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Schattengilde 03 - Unter dem Verrätermond

Titel: Schattengilde 03 - Unter dem Verrätermond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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Schritte auf und ab. »Was willst du dann von mir?«
    »Ich weiß es nicht!« Sie streckte die Hand nach ihm aus. »Es ist nur … ich musste wissen, ob du noch immer mein Freund bist, jemand, dem ich mein Herz offenbaren kann. Ich bin hier so entsetzlich allein.«
    »Du hast es selbst so gewollt«, konterte Nyal bitter, ließ sich jedoch erweichen, als sie erneut in Tränen ausbrach.
    »Ich bin dein Freund«, versicherte er, während er sie erneut an sich zog und in seinen Armen wiegte. »Du kannst dich immer an mich wenden, Talía. Immer. Sag mir nur: Bedauerst du deine Entscheidung? Wenigstens ein bisschen?«
    »Du darfst mich so etwas nicht fragen«, schluchzte sie. »Nie, nie, nie! Rhaish ist mein Leben. Wenn ich ihm doch nur helfen könnte.«
    Amali konnte den Kummer nicht sehen, der sich in Nyals Augen spiegelte, aber Alec konnte. Ob seines Lauschens beschämt, wartete er, bis die beiden fort waren, ehe auch er davonging.
     
    Seregil und die anderen hatten sich bereits auf den Weg zum Iia’sidra begeben, als Alec das Gästehaus erreichte. Er ging zurück in das gemeinsame Zimmer, um nachzusehen, ob Seregil ihm eine Nachricht hinterlassen hatte, konnte jedoch nichts entdecken. Auf dem Weg zur Küche hielt er mit klopfendem Herzen vor Torsins Tür inne. Dieser Tag schien einiges für ihn bereitzuhalten, denn die Tür stand erneut einen Spalt weit offen.
    Das seltsame Verhalten des Gesandten in der vergangenen Nacht war zu auffällig, es zu ignorieren.
    Immerhin war es Grund genug, sich um seine Loyalität zu sorgen. Und dann das – die offene Tür war einfach zu verlockend. Er konnte einer näheren Untersuchung des Zimmers nicht widerstehen.
    Schuldbewusst sah sich Alec ein letztes Mal um und schickte ein kurzes Gebet zu Illior, ehe er hineinschlüpfte und die Tür hinter sich ins Schloss zog.
    Torsins Gemach war groß, mit einer Nische auf der gegenüberliegenden Seite. Dort stand vor dem Fenster ein Schreibtisch. Kuriertasche, Schreibmaterial und ein paar ordentlich angeordnete versiegelte Pergamente lagen auf der polierten Tischplatte. Davon abgesehen enthielt der Raum das übliche Mobiliar: ein mit Gaze verhangenes Bett, ein Waschtisch, Kleidertruhen, alle im schlichten Aurënfaie-Stil gefertigt – helles Holz und saubere, geschwungene, mit dunklem Holz abgesetzte Linien.
    Während er sich seines Tuns mit jedem Augenblick mehr schämte, arbeitete er doch schnell, untersuchte den Schreibtisch und seinen Inhalt, die Kleidertruhen und die Wände hinter den Wandteppichen, fand jedoch nichts von Bedeutung. Alles war sauber, ordentlich und völlig normal.
    Als er ein Tagebuch von einem Nachtschrank nahm, stieß er auf knappe, aber detailgenaue Niederschriften der Entwicklungen eines jeden Tages, geschrieben in Torsins gestochen scharfer Schrift. Der erste Eintrag datierte drei Monate zurück. Als er es zurücklegen wollte, schlugen ein paar Seiten um, und er stieß auf einige jüngere Niederschriften, von denen eine etwa eine Woche vor Klias Ankunft in Gedre angefertigt worden war. Die Handschrift war noch immer erkennbar, doch die Buchstaben waren nicht so exakt gestaltet, Worte rutschten dann und wann aus den sorgsam vorgezeichneten Linien, waren fleckig oder verschmiert.
    Das liegt an seiner Krankheit. Alec blätterte weiter in dem Buch, versuchte, herauszufinden, seit wann Torsin abbaute, wurde dann jedoch von festen Schritten auf dem Korridor aufgeschreckt.
    Aurënfaie-Betten waren ziemlich niedrige Gebilde, dennoch gelang es ihm, sich ohne größere Probleme unter dem Bett außer Sichtweite zu bringen, als die Tür aufgestoßen wurde, und ein Paar bestiefelter Füße – weibliche, der Größe nach – quer durch den Raum zum Schreibtisch gingen. Es war Mercalle; er erkannte ihr Humpeln. Dann hörte er, wie die Kuriertasche leise knarrte, gefolgt von dem unverkennbaren Rascheln von Pergamenten.
    Er drehte den Kopf, um unter dem Bett hervorzublicken, und sah den Boden eines Beutels, den sie sich über die Schulter geschlungen hatte.
    Sieht aus, als wäre ich doch der einzige Spion, dachte er aufatmend, als sie den Raum verlassen hatte. Sie war lediglich als Botin hergekommen.
    Er blieb noch einen Moment, wo er war, und schlug das Tagebuch erneut auf. Das erste Zeichen der Schwäche in Torsins Handschrift zeigte sich einige Wochen vor Klias Ankunft. Noch während er darüber nachdachte, blätterte er weiter zum jüngsten Eintrag, der sich mit der Debatte des Vortages beschäftigte.
    U.S. geht raffiniert

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