Schattenfürst - Landers, K: Schattenfürst
Mondes, die Ankunft des dunklen Vaters und seiner Schattendämonen, auswählen“, warf der Dritte im Bunde ein, der noch jung war, und dessen lange Fingernägel sich um einen Spazierstock mit goldenem Knauf krallten. Er stand Karolina am nächsten. Seine dunkle Aura schien sie einzuhüllen.
Eine Gänsehaut breitete sich auf ihrem Körper aus. Dieser schien zur besonders gefährlichen Spezies zu gehören. Ihn zu erlegen, wäre eine Herausforderung.
Sie wusste, dass sie von Kain sprachen, der laut Offenbarung der Vampirbibel zurückkehren würde.
„Wir können nur hoffen, unseren Vater mit diesem Opfer zu besänftigen. Es kann nur eine Rasse in dieser Welt herrschen, und das sind wir. Und jeder, der uns bedroht, muss vernichtet werden.“
Karolina erschrak über das wilde Glühen in Drazices Augen, das im Dunkeln aufflackerte. Ihr Herz hämmerte in der Brust wie verrückt, sodass sie glaubte, die drei könnten es hören. Am liebsten hätte sie alle drei Vampire auf einen Schlag erledigt. Doch wenn sie nur einen träfe? Ein Kampf gegen zwei Gegner, noch dazu solche mit übersinnlichen Fähigkeiten, bedeutete ein immenses Risiko. Sie musste geschickt vorgehen, sie voneinander trennen, um erfolgreich zu sein.
Sie brauchte nicht nach einer Lösung zu suchen, das Glück war ihr hold. Die beiden unbekannten Vampire verabschiedeten sich von Drazice und schlugen die Richtung zum jüdischen Friedhof ein. Drazice hingegen wählte den Anstieg zur Burg. Fieberhaft überlegte Karolina, wen sie zuerst verfolgen sollte, und entschied, zunächst die beiden Unbekannten zu jagen.
Lautlos wie ein Schatten folgte sie ihnen. Die Vampire amüsierten sich über ihre Liebschaften. Der Inhalt ihrer Worte rauschte ungehört an Karolina vorbei, denn ihre Gedanken konzentrierten sich ausschließlich auf einen günstigen Moment zum Angriff.
Kurze Zeit später erreichten sie den jüdischen Friedhof, der von einer hohen Mauer umgeben war. Der junge Vampir öffnete das schmiedeeiserne Tor und betrat den Friedhof, während der ältere sich plötzlich umdrehte. Karolina befürchtete, er könnte ihre Nähe gewittert haben, obwohl sie sich von Kopf bis Fuß mit Rosenöl eingerieben hatte und sich stets im Windschatten bewegte. Sie drückte sich an eine Hauswand und beobachtete seine Reaktion. Der Jüngere war in der Zwischenzeit hinter der Mauer verschwunden. Die Aufmerksamkeit des Vampirs galt einer Katze, die die Straße überquerte. Sein gieriger Blick folgte ihr.
Karolina wollte diesen günstigen Moment nicht ungenutzt verstreichen lassen, er bot ein optimales Ziel. Sie nahm das Messer aus dem Mund und schleuderte es mit voller Wucht auf ihn. Es schwirrte mit leisem Surren durch die Dunkelheit und bohrte sich in die Brust des Vampirs, der sogleich zu Boden sank. Den Mund weit aufgerissen, tastete seine Hand nach dem Messer, um es herauszuziehen, aber es war zu spät. Flammen schlugen aus seinem Brustkorb, und er beugte sich röchelnd vornüber.
Unvermutet hob er den Kopf und sah in Karolinas Richtung. Sie wusste, er hatte sie gesehen. Die Verzweiflung in seinem Blick ging ihr unter die Haut. Er starb mit einem stummen Schrei auf den Lippen.
Der andere kehrte zurück. Seine Augen weiteten sich vor Entsetzen, als er erkannte, wie sein Gefährte sich zu seinen Füßen in Asche und Rauch auflöste. Er drehte sich blitzschnell im Kreis und suchte nach dem Urheber. Dann fiel er auf die Knie, faltete die Hände und begann, mit jämmerlicher Stimme um sein dunkles Dasein zu flehen.
„Lasst mich nicht verbrennen! Ich bitte Euch!“ Er rutschte auf den Knien nach vorn. Karolina spannte einen Pflock in die Armbrust ein. Sie nahm ihn ins Visier, zögerte jedoch mit dem Schuss.
„Habt Erbarmen, Dcera! Mein Dasein ist bereits die Hölle!“ Wieder rutschte er weiter vor.
Sein Betteln, das aufrichtig wirkte, weckte Zweifel in Karolina. Sie war hinund hergerissen, ob sie ihn töten oder gehen lassen sollte.
Langsam löste sie sich aus dem Schatten des Hauses. Der Vampir kniete noch immer auf dem Weg und sah flehend zu ihr auf. Schritt für Schritt näherte sie sich ihm, die Armbrust parat haltend.
„Warum sollte ich das tun?“, fragte sie.
„Weil Euer Gott Euch in seinem Gebot sagt, Ihr sollt nicht töten.“
Das Zitat des fünften Gebotes ließ sie bewusst werden, dass sie dagegen verstieß. Aber Dceras waren von Gott auserwählte und gesegnete Geschöpfe, deren Bestimmung im Töten von Dämonen lag. Da konnte das Gebot nicht in diesem
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