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Schattengilde 03 - Unter dem Verrätermond

Titel: Schattengilde 03 - Unter dem Verrätermond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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schwerfallen.«
    Einen Augenblick dachte er, sie würde ihn noch einmal ohrfeigen. Stattdessen bedachte sie ihn mit einem letzten vernichtenden Blick und rauschte zur Tür hinaus. Er bereitete sich auf den Knall vor, mit dem sie die Tür hinter sich ins Schloss werfen dürfte, doch sie hielt sich zurück. Will den Dienern wohl keinen Anlass zu neuem Gerede liefern.
    Er legte den Kopf zurück in die Kissen und schloss die Augen, konzentrierte sich auf die Gesänge der Vögel, das Rascheln des Windes und die Geräusche der Leute, die die Straßen bevölkerten. Die Berührung kühler Finger an seiner Wange jagte ihm einen Augenblick später einen üblen Schrecken ein. Er hatte geglaubt, Nyal wäre gegangen, als seine Schwester eingetroffen war, aber nun war er wieder da und musterte ihn besorgt.
    »Sind die Leute in Skala auch so erpicht darauf, Euch zu schlagen?«, fragte er, während er sein Gesicht samt dem Mal, das Mydri hinterlassen haben musste, untersuchte.
    Normalerweise hätte Seregil sich belästigt gefühlt und entsprechend ärgerlich reagiert, aber plötzlich war er dafür viel zu müde und zu krank.
    »Dann und wann«, entgegnete er, während er die Lider senkte. »Aber dort sind es meistens Fremde.«

 
20
Idrilains Tod
     
     
    Die Mitternachtsstunde war längst vorüber, als Korathan Phorias Lager erreichte. Einige Meilen entfernt hatte er seine Eskorte zurückgelassen und war allein und in aller Eile weitergeritten, in der Hoffnung, die letzten Worte seiner sterbenden Mutter noch hören zu können.
    Die Posten erkannten ihn, als er ihnen einen Gruß zubrüllte, und machten widerstandslos den Weg frei. Mit donnernden Hufen jagte er in das Lager und zügelte vor dem Zelt mit dem Banner seiner Mutter sein Pferd, nicht ohne zuvor eine Ansammlung von Dienern und Offizieren gewaltsam zerstreut zu haben.
    Im Inneren des Zeltes schlug ihm der schwere Geruch des Todes entgegen.
    In dieser Nacht waren nur Phoria und eine weißhaarige Drysierin bei der Königin. Seine Schwester drehte ihm beim Eintreten den Rücken zu, aber das ernste Gesicht der Drysierin verriet ihm, dass seine Mutter bereits tot war.
    »Du kommst zu spät«, erklärte Phoria kurz angebunden.
    Angesichts des Zustandes ihrer Uniform nahm er an, dass auch sie direkt vom Schlachtfeld herbeigerufen worden war. Ihre Wangen waren frei von Tränenspuren, ihre Miene gefasst, doch Korathan konnte einen mühsam unterdrückten, schrecklichen Zorn fühlen.
    »Dein Bote wurde durch einen Hinterhalt aufgehalten«, erwiderte er, und streifte seinen Mantel ab. Dann trat er neben ihr an das schmale Feldbett und blickte auf den ausgemergelten Leib herab, der einst ihre Mutter gewesen war.
    Die Drysierin hatte bereits angefangen, sie für die Einäscherung vorzubereiten. Unter ihrem fürstlichen Totenhemd trug Idrilain ihre zerschlagene Rüstung. Das hätte ihr gefallen, dachte er, wobei er sich fragte, ob diese Ehrerweisung auf Phorias Befehl oder auf Vorschlägen der Dienerschaft beruhte. Der Riemen ihres Helmes war fest gespannt, um ihren Mund geschlossen zu halten, und ihre trüben Augen waren geöffnet worden, um der Seele ihre Reise zu erleichtern. Ihr gramzerfurchtes Gesicht hatte im Tode wieder an Würde gewonnen, doch er sah auch Spuren von Blut und getrocknetem Speichel auf ihren farblosen Lippen.
    »Hatte sie einen schweren Tod?«, fragte er.
    »Sie hat bis zum Ende gegen ihn gekämpft«, antwortete die Drysierin den Tränen nahe.
    »Möge Astellus dich führen und Sakor deinen Heimweg beleuchten, meine liebe Mutter«, murmelte er leise, bevor er Idrilains kalte Hand ergriff. »Hat sie noch etwas gesagt, ehe sie von uns gegangen ist?«
    »Sie hatte nicht genug Atem, viel zu erzählen«, sagte Phoria. Dann machte sie kehrt und stolzierte hinaus. »Sie hat nur gesagt, ›Klia darf nicht scheitern‹.«
    Korathan schüttelte den Kopf. Besser als jeder andere kannte er den Schmerz, den Phorias Zorn hütete. Über Jahre hatte er zugesehen, wie sich die Kluft zwischen der Königin und ihrer Thronfolgerin weitete, während Idrilain und Klia einander immer näher kamen. Er, der sich beiden Parteien gegenüber loyal verhielt, konnte ihr keinen Trost spenden, und Phoria hatte nie darüber gesprochen, was schließlich zum Bruch zwischen ihr und ihrer Mutter geführt hatte, nicht einmal ihm gegenüber.
    Was auch immer es war, jetzt bist du die Königin, meine Schwester, meine Zwillingsschwester.
    Er überließ die Drysierin ihrer Arbeit und ging langsam zu Phorias

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