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Schattengilde 03 - Unter dem Verrätermond

Titel: Schattengilde 03 - Unter dem Verrätermond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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überkreuzte Seregil die Arme vor der Brust.
    Alec wusste aus langer Erfahrung, wie schwer es Seregil fiel, über seine Vergangenheit zu sprechen. Nicht einmal Talímenios hatte daran etwas geändert, und er hatte längst gelernt, ihn nicht zu bedrängen.
    »Ich sollte diese Gans fertig rupfen«, sagte Seregil endlich. »Heute Abend, wenn unsere Besucher ihr Lager errichtet haben, verspreche ich dir, werden wir reden. Ich brauche nur etwas Zeit, um mit all dem fertig zu werden.«
    Alec drückte Seregils Schulter und überließ ihn seinen Gedanken.
     
    Endlich allein, starrte Seregil blicklos über das Wasser, während in seinem Inneren unwillkommene Erinnerungen gleich einer Sturmflut an die Oberfläche drängten.
    … die Endgültigkeit des blutigen Messergriffs in seiner verkrampften Faust – würgend, um Atem ringend in der Finsternis – wütende, höhnische Gesichter …
    Er senkte den Kopf, schlug die Hände gleich einer Augenmaske vor das Gesicht und schluchzte.

 
3
Die Schatten der Vergangenheit
     
     
    Blass stieg der Halbmond am Himmel auf, als Seregil zurückkehrte. Bekas Reiter hatten ihr Lager aufgeschlagen und die Herdfeuer entzündet. Er suchte nach vertrauten Gesichtern und fragte sich, was dies für eine Dekurie war, als er überrascht feststellte, wie wenige der Soldaten er kannte.
    »Nikides, richtig?«, fragte er, während er sich der kleinen Gruppe näherte, die sich um das nächste Feuer versammelt hatte.
    »Lord Seregil! Wie schön, Euch wiederzusehen«, rief der junge Mann, als er seine Hand ergriff.
    »Dienst du noch immer unter Leutnant Rhylin?«
    »Hier bin ich, Mylord«, rief Rhylin, der gerade aus einem der kleinen Zelte heraustrat.
    »Irgendeine Ahnung, worum es bei all dem geht?«, fragte Seregil.
    Rhylin zuckte die Schultern. »Wir marschieren dorthin, wohin wir befohlen werden, Mylord. Alles, was ich weiß, ist, dass wir von hier aus zurück nach Cirna gehen werden, um dort auf den Rest der Turma zu stoßen. Die Rittmeisterin erwartet Euch in der Hütte, und sie hat es furchtbar eilig, weiterzuziehen.«
    »So viel ist mir aufgefallen, Leutnant. Ruht euch aus, solange ihr noch die Gelegenheit dazu habt.«
    Beka saß mit Alec und Micum neben der Vordertür. Ohne ihrem erwartungsvollen Blick Beachtung zu schenken, warf Seregil Alec die Gans zu und ging zu einem wassergefüllten Becken neben dem Regenfass, um sich die Hände zu waschen.
    »Das Essen riecht gut«, bemerkte er und blinzelte Micum zu, während er dem Duft hinterherschnüffelte, der durch die offene Tür herausdrang. »Glück für euch, dass heute Alec kocht, nicht ich.«
    »Mir ist schon aufgefallen, wie dürr du geworden bist«, sagte Micum lachend, als sie die Hütte betraten.
    »Hat wenig Ähnlichkeit mit deiner Villa an der Radstraße«, stellte Beka fest, während sie sich in der Hütte umschaute.
    Alec grinste. »Man könnte es als Übung in Enthaltsamkeit bezeichnen. Im letzten Winter lag der Schnee so hoch, dass wir ein Loch ins Dach treiben mussten, um die Hütte zu verlassen. Trotzdem haben wir schon weit schlimmere Behausungen erlebt.«
    Auf jeden Fall war diese Hütte weit entfernt von der Behaglichkeit gemütlicher Unordnung in den Räumen, die er und Seregil sich im Jungen Hahn geteilt hatten, und Seregils feiner Villa an der Radstraße. Ein Bett mit einer durchgelegenen Matratze nahm beinahe ein Viertel der Fußbodenfläche ein. Gleich daneben stand ein wackeliger Tisch, um den anstelle von Stühlen Kisten und Hocker gruppiert waren. Regalbretter, Haken und ein paar abgestoßene Truhen bargen ihre bescheidene Habe. Über die beiden winzigen Fensteröffnungen waren Bögen geölten Pergaments gespannt, um die Zugluft abzuhalten. Auf einem gemauerten Herd hing an einem Eisenhaken ein Kessel über den Flammen.
    »Ich war letzte Woche in der Radstraße«, bemerkte Micum, als sie am Tisch Platz nahmen. »Der alte Runcer kränkelt, aber er hält das Haus immer noch in Ordnung. Sein Enkel hilft ihm dabei.«
    Seregil fühlte sich unbehaglich, angesichts des Verdachts, dass sein Freund diese Bemerkung vielleicht nicht zufällig hatte fallen lassen. Diese Villa war das Letzte, was ihn noch mit Rhíminee verband. Wie auch Thryis hatte der alte Runcer die Geheimnisse seines Herrn gehütet und seine Spuren verwischt, so dass er kommen und gehen konnte, wie er wollte, ohne dabei verdächtig zu erscheinen.
    »Was erzählt er über unseren derzeitigen Aufenthaltsort?«, fragte er.
    »Nach den jüngsten Berichten weilst du

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