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Schattengilde 03 - Unter dem Verrätermond

Titel: Schattengilde 03 - Unter dem Verrätermond
Autoren: Lynn Flewelling
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dass ein schrecklicher Krieg zu Lande und zur See ausgefochten wurde. Doch die Gespräche mit Bekas Soldaten machten ihn bald mit der Realität dieser Situation vertraut. Er kannte nur vier der zehn Reiter: Syra, Tealah, Tare und Unteroffizier Nikides, der seit ihrer letzten Begegnung zum Mann gereift war und sich eine hässliche weiße Narbe auf der rechten Wange zugezogen hatte. Die anderen sechs waren neu in der Turma und hatten jene ersetzt, die auf dem Schlachtfeld gefallen waren.
    »Nun, Beka, ich wusste stets, dass aus dir etwas werden wird«, sagte Seregil, als sie am zweiten Abend ihrer Reise am Feuer saßen. »Kommandantin Klias rechte Hand? Das spricht dafür, dass du dir besondere Gunst erworben hast.«
    »Bringt sie für eine Weile aus der Gefahrenzone«, fügte Micum hinzu.
    Beka zuckte nichtssagend die Schultern. »Wir haben es verdient.«
    »Wir haben viele Soldaten verloren, seit wir uns das letzte Mal begegnet sind, Mylord«, bemerkte Leutnant Rhylin, während er sich streckte, um die Steifheit aus seinen Gliedern zu vertreiben. »Erinnert Ihr Euch an die zwei Männer, die verwundet worden sind? Gilly hat eine Hand verloren und ist nach Hause zurückgekehrt, aber Mirn ist wieder ganz gesund geworden; er und Steb gehören nun zu Braknils Dekurie.«
    »Jareel haben wir einen Tag nach unserer Rückkehr bei Ochsenfurt verloren«, fügte Nikides hinzu. »Und erinnert Ihr Euch an Kaylah? Sie starb, als sie ein feindliches Lager auskundschaften wollte.«
    »Sie hatte einen Liebhaber in der Turma, nicht wahr?«, fragte Alec, und Seregil lächelte still in sich hinein.
    Das Soldatenleben faszinierte Alec weit mehr, als er zugeben würde, und er hatte in der kurzen Zeit, die sie gemeinsam in Rhíminee verbracht hatten und später, während jener finsteren Tage in Plenimar eine enge Beziehung zu Bekas Reitern aufgebaut.
    Nikides nickte. »Zir. Ihr Tod hat ihn schwer getroffen, aber das Leben muss schließlich weitergehen, nicht wahr? Er dient jetzt als Unteroffizier unter Mercalle.«
    »Feldwebel Mercalle?« Überrascht blickte Seregil auf. Mercalle war eine erfahrene alte Soldatin, eine jener Feldwebel, die Beka ausgebildet hatten und dann um die Ehre baten, zusammen mit ihr dienen zu dürfen, nachdem sie ein Kommando erhalten hatte.
    »Ich dachte, ihr hättet sie schon in der ersten Schlacht des Krieges verloren.«
    »Das haben wir«, entgegnete Beka. »Sie geriet unter ihr Pferd und hat sich beide Arme, ein Bein und einige Rippen gebrochen. Aber noch bevor im Herbst der erste Schnee in der Luft lag, war sie schon wieder bei uns und bereit zum Kampf.«
    »Wir waren froh, dass sie wieder da war«, sagte Nikides. »Als sie jünger war, hat sie sogar an Phorias Seite gekämpft.«
    »Sie und Braknil haben uns durch eine harte Zeit gebracht«, fügte Beka hinzu. »Bei der Flamme, ihre Lektionen haben uns oft weitergeholfen.«
     
    Seregil, der nie dazu geneigt hatte, wertvolle Zeit nutzlos verstreichen zu lassen, nutzte die Reise, um Alec und jeden anderen, der bereit war, ihm zuzuhören, über die Clans von Aurënen aufzuklären: ihre Wappen, ihre Gebräuche und, vor allem, ihre Strukturen. Alec nahm die Informationen mit gewohnt rascher Auffassungsgabe auf.
    »Es sind doch nur elf große Clans«, spottete er, als sich jemand anderes über die Komplexität der Politik der Aurënfaie beklagte. »Verglichen mit dem Adelssystem von Skala ist das doch so einfach wie die Einkaufsliste deiner Mutter.«
    »Sei da nicht zu sicher«, warnte ihn Seregil. »Manchmal kommen einem diese elf wie elfhundert vor.«
    Beka und die anderen halfen Alec, seine eingerosteten Fähigkeiten als Schwertkämpfer aufzupolieren. Bald war er ziemlich zerschlagen, aber froh, seine mühsam erworbenen Fertigkeiten wiederbelebt zu haben.
    Seregil ignorierte die hoffnungsvollen Blicke, die während jener Übungen auf ihm ruhten, in unmissverständlicher Weise.
     
    Als sie sich der Küste näherten, trafen sie immer öfter auf Truppen, von denen sie erfuhren, dass die plenimaranischen Schiffe inzwischen den größten Teil der nordöstlichen Gewässer des Binnenmeeres kontrollierten und dass die Überfälle im Osten von Skala zunahmen. Noch beherrschte Skala Landbrücke und Kanal, doch der Druck, der auf den Verteidigern lastete, wurde immer größer.
    Die Nachrichten über den Krieg zu Lande waren nicht gar so unerfreulich. Nach Auskunft eines Infanteriehauptmanns, den sie nördlich von Cirna trafen, besetzten skalanische Truppen die mycenische
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