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Schattengilde 01 - Das Licht in den Schatten

Titel: Schattengilde 01 - Das Licht in den Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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betrachten, als wir im Dunkel durch die Gegend jagten.«
    Das stimmte. Alec sah nun seinen Gefährten genauer an. Rolan wirkte bei Tageslicht irgendwie größer, obschon er kein stattlicher Mann war. Er war schlank mit fein geschnittenen Gesichtszügen, großen, grauen Augen über hohen Wangenknochen und einer langen, geraden Nase. Sein Mund war fein, fast schmal, und er lächelte im Augenblick ein wenig schief. Der Mann vor Alec sah jünger aus, als er ihn in Erinnerung hatte.
    »Ich weiß nicht, Rolan …«
    »Oh, der Name.« Das Lächeln wurde noch schiefer. »Ich heiße nicht wirklich Rolan Silberblatt.«
    »Wie soll ich dich denn nennen?« fragte Alec, ohne wirklich überrascht zu sein.
    »Nenne mich Seregil.«
    »Wie?«
    »Ser-eh-gill.«
    »Oh.« Der Name klang seltsam, aber Alec erkannte, daß er für den Augenblick nicht mehr erfahren würde. »Wo bist du gewesen?«
    »Ich sah nach, ob uns jemand gefolgt ist. Von Asengais Männern fand ich keine Spur, aber wir sollten bald weiterziehen, vielleicht ist ihnen das Glück doch noch hold. Aber zuerst werden wir etwas essen. Du siehst halb verhungert aus.«
    Alec kauerte sich neben das Feuer und betrachtete wehmütig die beiden mageren Kaninchen. »Wenn ich einen Bogen gehabt hätte, würden wir jetzt Wildbret essen. Diese Bastarde haben mir alles abgenommen. Ich trage noch nicht einmal ein Messer! Gib mir eines, und ich werde die Kaninchen ausnehmen.«
    Seregil zog aus einem Stiefel einen langen Dolch hervor und reichte ihn Alec.
    »Beim Schöpfer, der ist ja wunderschön!« rief Alec aus und prüfte mit dem Daumen die Schneide der schmalen, dreieckigen Klinge.
    Als er sich jedoch daranmachte, die Kaninchen auszunehmen, war es an Seregil, zu staunen.
    »Du machst das sehr gut«, bemerkte er, als Alec das Tier mit einem einzigen raschen Schnitt öffnete.
    Alec bot ihm ein dunkelbraunes Stück Leber an. »Möchtest du? Es ist gut fürs Blut, besonders im Winter.«
    »Danke«, Seregil nahm die Gabe entgegen, setzte sich ans Feuer und beobachtete Alec nachdenklich.
    Alec errötete unter dem Blick. »Du hast mir letzte Nacht das Leben gerettet, dafür danke ich dir, ich stehe in deiner Schuld.«
    »Du hast dir selbst alle Ehre gemacht. Wie alt bist du? Du erscheinst mir zu jung, um alleine durch die Gegend zu ziehen.«
    »Ich wurde letzten Sommer sechzehn«, erwiderte Alec brummig. Man hielt ihn oft für jünger, als er tatsächlich war. »Ich bin im Wald aufgewachsen.«
    »Aber doch sicherlich nicht alleine.«
    Alec zögerte, er war sich nicht schlüssig, wieviel er diesem seltsamen Fremden erzählen wollte. »Mein Vater starb kurz nach der Sommersonnenwende.«
    »Ich verstehe. War es ein Unfall?«
    »Nein, er hatte die Schwindsucht.« Alecs Augen füllten sich mit Tränen, er beugte sich tiefer über die Kaninchen und hoffte, Seregil würde es nicht bemerken. »Er hatte keinen leichten Tod, nicht einmal die Drysier konnten ihm am Ende helfen.«
    »Dann warst du die letzten drei Monate alleine auf dich gestellt?«
    »Ja. Wir waren zu spät dran für den Vogelhandel im Frühjahr, daher mußte ich den Sommer in Stone Tor verbringen und unsere Schulden in der Schenke, in der mein kranker Vater lag, abarbeiten. Dann, im Herbst, jagte ich mit Fallen, wie sonst auch. Ich hatte bereits einige gute Felle, als ich Asengais Männern in die Hände fiel. Jetzt habe ich keine Ausrüstung mehr, kein Pferd, nichts. Ich weiß nicht …«
    Er sprach nicht weiter, und seine Miene hatte sich verdüstert; er hatte früher schon unter Hunger zu leiden gehabt.
    »Hast du denn gar keine Familie mehr?« fragte Seregil nach einer Weile. »Wo ist deine Mutter?«
    »Ich habe sie nie gekannt.«
    »Freunde?«
    Alec reichte ihm das ausgenommene, gehäutete Kaninchen und machte sich am zweiten zu schaffen. »Wir blieben meist unter uns. Vater mochte große Ortschaften nicht.«
    »Ich verstehe. Was hast du denn jetzt vor?«
    »Das weiß ich noch nicht. In Stone Tor arbeitete ich in der Spülküche und half dem Stallknecht. Ich denke, ich werde in diesem Winter wieder dort arbeiten.«
    Seregil antwortete nicht, und Alec arbeitete eine Weile schweigend. Dann, als er zusah, wie der Dunst aus dem geöffneten Tierkörper zwischen seinen Fingern emporstieg, fragte er: »Haben sie gestern nacht nach dir gesucht?«
    Seregil lächelte, als er das erste Kaninchen aufspießte und es über das Feuer hielt. »Es ist nicht ungefährlich, Fremden eine solche Frage zu stellen. Wenn ich derjenige gewesen wäre, so

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