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Schattengilde 03 - Unter dem Verrätermond

Titel: Schattengilde 03 - Unter dem Verrätermond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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Schwestern und erst recht nicht die Prinzessin. Das hier ist nie geschehen«, widersprach Alec streng.
    Gut gemacht, Talí, dachte Seregil. Ich möchte das auch niemandem erklären müssen. Ich wüsste gar nicht wie.
     
    Seregil erwachte auf einem weichen Bett. Mit einem verwirrten Blinzeln erkannte er das Spiel des Feuerscheins auf dem gekräuselten Gazestoff über dem Bett.
    »Du hast den ganzen Tag geschlafen.«
    Seregil bewegte nur seine Augen, und bald sah er Alec auf einem Stuhl neben dem Bett, ein Buch aufgeklappt auf seinem Schoß.
    »Wo …?«, krächzte er.
    »Du bist also gestürzt, ja?«
    Alec klappte das Buch geräuschvoll zu und beugte sich vor, um eine Tasse mit Wasser an Seregils Lippen zu führen, gefolgt von einem Becher mit einer milchsüßen Arznei, von der Seregil verzweifelt hoffte, dass es sich entweder um ein Schmerzmittel oder ein schnell wirkendes Gift handelte. Er musste den Kopf ein wenig anheben, um zu trinken, und als er das tat, spannten sich glühende Schmerzensstränge um seinen Nacken und seine Kehle. Er schluckte, so schnell er nur konnte, sank zurück auf die Kissen und betete im Stillen, dass er sich nicht übergeben musste. Das wäre derzeit viel zu anstrengend für ihn gewesen.
    »Ich habe allen erzählt, du hättest gestern Abend Fieber bekommen.« Nun konnte auch Seregil trotz seines schlimmen Zustandes nicht mehr überhören, dass Alec sich große Mühe gab, seinen Ärger im Zaum zu halten.
    Etwas rückte in seinem ausgehöhlten Schädel wieder an die richtige Stelle. »Ich bin nicht ohne dich schnüffeln gegangen.« Er sehnte sich nach der Hysterie der letzten Nacht, die ihm eine Zuflucht hätte bieten können, aber sie war längst fort, und er war erschöpft und deprimiert zurückgeblieben.
    »Was dann?«, fragte Alec aufgebracht, während er die Decke zurückschlug. »Wer hat dir das angetan, und warum hat er das getan?«
    Als Seregil an sich herabblickte, sah er, dass seine Rippen fachmännisch verbunden worden waren, gerade fest genug, den Schmerz zu lindern und den gebrochenen Knochen Halt zu geben, um wieder zusammenzuwachsen. Der Rest seines nackten Körpers war von einer stattlichen Menge blauer Flecken in unterschiedlichen Größen und Formen bedeckt. Der beißende Gestank des Urins war den widerlichen Ausdünstungen einer Kräutersalbe gewichen, die seine Haut mit einem schmierigen Schimmer überzog.
    »Nyal hat dich verbunden«, informierte ihn Alec giftig, während er die Decke mit weitaus sanfteren Händen wieder zurücklegte. »Ich habe gewartet, bis die anderen fort waren, ehe ich ihn hergeholt habe. Niemand außer ihm und Olmis weiß von dieser Geschichte, und ich habe beiden gesagt, sie sollen den Mund halten. Also, wer hat das getan?«
    »Ich weiß es nicht. Es war dunkel.« Seregil schloss die Augen. So schrecklich weit von der Wahrheit entfernt war diese Aussage eigentlich nicht; er hatte nur einen seiner Peiniger namentlich gekannt, den Neffen des Khirnari, Emiel í Moranthi, und Kheeta hatte Andeutungen über böses Blut zwischen ihm und Alec gemacht, wenngleich er sich geweigert hatte, näher darauf einzugehen.
    Wenn du auf Rache aus bist, Talí, vergiss es. Die Waage schlägt noch zu sehr zu Gunsten der Haman aus.
    Kaum hatte er die Augen geschlossen, stellte er fest, wie schwer es ihm fiel, sie wieder zu öffnen. Die milchige Flüssigkeit war offensichtlich tatsächlich ein Schmerzmittel, und er war für ihren betäubenden Einfluss dankbar.
    Bald darauf hörte er Alec seufzen. »Wenn du das nächste Mal glaubst, du müsstest stürzen, dann sag mir Bescheid, verstanden?«
    »Ich werd’s versuchen«, flüsterte Seregil, überrascht ob der Tränen, die sich plötzlich hinter seinen geschlossenen Lidern sammelten.
    Warme Lippen berührten sacht seine Stirn. »Und das nächste Mal: trag gefälligst deine eigenen verdammten Klamotten!«
     
    Alec bestand darauf, dass Seregils ›Fieber‹ noch einen weiteren Tag andauerte.
    »Ich werde Torsin und die Virésse im Auge behalten«, so erklärte er Seregil, nachdem er ihm befohlen hatte, sich nicht aus dem Bett zu rühren. »Sollte sich tatsächlich irgendetwas Interessantes ereignen, so werde ich dir ausführlich Bericht erstatten.«
    Tatsächlich war Seregil überhaupt nicht imstande, sich mit ihm über diesen Punkt zu streiten. Der kurze Weg zu ihrem Abort hatte ihm eine gründliche Lehre in allen Fragen des Schmerzes erteilt, so umfassend, dass er nicht einmal mehr darüber nachdenken wollte, obwohl er

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