Schattenfürst - Landers, K: Schattenfürst
Aber ich muss wissen, wer euch das angetan hat, damit ich diese Tat rächen kann“, forderte Karolina mit tränenerstickter Stimme.
Adelas Körper bäumte sich im Todeskampf auf. „Der Baron ...“ Ihre Arme fielen schlaff herunter und der Kopf neigte sich zur Seite. Ihre Augen sahen starr in die Ferne.
Fassungslos sah Karolina auf die tote Freundin in ihren Armen. Dann weinte sie hemmungslos, wiegte die Tote in ihren Armen, küsste ihre Stirn und schrie voller Verzweiflung immer wieder ihren Namen in die Nacht.
Eine Hand legte sich auf ihre Schulter. Sie gehörte Malvina, die mit Hana von der Jagd auf die beiden anderen Vampire zurückgekehrt war.
„Wären wir doch nur bei ihnen geblieben“, sagte Malvina, während Hana neben ihr aufschluchzte.
„Es ist mein Fehler gewesen. Ich hätte den Baron zuerst erledigen müssen.“ Karolina bettete Adelas Kopf sanft auf die Erde.
„Ist das etwa der Baron gewesen?“ Malvina legte tröstend den Arm um Karolina.
„Ja, ich bin ihm und zwei anderen Vampiren gefolgt. Als sie sich trennten, entschied ich mich, Drazice als Letzten zu jagen. Dann eilte er plötzlich zurück und ich ahnte Schreckliches. Er war so verdammt schnell. Wenn ich doch nur ...“
„Du darfst dir keine Vorwürfe machen. Carlotta hätte das nicht gewollt. Sie und die anderen hätten auf deinen Rat hören sollen und das Palais nicht betreten dürfen. Wir waren uns des Risikos bewusst.“
Malvinas Worte konnten Karolina nicht trösten. Sie sah auf ihre Hände herunter, an denen Adelas Blut klebte.
„Wo steckt eigentlich Eliska?“, meldete sich Hana mit bebender Stimme zu Wort.
„Vielleicht ist sie noch im Palais?“
Malvina schüttelte den Kopf. „Sie hätte Carlotta und Adela nie allein gehen lassen. Bestimmt wurde sie von Drazice und seinem Clan entführt!“
Karolina beschlich ein ungutes Gefühl.
Plötzlich zuckte sie zusammen, als ein Schatten entlang des Palais und dann über die Straße huschte. Das musste Drazice sein, der sie beobachtet hatte und nun flüchtete. Sofort sprang sie auf. Jetzt galt es nur den Tod Carlottas und Adelas zu rächen.
„Ich fürchte mich“, jammerte Hana. Karolina legte ihr den Finger auf die Lippen und sah Hana warnend an.
Dann spannte sie erneut die Armbrust.
„Ihr holt die Kutsche! Sucht Jendrik und bittet ihn um Hilfe, damit er Carlotta und Adela in die Kutsche lädt“, befahl sie den beiden. „Und seid vorsichtig, die Vampire sind gewarnt.“
„Und du? Du willst doch nicht etwa allein die Verfolgung aufnehmen?“
„Der Blutdiamant wird mich beschützen“, antwortete Karolina, schulterte die Armbrust und nahm die Verfolgung auf.
38.
Fast glaubte Karolina, die Spur des Vampirs verloren zu haben. Schuld daran war der starke Wind, der ihren Spürsinn irritierte, und die Trauer um die Toten. Die Lust auf Rache ließ das Blut in ihren Adern brodeln.
Dichte Wolken fegten am Himmel entlang und es begann, leicht zu nieseln.
In der Ferne ertönte Donnergrollen. Es schien, als schrie der Himmel wegen der ruchlosen Tat nach Vergeltung.
„Ich werde sie so lange jagen, bis sie endlich vernichtet sind, jeden Einzelnen von ihnen“, sagte sie laut und biss die Zähne zusammen.
Da war er wieder, der lautlose Schatten, der ihr die Straße entlang voranlief. Sein Tempo war nahezu halsbrecherisch und trieb Karolina an die Grenzen ihrer Kondition. Der Wunsch, den Gegner auszumerzen, verlieh ihr jedoch ungeahnte Kräfte. Sie freute sich bereits jetzt auf das Gefühl der Befriedigung, wenn sie zusah, wie er vor ihren Augen verbrannte. Der Wind stand günstig.
Anscheinend hatte Drazice sie noch nicht bemerkt, denn er setzte unbeirrt seinen Weg in Richtung Burg fort. Als ein steiler Anstieg folgte, schienen Karolinas Lungen zu bersten, aber sie rannte tapfer weiter.
Der Regen prasselte auf sie herab und machte das Kopfsteinpflaster glatt. Widerwillig drosselte sie ihr Tempo, um nicht auszugleiten.
Sie konzentrierte sich in wilder Entschlossenheit auf ihr Ziel. Der zunehmende Regen behinderte die Sicht und verschluckte alle anderen Geräusche. Plötzlich war sie sich nicht mehr sicher, der richtigen Fährte zu folgen. Sie konnte die Anwesenheit des Vampirs nicht mehr spüren.
Als sie die mächtige Burgmauer erreichte, blieb sie einen Moment stehen, ihre Waden schmerzten von der Anstrengung. Karolina lehnte sich keuchend mit dem Rücken an die Mauer, bis ihr Atem sich langsam beruhigte und das Brennen in ihren Lungen endete.
Blitze zuckten am Himmel,
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