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Schattengilde 03 - Unter dem Verrätermond

Titel: Schattengilde 03 - Unter dem Verrätermond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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Khirnari, wie jeder andere auch. Und bisher konnte ich ihr nur erzählen, dass Prinzessin Klia sich privat nicht anders äußert als vor dem Iia’sidra.«
    »Und Amali ä Yassara?« Bei Aura, hatte er das wirklich gesagt? Nyals Medizin musste stärkere Nebenwirkungen haben, als er angenommen hatte.
    Der Ra’basi lächelte nur. »Ihr seid ein guter Beobachter. Amali und ich haben einander einst geliebt, aber sie hat sich für die Hand von Rhaish í Arlisandin entschieden. Trotzdem liegt sie mir noch immer am Herzen, und wir sprechen noch gern miteinander, wenn keine Gefahr droht.«
    »Gefahr?«
    »Rhaish í Arlisandin liebt seine Gemahlin sehr; es wäre ein unwürdiges Los, würde ich Anlass zu Unstimmigkeiten zwischen den beiden geben.«
    »Ich verstehe.« Seregil hätte wissend mit dem Finger an seine Nase getippt, aber er konnte seine Hand so weit nicht heben.
    »Zwischen Amali und mir gibt es nichts Anrüchiges, darauf habt Ihr mein Wort. Doch nun kommt, Ihr müsst aufstehen und Euch bewegen, ehe Eure Muskeln noch steifer werden. Vermutlich wird es schmerzhaft werden.«
    Aus dem Bett zu kommen, erwies sich als der schlimmste Teil dieser Aufgabe. Mit Nyals Hilfe und unter bemerkenswerten Flüchen gelang es Seregil, in eine weite Robe zu schlüpfen und einige Male ziemlich benebelt durch den Raum zu stolpern. Bei einer seiner Runden erblickte er sein Bild im Spiegel und zuckte vor Schreck zusammen – Augen, viel zu groß, die Haut zu fahl, das Gesicht zu einer Miene der Hilflosigkeit verzogen, die ganz und gar nicht zu der berüchtigten Katze von Rhíminee passte. Nein, das war ein anderer. Der verängstigte, von Scham erfüllte junge Verbannte war heimgekehrt.
    »Ich kann allein gehen«, knurrte er und riss sich von Nyal los, nur um festzustellen, dass er es eben nicht konnte, ganz und gar nicht.
    Nyal fing ihn auf, als er das Gleichgewicht verlor. »Das reicht erst mal. Kommt, Ihr könntet ein bisschen frische Luft gebrauchen.«
    Seregil lieferte sich wieder den fähigen Händen des Mannes aus, und bald lag er mehr oder weniger bequem auf der sonnenbeschienenen hinteren Ecke des Balkons. Nyal war gerade damit beschäftigt, ihn in eine Decke zu wickeln, als es energisch an der Tür klopfte.
    Nyal ging hin, um nachzusehen, doch Mydri kehrte an seiner Stelle zurück. Hastig prüfte Seregil den Sitz seiner Robe, in der Hoffnung, dass keine verräterischen Male zu sehen waren, doch die Mühe war vergeblich.
    »Fieber, ja?«, fragte sie, während sie ihn finsteren Blickes musterte. »Was bildest du dir eigentlich ein, Seregil?«
    »Was hat Alec dir erzählt?«
    »Er musste mir nichts erzählen, ich habe es in seiner Miene gelesen. Du solltest dem Jungen sagen, dass er sich die Lügen sparen kann; er ist einfach nicht überzeugend genug.«
    Das ist er, wenn er es will, dachte Seregil. »Wenn du gekommen bist, um mich zu schelten …«
    »Schelten, dich?« Mydris Augenbrauen ruckten noch weiter in die Stirn, so wie sie es immer getan hatten, wenn sie wahrhaft wütend war. »Du bist kein Kind mehr. Zumindest hörte ich so etwas. Hast du irgendeine Vorstellung, welche Auswirkungen es auf die Verhandlungen hätte, wenn bekannt würde, dass ein Mitglied von Klias Delegation von den Haman angegriffen wurde? Nazien gibt inzwischen bereits seiner Bewunderung für Klia Ausdruck …«
    »Wer hat irgendetwas von den Haman gesagt?«
    Ihre Hand bewegte sich so schnell, dass er die Ohrfeige erst gar nicht bemerkte, dabei war sie hart genug, ihm die Tränen in die Augen zu treiben und seine Ohren zum Klingeln zu bringen. Dann beugte sie sich wieder über ihn und stach ihm mit dem Finger schmerzhaft in die Brust.
    »Mach deine Narretei nicht noch durch Lügen schlimmer, kleiner Bruder! Denkst du etwa, damit könntest du irgendetwas besser machen? Hast du überhaupt nachgedacht, oder versuchst du nur, blindlings auszuweichen, wie du es immer getan hast? Hast du dich denn so wenig verändert?«
    Ihre Worte schmerzten ihn weit mehr als die Ohrfeige. Vermutlich hatte er sich tatsächlich nicht sehr verändert, aber er war klug genug, nichts Derartiges zu äußern.
    »Weiß sonst noch jemand davon?«, fragte er lustlos.
    »Offiziell? Niemand. Wer würde auch schon losziehen und damit prahlen, Auras Frieden gestört zu haben? Aber es gibt Gerüchte. Du musst morgen vor dem Iia’sidra erscheinen, und du tust verdammt gut daran, wenigstens so auszusehen, als wärst du tatsächlich krank gewesen.«
    »Das dürfte mir nicht

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