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Schattengilde 01 - Das Licht in den Schatten

Titel: Schattengilde 01 - Das Licht in den Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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Tor, hob den schweren Riegel aus der Halterung und öffnete die Torflügel.
    Und jetzt?
    Er sah sich um und erblickte Rolan am anderen Ende des Hofes.
    Ein Wachmann umklammerte seinen Knöchel, und ein Stallbursche griff nach den Zügeln des Pferdes. Rolan erspähte das offene Tor und trieb das Roß an, daß es in wildem Galopp über den Hof jagte. Das Tier setzte mühelos über den Brunnen hinweg und stürmte auf das Tor zu. Rolan trieb das Tier weiter an, packte mit den Fingern die Mähne und lehnte sich vornüber, den anderen Arm streckte er aus.
    »Komm!« brüllte er.
    Alec hob die Arme, und Rolans Finger umklammerten sein Handgelenk, er wurde von den Füßen gerissen und über den breiten Rücken des Pferdes geworfen. Er richtete sich auf und umfaßte Rolans Mitte, als sie durch das Tor donnerten und atemlos die Straße erreichten. Sie jagten an dem kleinen Dorf vorbei, das entlang der Mauern des Anwesens lag, und rasten weiter auf der Straße durch das waldbewachsene Gebirge unterhalb Asengais Ländereien.
    Nachdem sie einige Meilen zurückgelegt hatten, verließ Rolan die Straße und lenkte das Pferd in den Wald, der sich zu beiden Seiten hin erstreckte. Im Schutz der Bäume zügelte er das Pferd.
    »Hier, nimm das«, flüsterte er und drückte Alec ein Bündel in die Hand.
    Es stellte sich als Umhang heraus. Das grobe Tuch roch nach Stall, aber der Junge legte ihn dankbar um, dann zog er die nackten Füße hoch und drückte sie gegen den Leib des Pferdes, um sie zu wärmen.
    Eine Weile saßen sie schweigend, und Alec vermutete, daß sie auf etwas warteten. Schließlich hörte er das Klappern von Hufen, das sich näherte. Es war zu dunkel, um die Reiter zu zählen, aber dem Klang nach zu urteilen war es mindestens ein halbes Dutzend. Alec und sein Begleiter warteten, bis es wieder still geworden war, dann ritten sie zurück in Richtung des Anwesens.
    »Wir reiten in die falsche Richtung«, flüsterte Alec und zog Rolan am Kragen.
    »Mach dir keine Gedanken«, erwiderte sein Gefährte scheinbar amüsiert.
    Kurz darauf bogen sie in einen Pfad, der von Pflanzen schon fast überwuchert war. Es ging steil abwärts, und Zweige peitschten ihnen ins Gesicht, als sie entlangtrabten. Rolan hielt das Pferd wieder an, verlangte den Umhang zurück und legte ihn dem Pferd über den Kopf, um das Tier damit zu schützen. Bald hörten sie die Reiter zurückkehren. Sie bewegten sich nun weitaus langsamer und riefen sich gegenseitig etwas zu. Zwei der Berittenen kamen den überwucherten Pfad entlang und passierten, nur etwa zehn Schritt entfernt, die Stelle, an der Rolan und Alec mit angehaltenem Atem verharrten.
    »Ich sage dir, er war ein Magier!« meinte einer. »So wie er diesen Bastard aus dem Süden umgebracht hat und dann einfach aus der Zelle verschwand – und jetzt das hier!«
    »Alle Magier sollen verflucht sein«, erwiderte der andere verärgert. »Du wirst dir wünschen, selber einer zu sein, wenn Berin die beiden nicht am Ende der Straße erwischt. Lord Asengai wird uns allen die Haut abziehen!«
    Eines der Pferde stolperte und bäumte sich auf.
    »Bei Bilairys Eingeweiden! Es ist hoffnungslos, hier im Dunkeln weiter zu suchen. Sie haben sich wahrscheinlich längst die Hälse gebrochen«, brummte der erste der beiden.
    Sie gaben auf, wendeten die Pferde und ritten den Weg zurück.
    Rolan wartete, bis alle Geräusche verklungen waren, dann saß er auf und gab Alec den Umhang zurück.
    »Was werden wir nun tun?« flüsterte Alec, als sie wieder den Weg in die Berge entlangritten.
    »Ich habe nicht weit von hier einige Vorräte gelagert. Halt dich gut fest! Vor uns liegt ein anstrengender Ritt.«

 
2
Durch das Tiefland
     
     
    Alec erwachte, als die Sonne hoch am Himmel stand. Über sich sah er Zweige, und er versuchte, sich daran zu erinnern, wo er war und warum das grob gewebte Tuch, auf dem er lag, sich auf seiner Haut so gut anfühlte.
    Plötzlich kehrte die Erinnerung zurück, und er war hellwach.
    Er taumelte auf die Knie, zog seine Decken enger an sich und sah sich aufgeregt um.
    Er konnte Rolan nirgendwo sehen, aber das gestohlene Roß stand noch auf der kleinen Lichtung, ebenso der Braune und der arg mitgenommene Ledersack, den Rolan hier deponiert hatte, ehe er sich auf die Reise durch Asengais Ländereien gemacht hatte. Alec vergrub sich wieder in seine Decken und hoffte darauf, daß sein Herz nachlassen würde, so heftig zu schlagen.
    Ihm war es ein Rätsel, wie Rolan den Weg hierher gefunden hatte.

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