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Schattengilde 03 - Unter dem Verrätermond

Titel: Schattengilde 03 - Unter dem Verrätermond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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setzte sich auf die Bettkante und strich Alec durch das zerzauste Haar. »Nur spazieren«, sagte er schließlich. »Komm, wir haben einen anstrengenden Tag vor uns.«
     
    Die Haman gehörten zu den Letzten, die Klia ihr Beileid bekundeten. Durch Nazien í Haris Ankunft vorgewarnt, zog sich Seregil taktvoll mit Alec ins Nebenzimmer zurück, von dem aus sie die Vorgänge aus dem Verborgenen beobachten konnten.
    Der Khirnari erschien in Begleitung von zehn Clanangehörigen, zu denen auch Emiel í Moranthi gehörte.
    »Ob Nazien weiß, wo sein Neffe in der letzten Nacht war?«, flüsterte Alec.
    Entgegen aller Vernunft stellte Seregil fest, dass er das Gegenteil hoffte. Die Haman mochten stolz und arrogant sein, aber Klia hatte offensichtlich Gefallen an dem Mann gefunden, und dieses Gefühl schien er zu erwidern.
    Nazien und die anderen Haman legten ihre Zedernsträuße in die Kohlenpfanne und verbeugten sich vor Klia.
    Während Nazien sich leise mit ihr unterhielt, suchte Seregil in den Zügen seines Neffen nach einem verräterischen Mienenspiel, doch Emiel wirkte lediglich distanziert und ein bisschen gelangweilt.
    Nach den offiziellen Beileidsworten, beugte sich Klia vor und sah dem alten Mann voller Ernst in die Augen. »Sagt mir, Khirnari, wird der Iia’sidra nun bald über meine Petition abstimmen? Ich sehne mich nach meiner Heimat und danach, meiner Mutter an ihrem Grabe die gebührende Ehre zu erweisen.«
    »Es ist an der Zeit«, stimmte Nazien ihr zu. »Ihr habt sehr viel Geduld bewiesen, aber ich bin nicht sicher, ob das Ergebnis Euren Wünschen entspricht.«
    »Dann glaubt Ihr, man wird mir die Hilfe versagen?«
    Nazien breitete die Hände aus. »Ich kann nicht für alle sprechen. Ich selbst habe, unabhängig von meinen Empfindungen gegenüber Eurem Verwandten, dem Verbannten, nie die gestrengen Maßnahmen gutgeheißen, die das Edikt der Trennung uns auferlegt hat.«
    Emiel, der hinter seinem Onkel stand, sagte kein Wort, doch Seregil sah, wie er sich verspannte.
    »Ich bin ein alter Mann, und vielleicht neige ich zum Wunschdenken«, fuhr Nazien fort. »Dann und wann glaube ich beinahe, eine Spur meines alten Freundes Corruth in Euch zu sehen, Mylady, eine Spur dessen, wie er mir von unserer letzten Begegnung in Erinnerung geblieben ist. Ihr ähnelt ihm tatsächlich in mancher Hinsicht; Ihr seid geduldig, aufrichtig und scharfsinnig, und manchmal glaube ich, Ihr könntet gar auch seine Sturheit geerbt haben.«
    »Wie sonderbar«, antwortete Klia leise. »Für mich ist Corruth í Glamien eine Legendengestalt. Bereits bevor er zerstört wurde, war sein Leib ein erhalten gebliebenes Relikt einer fernen Vergangenheit. Aber für Euch wird er immer ein Freund aus Eurer Jugend bleiben, unverändert, so wie Seregil für mich. Ich frage mich, wie es sein mag, ein Faie oder ein Zauberer zu sein, so lange zu leben, so viele Erinnerungen zu sammeln. Mein Leben ist im Vergleich zu Eurem so kurz, und doch kommt es mir gar nicht so vor.«
    »Weil Ihr es zu nutzen versteht«, erklärte Nazien.
    »Aber ich fürchte, Eure Zeit in Sarikali läuft ab, und ich fürchte auch, wir werden uns nicht wiedersehen. Ihr würdet mir eine große Freude bereiten, wenn Ihr mich vor Eurer Abreise zur Jagd begleiten könntet.«
    »Die Freude ist ganz auf meiner Seite«, erwiderte Klia voller Wärme. »Morgen Abend haben die Virésse zu einem großen Gastmahl geladen. Wie wäre es am Morgen danach?«
    »Ganz wie es Euch gefällt, Klia ä Idrilain.«
    »Vielleicht solltet Ihr Ihre königliche Hoheit darauf aufmerksam machen, dass wir Haman die Jagd überaus ernst nehmen«, warf Emiel höflich ein. »Die Tradition verlangt, dass die Beute des Tages in einem Festmahl verspeist wird, gleich, welcher Art diese Beute ist. Damit ist es durchaus möglich, dass Ihr und die Euren mit uns gemeinsam eine Mahlzeit aus Brot und Turab einnehmen werdet.«
    »Dann können wir uns glücklich schätzen, dass ich bei der Auswahl meines Gefolges eine so glückliche Hand hatte, Emiel í Moranthi«, entgegnete Klia lachend. »Alec í Amasa wird gewiss imstande sein, uns alle mit genügend Fleisch zu versorgen.«
    Seregil versetzte Alec einen Stoß in die Rippen, als etliche Haman sich mühten, ihre Bestürzung zu verbergen. »Hört sich an, als wärest du eingeladen.«

 
28
Gauner beim Bankett
     
     
    Ob es nun an Klias stillschweigender Billigung der Spionagetätigkeit zu ihrem Schutz lag oder einfach daran, dass die lange Zeit aufgezwungener Abstinenz ein Ende

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