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Schattengilde 03 - Unter dem Verrätermond

Titel: Schattengilde 03 - Unter dem Verrätermond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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Unterwegs kippten sie die Kohlenpfanne um, um ihm den Genuss der Wärme zu verwehren. Ebenso leicht hätten sie sie über ihm ausleeren können.
    Gute Haman. Gnädige Brüder.
    Ein leises Kichern entrang sich seiner Brust wie das Kreischen rostigen Drahtes. Oh, es schmerzte zu lachen – er hatte ein paar gebrochene Rippen, die ihn noch lange an diese Nacht erinnern würden –, aber nachdem er einmal angefangen hatte, konnte er nicht mehr aufhören. Aus dem atemlosen Keuchen wurde ein würdeloses Kichern, gefolgt von einem heiseren, aber dennoch lautstarken Gelächter, das neue Schmerzen durch Kopf und Körper jagte. Möglicherweise würde der Lärm die Haman veranlassen, zurückzukommen, aber er war längst darüber hinaus, sich deswegen Sorgen zu machen. Rote Punkte wirbelten vor seinen Augen, und er hatte das verrückte Gefühl, dass, wenn er nicht bald zu Lachen aufhörte, sein Gesicht sich gleich einer schlecht sitzenden Maske von seinem Kopf lösen würde.
    Endlich wich das anfallhafte Gelächter einer Mischung aus Aufstoßen und Schnauben, ehe es schließlich in einem leisen Wimmern unterging. Erstaunlicherweise fühlte er sich erleichtert, ja, sogar geläutert, reingewaschen, obwohl sein trockener Gaumen den bitteren Geschmack von Pisse trug. Auf allen Vieren schleppte er sich einige Meter weiter auf sichereren Boden, streckte sich dort auf dem taufeuchten Gras aus und leckte die Flüssigkeit von den Halmen unter seinen Lippen. Es war gerade genug, ihn noch weiter zu peinigen. Also gab er auf und stemmte sich unsicher auf die Beine.
    »Schon in Ordnung«, murmelte er vor sich hin. »Zeit, nach Hause zu gehen.«
    Etwas knirschte schmerzhaft in seiner Brust, als er die Worte noch einmal aussprach.
    Nach Hause.
     
    Später wusste Seregil nicht mehr recht, wie er zum Gästehaus zurückgekommen war, aber als er wieder zu sich kam, lag er zusammengerollt in der hinteren Ecke des Baderaumes und das sanfte Licht der Morgendämmerung leuchtete durch die offenen Fenster auf ihn herab. Das Atmen schmerzte. Bewegung schmerzte. Die Augen offen zu halten schmerzte, also schloss er sie rasch wieder.
    Eilige Schritte näherten sich.
    »Wie ist er hierher gekommen?«
    »Ich weiß es nicht.« Olmis, einer der Diener. »Ich habe ihn gefunden, als ich Wasser heiß machen wollte.«
    »Hast du jemanden gesehen?«
    »Nein. Ich habe sogar die Wachen gefragt, aber niemand hat irgendetwas bemerkt.«
    Mühsam öffnete Seregil ein Auge und stellte fest, dass Alec neben ihm kniete. Er sah wütend aus.
    »Seregil, was ist mit dir geschehen?«, fragte er. Dann wich er mit angewiderter Miene zurück, als ihm der Gestank in die Nase stieg, der aus Seregils Kleidern ausdünstete. »Bei Bilairys Eingeweiden, du stinkst!«
    »Ich war spazieren.« Brennender Schmerz wütete in seinem Leib, als er sprach, und seine letzten Silben ähnelten mehr einem Keuchen.
    »Du meinst, letzte Nacht?«
    »Ja, ich musste … mich erholen … von einem bösen Traum.« Das vage Echo eines Kicherns entglitt ihm, ehe er es verhindern konnte. Mehr Schmerzen.
    Alec starrte ihn an, ehe er Olmis zuwinkte, ihm zu helfen, Seregil die schmutzigen Kleider abzustreifen. Beide keuchten erschrocken auf, als sie seinen Mantel öffneten. Seregil konnte sich ungefähr vorstellen, wie er aussehen musste.
    »Wer hat dir das angetan?«, fragte Alec eindringlich.
    Seregil dachte über seine Frage nach und seufzte. »Ich bin im Dunkeln gefallen.«
    »In einen Abort, dem Geruch nach zu urteilen«, murmelte Olmis, während er an Seregils Hosen zerrte.
    Alec wusste natürlich, dass er log. Seregil konnte es an seiner bitteren Miene erkennen, als er ihn gemeinsam mit Olmis ein einen Zuber mit warmem Wasser legte und fortwusch, was auch immer von dem nächtlichen Debakel mit Wasser zu bereinigen war.
    Vermutlich bemühten sie sich, vorsichtig mit ihm umzugehen, aber Seregil litt zu heftige Qualen, ihre Anstrengungen anzuerkennen. Nun fühlte er sich nicht mehr erleichtert. Der euphorische Zauber der Nacht war gebrochen; dieser Schmerz war dumpf, Übelkeit erregend und beständig – keine herausragenden Stiche, keine Höhen und Tiefen. Er schloss die Augen und ließ das Bad über sich ergehen, ließ sich herausheben und in eine weiche Decke wickeln. Er ließ sich treiben, fort von dem grausamen Pochen in seinem Kopf.
    »Ich sollte Mydri holen«, sagte Olmis, und seine Stimme drang nur noch schwach in Seregils Wahrnehmung.
    »Ich will nicht, dass ihn jemand so sieht. Nicht seine

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