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Schattengilde 03 - Unter dem Verrätermond

Titel: Schattengilde 03 - Unter dem Verrätermond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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Zelt. Als er näher kam, hörte er ihre Stimme, laut und scharf. Einen Augenblick später hastete Magyana aus dem Zelt hinaus.
    Als sie Korathan erblickte, verbeugte sie sich respektvoll und murmelte: »Mein Beileid, teurer Prinz. Eure Mutter wird uns allen fehlen.«
    Korathan nickte und trat ein.
    Phoria saß am Tisch, und ihr ergrauendes Haar fiel ihr ungehindert über die Schultern. Ihre schmutzverkrustete Tunika lag samt der Rüstung neben ihrem Stuhl. Ohne von ihrer Karte aufzublicken, sagte sie tonlos: »Ich werde dich zu meinem Vizekönig ernennen, Kor. Ich möchte, dass du in Rhíminee Stellung beziehst. Die Lage hier ist zu ernst, also kann ich das Feld nicht verlassen. Wir werden die Krönungszeremonie morgen hier abhalten, sobald du die notwendigen Priester zusammengetrommelt hast. Mein Kriegszauberer wird die Feierlichkeiten leiten.«
    »Organeus?« Korathan setzte sich ihr gegenüber an den Tisch. »Es ist Brauch, dass der Zauberer der verstorbenen Königin die Zeremonie leitet. Das wäre …«
    »Magyana. Ja, ich weiß.« Nun endlich blickte Phoria auf, und ihre fahlen Augen funkelten gefährlich. »Aber nur, weil Nysander gestorben ist. Wer war sie vorher schon? Nur eine Streunerin, die mehr Zeit in fremden Ländern als in ihrem eigenen zugebracht hat. Und was hat sie getan, während sie in Mutters Diensten stand? Sie hat sie lediglich dazu überredet, sich von Fremden abhängig zu machen.«
    »Du meinst die Mission in Aurënen?«
    Phoria stieß ein derbes Grunzen aus. »Die Königin ist noch nicht kalt, noch keine Stunde tot, und schon kommt sie her und versucht, mir das Gelöbnis abzuschwatzen, Idrilains Pläne weiterzuführen! Aber ich nehme an, Nysander wäre auch nicht besser gewesen. Sie sind alle unerträglich aufdringlich, diese alten Zauberer. Sie haben offenbar vergessen, wo sie hingehören.«
    »Was hast du ihr gesagt?«, fragte Korathan schnell, in der Hoffnung, einer weiteren Tirade entgehen zu können.
    »Ich habe sie darüber in Kenntnis gesetzt, dass ich es als Königin nicht nötig habe, ihr Rede und Antwort zu stehen, und dass ich sie über meine Entscheidung informieren werde, wenn ich es für richtig halte.«
    Korathan zögerte und wählte seine Worte mit Bedacht. Wenn Phoria in einer solchen Stimmung war, gab es keinen anderen Weg. »Hast du die Absicht, die Verhandlungen zu beenden? So, wie sich die Dinge in den letzten Monaten entwickelt haben, könnte uns die Hilfe der Aurënfaie von großem Nutzen sein.«
    Phoria stand auf und begann, im Zelt auf- und abzugehen. »Es ist ein Zeichen der Schwäche, Kor. Ich behaupte sogar, die Kapitulation der mycenischen Truppen entlang der Nordwest-Grenze …«
    »Sie haben kapituliert?« Korathan stöhnte. Nie in der Geschichte der Drei Länder hatte sich Mycena geweigert, die Grenzen gemeinsam mit Skala gegen die Raubzüge der Plenimaraner zu verteidigen.
    »Gestern. Haben ihre Waffen niedergelegt, als die Plenimaraner ihnen versprochen haben, sie ungeschoren zu lassen. Bestimmt haben sie gehört, dass die Königin von Skala ihre jüngste Tochter ausgesandt hat, bei den Faie um Hilfe zu betteln, und das hat ihnen den letzten Mut genommen, genau, wie ich es vorhergesagt habe. Das südliche Mycena kämpft noch mit uns, aber es ist nur eine Frage der Zeit, bis auch sie ihre Fähnchen in den Wind drehen. Und die Plenimaraner wissen das natürlich. Mir liegen Berichte über Überfälle an der Westküste Skalas bis hinauf in den Norden nach Ylani vor.«
    Korathan schlug für einen Augenblick die Hände vor das Gesicht, als er vom grausamen Ernst ihrer Lage überwältigt wurde. »Ich selbst wurde in den letzten sechs Tagen beinahe zehn Meilen zurückgetrieben. Die Streitmächte, denen wir bei Haverfurt begegnet sind, hatten Totenbeschwörer in den vordersten Linien. Mächtige Totenbeschwörer, Phoria, nicht diese Straßenzauberer, mit denen du es hier zu tun hattest. Sie haben die Pferde einer ganzen Turma unter ihren Reitern getötet, als sie angegriffen haben, und dann haben sie die Leichen zurückgeschickt, um unsere Reihen aufzusprengen. Es war ein vernichtender Schlag. Ich glaube …«
    »Was? Dass Mutter Recht hatte?«, fuhr Phoria ihn an. »Dass wir die Aurënfaie brauchen, dass wir ohne sie und ihre Magie den Krieg nicht überleben können? Ich werde dir sagen, was wir brauchen: aurënfaiische Pferde, aurënfaiischen Stahl, und den aurënfaiischen Hafen zu Gedre. Das ist es, was wir brauchen, um Rhíminee und die Inseln des Südens zu

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