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Schattengilde 03 - Unter dem Verrätermond

Titel: Schattengilde 03 - Unter dem Verrätermond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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seine Aussprache litt ein wenig unter den Auswirkungen. »Schade …«
    »Was ist schade?«
    »Dass sie nur so wenig Faie-Blut in sich trägt«, entgegnete der Bôkthersa seufzend. »Ihr wisst gar nicht, was für ein Glück Ihr habt, ein Ya’shel zu sein. Wartet nur ein paar Hundert Jahre ab.«
    Die Küchentür stand offen, um die Luft aus dem Innenhof hereinzulassen. Aus den Augenwinkeln sah Alec eine verhüllte Gestalt, die durch die Hintertür verschwand. Etwas an der Haltung der Person erregte seine Aufmerksamkeit, ehe er ein vertrautes Husten vernahm und Kheeta seine Krüge in den Arm drückte, um ihr zu folgen.
    »Wohin geht Ihr?«, rief Kheeta ihm nach.
    »Ich brauche etwas frische Luft.« Alec lief durch den Hof, noch ehe sein Begleiter ihm weitere Fragen stellen konnte.
    Die Soldaten am Wachfeuer achteten ebenso wenig auf ihn wie zuvor auf Torsin. Wozu sich Sorgen machen, wenn einer der ihren hinausging, sollten sie doch darauf achten, dass niemand sich hereinschlich. Vor dem Tor blieb Alec stehen, damit sich seine Augen an die Finsternis gewöhnten. Ein erneutes Husten von links wies ihm den Weg.
    Er war lediglich seinem Instinkt gefolgt, aber plötzlich kam er sich sehr töricht vor, solchermaßen hinter Klias vertrauenswürdigstem Berater hinterherzuschleichen, als wäre er ein plenimaranischer Spion. Was sollte er ihr erzählen, wenn er zurück war, wie sollte er sich Torsin erklären, sollte der alte Mann ihn ertappen, wie er sich hinter ihm in den Schatten herumtrieb?
    Wie zur Antwort auf seine unausgesprochenen Fragen glitt eine große Eule, die erste, die er sah, seit sie Akhendi verlassen hatten, an ihm vorüber in die Richtung, die Torsin eingeschlagen hatte.
    Ich kann immerhin behaupten, es habe ein Omen gegeben, dachte er.
    Krank oder nicht, Torsin bewegte sich, als hätte er ein weit wichtigeres Ziel, als frische Luft zu schnappen. Die Tavernen waren belebter denn je, und überall schien Musik zu spielen. Aurënfaie vergnügten sich paarweise oder in kleinen Gruppen im Nachtleben der Stadt, und Torsin blieb dann und wann stehen, um jemanden zu begrüßen, den er kannte, hielt sich jedoch nie länger irgendwo auf.
    Er verließ die Tupa der Bôkthersa und lotste Alec durch verschiedene Straßen, die sie an den Grenzmarkierungen der Akhendi und der Haman vorbeiführten. Als er schließlich sein Tempo verlangsamte, fühlte sich Alec alles andere als sicher. Diese Straßen trugen das Mondsymbol der Khatme. Glücklicherweise trieben sich hier nur wenige Personen auf der Straße herum, dennoch achtete Alec sorgsam darauf, sämtliche sich bietenden Schatten auszunutzen. Er tat nur seine Pflicht, so sagte er sich, gleichwohl in der Hoffnung, sich niemals gegenüber irgendeiner anderen Person rechtfertigen zu müssen. Andererseits gab er schließlich nur ein wenig auf einen kranken Mann Acht.
    Vor einem eindrucksvollen Gebäude, von dem Alec mit Recht annahm, dass es das Haus Lhaär ä Iriels sein musste, blieb Torsin stehen. Kurz fiel ein Streifen Kerzenschein über Torsins Antlitz, als er eintrat, und Alec war ihm nahe genug, um auf seinen ausgezehrten Zügen so etwas wie Resignation zu lesen.
    Nicht einmal Alec konnte einen anderen Eingang zu dem Haus entdecken. Die wohlbehüteten Villen Rhíminees verfügten über eine vergleichsweise angenehme Symmetrie. Dort gab es Wände, über die er klettern konnte, Hunde, denen er ausweichen oder sich ihnen anbiedern musste, auf dass sie ihn passieren ließen, doch es fand sich immer das eine oder andere Loch, durch das man sich hindurchwinden konnte, jedenfalls, wenn man sein Geschäft verstand. Hier hingegen gab es nur verschlossene Türen und Fenster außerhalb seiner Reichweite.
    Außerdem war er schon deswegen aufgeschmissen, da das Gebäude an mehrere andere grenzte, deren Fassaden sich ebenso kahl und unzugänglich zeigten. Gerade wollte er aufgeben, als er über sich mehrere Stimmen vernahm.
    Als er hinaufblickte, erkannte er einen Balkon, der dunkel aus der Fassade hervorsprang. Die Stimmen waren zu leise, der Unterhaltung zu folgen, aber die regelmäßige Unterbrechung durch Torsins Husten verriet ihm zweifelsfrei, dass er den Gesandten wiedergefunden hatte.
    Bei ihm waren mindestens zwei andere Personen, ein Mann und eine Frau – möglicherweise Lhaär ä Iriel höchstpersönlich.
    Die Konferenz dauerte nicht lange. Die unsichtbaren Verschwörer verschwanden wieder im Haus. Alec wartete ein paar Minuten, um sich zu vergewissern, dass sie

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