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Schattengilde 03 - Unter dem Verrätermond

Titel: Schattengilde 03 - Unter dem Verrätermond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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zumindest war ein bedeutsamer Fang, denn viele unserer Kavalleristen mussten zu Fuß in den Kampf ziehen, weil es an Pferden mangelte, die zu ersetzen, die in der Schlacht getötet worden sind. Andere behelfen sich mit Gäulen, die sie von der Landbevölkerung beschlagnahmen, was ihnen unter den Einheimischen keine besondere Wertschätzung einbringt.
    Die dritte Botschaft Klias hat uns hier gestern erreicht. Phoria hat wenig dazu gesagt, aber ihre Ungeduld ist unverkennbar. Gewiss könnt Ihr doch dem Iia’sidra wenigstens ein kleines Zugeständnis abringen? Anderenfalls fürchte ich, wird sie Euch unverrichteter Dinge zurückrufen. Mit jedem neuen Todesfall unter den fähigeren Kommandanten wird deutlich, wie sehr uns Klia auf dem Schlachtfeld fehlt.‹
    Magyana hielt inne und dachte über jene Informationen nach, die zu schreiben sie nicht wagte, nicht einmal, wenn es sich um eine Botschaft wie diese handelte. Wie die Tatsache, dass sie es nicht wagte, ihrem Schützling dieses Pergament offen zukommen zu lassen, da die Gefahr bestand, dass Phoria davon erführe. Die königliche Prinzessin machte keinen Hehl aus ihrem Misstrauen gegenüber Zauberern im Allgemeinen und ihr, der Beraterin ihrer Mutter, im Besonderen. Magyana war bereits zu ihr gerufen worden, um ihre Taten zu rechtfertigen, und das nur, weil sie auf Bitten General Ameneus’ einen unbedeutenden kleinen Zauber inszeniert hatte. In den Wochen, seit Phoria das Heer kommandierte, hatte sich manches kaum merklich verändert. Wachsame Augen und Ohren dienten ihr an allen Ecken, einschließlich jener dieser hübschen Schlange, die sich Hauptmann Traneus nannte.
    Klia hat auch so genug Sorgen, dachte sie, während sie den Brief mit einem Bann verschlüsselte, den nur Thero würde lösen können. Später würde sie das Pergament einem Meldereiter anvertrauen. Sollte Traneus denken, was er wollte.

 
19
Noch eine Abendunterhaltung
     
     
    Dieses Mal war der Traum weniger schlüssig, dafür aber viel lebhafter. Der brennende Raum war wieder sein altes Zimmer in Bôkthersa, doch da waren auch die Köpfe von Thryis und den anderen, die ihn vom Kaminsims aus anstarrten. Dieses Mal blieb ihm keine Zeit zu überlegen, was er retten und was zurücklassen sollte. Feuer fraß sich durch die Vorhänge über dem Bett und am Fenster und leckte an seinen Beinen, doch die Berührung der Flammen war von tödlicher Kälte.
    Der Rauch, der durch die Ritzen zwischen den Dielen aufstieg, verdichtete sich unter dem Streifen strahlenden Sonnenscheins, der seine Augen mit seiner gleißenden Helligkeit blendete. Seine Kehle war wie zugeschnürt, seine Hände nutzlos.
    Von der anderen Seite des Raumes, kaum sichtbar durch den dichten Rauch, kam eine hoch gewachsene Gestalt auf ihn zu.
    »Nein!«, dachte er. »Nicht hier. Niemals.«
    Ilars Anwesenheit ergab ebenso wenig Sinn wie die der Glaskugeln, welche er so verzweifelt mit beiden Händen festzuhalten versucht hatte. Die Flammen wichen vor Ilar zurück, als er sich mit einem warmen, wohlwollenden Lächeln näherte.
    So attraktiv. So graziös.
    Seregil hatte vergessen, wie der Mann sich bewegen konnte, geschmeidig und leichtfüßig wie ein Luchs. Nun war er beinahe nahe genug, ihn zu berühren.
    Seregil fühlte, wie sich die kalten Flammen durch seinen Leib fraßen, fühlte, wie das glatte Glas seinen Fingern entglitt.
    Ilar streckte die Hand nach ihm aus. Nein, er bot ihm etwas dar, ein blutüberströmtes Schwert.
    »Nein!«, schrie Seregil, während er verzweifelt versuchte, die Glaskugeln festzuhalten. »Nein. Ich will das nicht!«
     
    Seregil schrak auf seinem Lager hoch, schweißüberströmt und einigermaßen verblüfft, dass Alec neben ihm immer noch friedlich schlummerte. Hatte er denn nicht geschrien?
    Geschrien? dachte er plötzlich voller Schrecken. Er konnte nicht einmal atmen. Der kalte Rauch aus seinem Traum erfüllte noch immer seine Lungen, ließ das geringe Gewicht von Alecs Arm über seiner Brust zu einer schmerzhaften Last werden. Er würgte. Er erstickte.
    So vorsichtig, wie seine zunehmende Panik gestattete, glitt er aus dem Bett; noch immer von der irrationalen Sorge erfüllt, er könnte Alec wecken. Er schnappte sich seine Kleider und ging hinaus auf den schwach beleuchteten Korridor.
    Die Bewegung erleichterte ihm das Atmen, doch als er stehen blieb, um Hose und Schuhe überzustreifen, überwältigte ihn erneut das Gefühl, ersticken zu müssen. Er eilte weiter und zog sich im Laufen den Mantel an – Alecs,

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