Elisabeths Einverständnis zu haben.
„Nicht jetzt!“ Der gebieterische Ton der Gräfin ließ ihn in der Bewegung innehalten.
Anton ballte die Hände zu Fäusten. Seine blutunterlaufenen Augen starrten Elisabeth zornig an. Er sah aus wie ein verwundeter Stier, der kurz vor dem Angriff stand.
Karolina wagte nicht, sich zu bewegen. Was hatten sie mit ihr vor? Und mit Adela? Ihr Blick flog von einem zum anderen. Heiß schoss es durch den Kopf, Adelas Worte könnten sich bewahrheiten und dieser Anton wäre auch ein Vampir. Sie schluckte hart. Panik stieg bei der Vorstellung in ihr auf, der Baron könnte seine Zähne in ihre oder Adelas Kehle versenken. Die schrecklichsten Bilder tauchten vor ihren Augen auf. Immer wieder sah sie die Szene im Palais des Grafen vor sich und erschauerte. Der Gedanke, ein Opfer von Vampiren zu werden, war für sie unerträglich. Wollten sie überleben, mussten sie fliehen. Herrgott noch mal, wenn Adela nur endlich aus ihrer Ohnmacht erwachen würde!
„Wie lautet Euer Name?“ Die Miene der Gräfin verdüsterte sich. In ihren Augen blitzte es bedrohlich auf.
„Karolina.“
„Und weiter?“ Ungeduld schwang in der Stimme Elisabeths mit.
„Karolina von Kocian.“
War es Einbildung oder schrak die Gräfin bei ihrem Namen zusammen?
Der Eindruck währte nur einen Moment, denn die Gräfin hatte sich sofort wieder unter Kontrolle.
„Ist das nicht die Baroness, die Jiri begehrt?“ Anton mischte sich in das Gespräch ein.
Die Falten auf Elisabeths Stirn verrieten, dass sie irgendetwas beschäftigte. Sie kaute nervös auf der Unterlippe und betrachtete Karolina nachdenklich.
„Von Kocian! Diesen Namen habe ich lange nicht mehr gehört.“
„Ist der vielleicht was Besonderes?“ Anton lachte auf.
„Schweig, Drazice!“, herrschte Elisabeth ihn an, woraufhin er sofort verstummte.
„Ihr könnt gehen“, sagte sie. Karolina glaubte, sich verhört zu haben. Anton starrte die Gräfin ungläubig an.
„Du willst die wirklich gehen lassen, Elisabeth?“
„Sie kann gehen“, wiederholte Elisabeth, ohne auf Antons Frage einzugehen.
„Aber sie“, die Gräfin zeigte auf Adela, „muss hier bleiben. Und nun lauft, bevor ich
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