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Schattengeboren - Sinclair, A: Schattengeboren

Schattengeboren - Sinclair, A: Schattengeboren

Titel: Schattengeboren - Sinclair, A: Schattengeboren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Sinclair
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sorgfältig innerhalb ihrer Abstammungslinien kultiviert, während die Nachtgeborenen es dem Zufall überließen, Magier hervorzubringen, die um ihr Überleben kämpfen mussten. Der Tempel neigte nicht dazu, Nachtgeborenen Ratschläge zu ihrem Vorgehen zu erteilen, geschweige denn, ihnen ein Mitspracherecht einzuräumen.
    »Sie begreifen doch«, begann Stranhorne, »dass es den Tod des Prinzen erklären würde, wenn die Lichtgeborenen ein Bündnis mit den Schattengeborenen geschlossen hätten. Des Weiteren«, sprach er weiter, während Ishmael noch immer diese Worte verdaute, »hat der Überlieferung nach die den Fluch wirkende Magie alle Beteiligten getötet. Oder irre ich mich, dass nach all unseren Erfahrungen mit heutiger Magie jeder anhaltende magische Effekt – sei es nun talismanische Magie oder Verhexung – von der Lebenskraft des verursachenden Magiers abhängt? Dem Sprichwort nach stirbt die Magie mit dem Magier.«
    »Jawohl«, knurrte Ishmael. Das Gesetz benannte die Hinrichtung als einzig legale Strafe für Hexerei, als einzig sichere Methode, um das Opfer von allen Einflüssen zu befreien. Ishmaels Knurren galt weniger der Erinnerung an seine eigene gefährliche Situation als Stranhornes Andeutung. Magie überlebte den Magier niemals, weil sie in der Lebenskraft des betreffenden Magiers verwurzelt war – mit dieser einzigen großen Ausnahme. Nach all den Jahrhunderten dachte niemand mehr über die Möglichkeit nach, dass der Fluch keine Ausnahme war, obwohl sie die langlebigen lichtgeborenen Erzmagier als Paradebeispiel direkt vor Augen hatten. »Wollen Sie damit sagen, Sie glauben, einer oder mehrere der Magier, die den Fluch gewirkt haben, hätten überlebt ?«
    Falls tatsächlich noch Magier lebten, deren Fluch der Tempel der Lichtgeborenen seit Jahrhunderten zu brechen versuchte, dann gab es keine Hoffnung für sie alle.
    »Ihnen ist klar, dass es reine Spekulation ist«, rief Stranhorne ihm besonnen ins Gedächtnis. »Ich halte es für höchst unwahrscheinlich, dass jene, die an dem Wirken dieses bösartigen Fluchs vor acht Jahrhunderten beteiligt waren, all die Jahre gewartet haben sollten, um sich uns jetzt zu zeigen – nicht, nachdem seit Jahrhunderten offensichtlich ist, dass wir erfolgreich bestehen würden. Aber es ist die einfachste Erklärung für die Anomalie.«
    »Verflucht, Stranhorne«, sagte Ishmael aufgewühlt. »Nicht einmal Vladimer ist auf diese Idee gekommen.« Er durfte jedoch nicht vergessen, dass Vladimer bei ihrer ersten Unterredung keine weiteren Hinweise als den außerordentlich ruhigen Sommer in den Grenzlanden hatte. Und bei der zweiten war Vladimer gerade erst aus der Verhexung erwacht und noch nicht wieder im Besitz seiner Kräfte gewesen.
    »Vladimer ist ein Mann des modernen Zeitalters«, nahm Stranhorne seinen Faden wieder auf. »Ich bin Historiker. Es gibt in der südlichen Wüste Ruinen, die Tausende von Jahren alt sind. Ich habe mir sagen lassen, außerhalb der Getrennten Länder gäbe es noch andere Ruinen, andere Wüsten und mündliche Überlieferungen über andere magische Katastrophen. Vielleicht ist dies lediglich ein Zyklus, der sich wiederholt.«
    Ishmael leerte sein Brandyglas und wünschte, es wäre drei Mal so groß gewesen.
    »Als Sie mich das erste Mal aufsuchten«, sagte Stranhorne, »habe ich erwogen, Ihnen den Zutritt zu meinem Haus zu verwehren. Doch bis zum heutigen Tag habe ich meine Entscheidung, Sie zu empfangen, nicht bereut. Obwohl«, fügte er in leichterem Tonfall hinzu, »einige meiner Standesgenossen – und vor allem ihre Ehefrauen – entsetzt darüber waren, wie sehr Sie meine Töchter verdorben haben.«
    »Ich konnte auf ihren angeborenen Veranlagungen aufbauen«, gab Ishmael mit zittriger Stimme zurück.
    »Ich bin mir ganz sicher, dass sie diese ausschließlich ihrer Mutter verdanken.« Es folgte ein Schweigen des Abwägens und Ordnens von Worten. »Meine Vorurteile haben mich daran gehindert zu erkennen, dass Herrschaft nicht die einzige Verführung ist, die Magie bietet. Sie wurden mit so viel weltlicher Macht geboren, wie ein Mann sie sich nur wünschen kann, und doch haben Sie im Alter von sechzehn Jahren dieser Macht zugunsten der Magie entsagt.«
    »Damit hatte mein Vater mehr zu tun als ich.«
    »Sie hätten Ihre Magie weder ihm noch irgendjemandem sonst zur Kenntnis bringen müssen«, stellte Stranhorne fest.
    Wie Telmaine es getan hatte, die mit erheblich größerer Macht – und vielleicht auch größerer Vernunft –

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