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Schattengilde 03 - Unter dem Verrätermond

Titel: Schattengilde 03 - Unter dem Verrätermond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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es immerhin aus eigener Kraft geschafft hatte. Er pisste Blut, und er dankte allen Göttern, die ihm überhaupt noch zuhören wollten, dass Alec nicht Kindermädchen genug war, seinen Urin zu kontrollieren. Er würde mit dem Spüljungen reden und ihm sagen müssen, dass er ihn nicht verraten durfte. Zur Hölle, er würde ihn sogar für sein Stillschweigen bezahlen, wenn nötig. Er hatte schon Schlimmeres erlebt, und er konnte keinen Sinn darin sehen, Alec noch mehr Sorgen zu bereiten, als er es so oder so schon getan hatte.
    Als er am Tage allein im Zimmer zurückblieb, schlief er rasch wieder ein, nur um gleich darauf schweißgebadet hochzuschrecken und Ilar vor sich zu sehen. Er wollte sich abwenden, prallte jedoch sogleich gegen die Mauer neben dem Bett.
    Mit einem erstickten Keuchen sank er zurück und stellte fest, dass Nyal an Ilars Stelle vor ihm stand. Nach dem Ausdruck auf dem Gesicht des Ra’basi zu urteilen, hatte er beim Erwachen nicht gerade eine freundliche Miene gezogen.
    »Ich bin hier, um nach Euren Verbänden zu sehen.«
    »Ich dachte, Ihr wärt … jemand anderes«, krächzte Seregil und kämpfte gegen die Übelkeit in seiner Kehle an.
    »Ihr seid in Sicherheit, mein Freund«, versicherte ihm Nyal, der nicht verstand, was vorgegangen war. »Hier, trinkt davon.«
    Seregil nippte dankbar an der milchigen Arznei. »Was ist das?«
    »Zerstoßene Mohnsamen, Kamille und Augentrostblätter, gekocht in Milch und Honig. Es sollte Eure Schmerzen lindern.«
    »Es funktioniert. Danke.«
    Schon jetzt konnte Seregil die Wirkung spüren, die sich wie ein Nebel über sein Bewusstsein legte. Er starrte zur Decke hinauf, während der Ra’basi vorsichtig die Verbände um seinen Brustkorb kontrollierte, und fragte sich, was er sich nur dabei gedacht hatte, sich den Haman einfach so auszuliefern. Er schämte sich für sein Verhalten und überlegte, zu welchen Spekulationen seine Abwesenheit beim Iia’sidra wohl führen mochte. Seine Peiniger würden gewiss nicht damit prahlen, auf geheiligtem Boden eine Gewalttat verübt zu haben. Dennoch brodelte die Gerüchteküche sicher bereits vor Geschichten, die sich über das weit verzweigte Netz des allgemeinen Geschwätzes verbreiten. Das war bei jeder großen Versammlung so. Davon abgesehen vernachlässigte er tatsächlich seine Pflicht und bürdete die Verantwortung Alec auf.
    »Wahnsinn«, zischte er.
    »In der Tat. Alec ist immer noch ziemlich wütend. Euretwegen, und er hat Recht damit. Ich habe Euch immer für einen intelligenten Mann gehalten.«
    Seregil brachte ein schwaches Kichern zustande. »Ihr kennt mich einfach nicht gut genug.«
    Nyal blickte ihn finster an, plötzlich bar jeglichen Mitgefühls. »Hätte dieser nächtliche Zusammenstoß auch nur eine Handbreit außerhalb der Grenzen Sarikalis stattgefunden, dann würde Euer Talímenios jetzt möglicherweise um Euch trauern.«
    Beschämt wandte Seregil den Blick ab.
    »Darüber lacht Ihr nicht? Gut!« Von irgendwo außerhalb von Seregils eingeschränktem Blickfeld förderte Nyal einen warmen, feuchten Schwamm zu Tage und fing an, ihn zu waschen.
    »Ich wusste nicht, dass Ihr ein Heiler seid«, sagte Seregil, als er wieder zu sprechen wagte.
    »Das bin ich auch nicht, aber auf Reisen kann man so manches lernen.«
    Seregil studierte das Profil des Mannes. »Und das habt Ihr getan, nicht wahr?«
    Nyal blickte von seiner Arbeit auf. »Das klang beinahe freundlich, Bôkthersa.«
    »Ihr bringt Euch in Schwierigkeiten, wenn Ihr mich so nennt.«
    Nyal gestikulierte gelangweilt mit dem Schwamm. »Wer soll es denn hören?«
    Seregil konterte mit einem Grinsen. »Ihr seid ein neugieriger Bastard. Ganz zu schweigen von der Tatsache, dass Ihr der Liebhaber einer Frau seid, die mir so kostbar ist wie die Tochter, die ich nie haben werde. Diese Kombination macht mich nervös.«
    »Das ist mir schon aufgefallen.« Vorsichtig drehte Nyal Seregil um, um ihm frische Salbe auf den Rücken zu schmieren. »Ihr haltet mich für einen Spion, richtig?«
    »Vielleicht seid Ihr das, vielleicht aber auch nur eine Art Ausgleich für meine Anwesenheit.«
    Nyal drehte ihn wieder auf den Rücken, und Seregil blickte ihm direkt in die Augen. Unglaubliche Augen, klar und scheinbar völlig arglos. Sonderbar, dass sie ihm vorher nie aufgefallen waren. Kein Wunder, dass Beka …
    Plötzlich fiel ihm auf, dass er abschweifte. »Also, seid Ihr einer?«
    »Ein ausgleichender Faktor?«
    »Ein Spion.«
    Nyal zuckte die Schultern. »Ich diene meiner

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