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Schattengilde 03 - Unter dem Verrätermond

Titel: Schattengilde 03 - Unter dem Verrätermond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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Handwerker vorbei, wo sie eine Töpferin sah, die, die Hände auf die Hüften gestemmt, sich offensichtlich einen Überblick über die leeren Sättel verschaffte, um einzuschätzen, wie viele Urnen benötigt werden würden, die Asche der Toten auf ihrer letzten Reise zu schützen.
    Phoria verdrängte den Gedanken für den Augenblick. Siege waren in diesem Frühjahr nur schwer zu erringen, und sie war entschlossen, diesen auszukosten.
    Vor ihrem Pavillon wurde sie von neuerlichen Jubelschreien der Soldaten und Diener begrüßt, die sich dort versammelt hatten.
    »Heute habt Ihr’s denen aber gezeigt, General!«, rief ein ergrauter Veteran, während er mit dem Banner des Regiments winkte. »Gebt uns morgen eine Chance, Euch die Ehre zu erweisen.«
    »Ihr habt mir an jedem Tag, an dem Ihr auf dem Schlachtfeld gekämpft habt, Ehre gemacht«, antwortete Phoria, was ihr neuerlich lautstarke Lobpreisungen einbrachte. Die Soldaten sprachen sie noch immer mit ihrem militärischen Titel an, und zu diesem Zeitpunkt hätte sie nichts anderes lieber gehört.
    Sie saß ab und ging in Begleitung einiger ihrer Offiziere in das Zelt, wo sie ein reiches Mahl erwartete. Gewiss war es nicht gerade ein Bankett, aber ein anständiger Lohn für ehrbare Soldaten.
    Sie saßen noch zu Tisch, als Hauptmann Traneus sich im Zelteingang zeigte. Seine Beine waren bis zu den Knien mit Schlamm verdreckt, und er trug einen Beutel über der Schulter.
    »Was gibt es Neues aus Rhíminee, Hauptmann?«, rief Phoria.
    »Eine Botschaft von Prinz Korathan, Mylady, und Nachrichten aus Aurënen«, sagte er, während er ihr den Beutel überreichte.
    Drinnen fand sie drei Dokumente. Das Erste, von Korathan, verdarb ihr die Freude des Tages. Nachdem sie es zweimal gelesen hatte, ließ sie die Hände sinken und blickte in die erwartungsvollen Gesichter, die sich ihr gespannt zugewandt hatten. »Die Plenimaraner haben die Südküste Skalas angegriffen und bereits drei Städte niedergebrannt: Kalis, Yalin und Unter-Trebolin.«
    »Yalin?«, keuchte General Arlis. »Das ist nur fünfzig Meilen von Rhíminee entfernt!«
    Schmerz flackerte in Phorias Augen. Sie legte das Schreiben ihres Bruders vor sich auf den Tisch und öffnete ein Pergament, das das Siegel Klias trug. Es enthielt die gleichen Nachrichten wie immer – die Verhandlungen gingen nur langsam voran. Nun glaubte sie, die Haman gerieten ins Schwanken. Aber keine Zugeständnisse. Kein Ende in Sicht.
    Sie schloss die Augen und massierte ihren Nasenrücken, als der Schmerz sich zu einem pulsierenden Kopfschmerz steigerte. »Lasst mich allein.«
    Als das Rascheln von Schritten und das Knarren des Leders verstummt war, blickte sie auf, nur um Traneus noch immer vor sich zu sehen.
    Erst jetzt griff sie nach dem dritten Sendschreiben, das lediglich mit einigen Tropfen Kerzenwachs versiegelt war. Wie die anderen derartigen Botschaften, die sie in den letzten Wochen erhalten hatte, war auch diese von einer überaus sorgfältigen Wortwahl. Klia hatte nicht gelogen, dennoch hatte sie den Stand der Dinge in ein günstigeres Licht gerückt.
    »Unsere Informantin sagt, die Virésse hätten ihren Einfluss ausgeweitet«, berichtete sie Traneus. »Die Verhandlungen sind zum Stillstand gekommen. Sie kann den optimistischen Standpunkt Klias nicht teilen. Es gibt sogar Gerüchte, die Virésse könnten plenimaranisches Gold dem unseren vorziehen.«
    Sie reichte Traneus das Schreiben, und er legte es in eine verschließbare Schatulle zu den anderen Briefen, die dort auf einem ordentlichen Stapel ruhten.
    »Welche Antwort soll ich ihr erteilen, Mylady?«
    Phoria zerrte an einem Ring an ihrer linken Hand. Ihre Finger waren nach der Schlacht dieses Tages geschwollen, und sie musste ihren Speichel zu Hilfe nehmen, um ihn zu lösen. Sie wischte ihn am Saum ihrer Tunika ab und bewunderte einen Augenblick das Spiel des Lichts auf den Linien des eingravierten Drachen. »Bring dies meinem Bruder. Ich will, dass er binnen zwei Tagen seine Hand schmückt. Niemand außer Euch darf davon erfahren. Macht Euch sofort auf den Weg.«
    Traneus war gerade erst aus Rhíminee gekommen, eine harte mehrtägige Reise zu Lande und zur See. Die Aufgabe, mit der sie ihn nun betraut hatte, bedeutete, dass er sich nicht einmal von den Strapazen ausruhen konnte, dennoch verrieten die Züge des Mannes nichts als unterwürfigen Gehorsam, genau, wie sie es erwartet hatte. Wenn er diesen Krieg überlebte, mochte ein anderer Ring durchaus den Weg zu seinen

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