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Schattengilde 03 - Unter dem Verrätermond

Titel: Schattengilde 03 - Unter dem Verrätermond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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Kraft, sich der Visionen von einer toten oder gefangenen Beka zu erwehren.
    »Na komm«, sagte er schließlich und half Alec zurück zu ihrem Unterschlupf. »Thero hatte gute Gründe, sie auszuwählen, und das weißt du. Jetzt versuch’, ein wenig zu schlafen. Ich werde Wache halten.«
    Er wickelte Alec in ihre Decken und machte es ihm auf dem unebenmäßigen Felsen so bequem wie möglich. Alec sagte kein Wort, doch Seregil fühlte den Tumult der Emotionen, der seinen Freund beherrschte.
    Seregil überließ Alec seinem Kummer und ging hinaus, um seinen Wachposten einzunehmen. Pflichterfüllung war an den meisten Tagen eine gute und edle Sache. Nur dann und wann, so wie an diesem Tag, spürte er, wie sie die Seele aufzehrte, wie Wasser im Laufe der Jahre einen Felsen ausgehöhlt.

 
43
Bedrohliche Zeiten
     
     
    Nyal ritt die ganze Nacht hindurch und traf kurz nach Anbruch der Morgendämmerung auf die Spuren von Beka und seinen Männern. Sie waren zur Hauptstraße zurückgekehrt und jagten nun im Galopp zurück in Richtung Sarikali. In der Hoffnung, sie noch einzuholen, trieb Nyal sein schwitzendes Pferd zu größter Eile an.
    Unterwegs überlegte er, was er Beka sagen könnte, um ihr Vertrauen zurückzugewinnen, ohne dabei seine eigene Komplizenschaft bei der Flucht ihrer Freunde preiszugeben. Schließlich musste er sich eingestehen, dass er, solange er auf Seregils Fürsprache verzichten musste, weiter nichts tun konnte, als für ihre sichere Rückkehr in die Stadt zu sorgen. Nicht, dass das besonders schwierig gewesen wäre, immerhin befanden sie sich auf dem Gebiet der Akhendi.
    Ganz in Gedanken galoppierte er um eine Kurve und wurde beinahe aus dem Sattel geworfen, als sein Pferd plötzlich scheute und sich auf die Hinterbeine stellte. Er klammerte sich fest, zerrte den Kopf des Wallachs herum und riss an den Zügeln, bis das Tier sicher stand, ehe er daran ging, herauszufinden, was das Ross so sehr erschreckt hatte.
    Ein junger Gedre lag mitten auf der Straße. Trocknendes Blut bedeckte sein Gesicht. Ganz in der Nähe graste eine haselnussbraune Stute.
    »Auras Gnade, Terien«, ächzte Nyal, als er Mann und Pferd erkannte. Dieser Mann gehörte zu Bekas Eskorte.
    Er stieg ab, ging zu ihm und tastete nach dem Puls.
    Über dem Auge des jungen Mannes klaffte eine hässliche Wunde, doch er atmete noch, und während Nyal seine Verletzung untersuchte, öffneten sich flatternd seine Lider.
    »Was ist passiert?«, fragte Nyal und flößte dem Jungen etwas Wasser aus seinem Schlauch ein.
    Terien trank vorsichtig, ehe er sich langsam aufsetzte. »Ein Hinterhalt. Kurz nach Sonnenaufgang. Ich hörte jemanden schreien, dann wurde ich niedergeschlagen.«
    »Hast du jemanden gesehen?«
    »Nein. Es ist alles so schnell gegangen. Ich habe noch nie von Banditen gehört, die so weit südlich der Hauptstraße ihr Unwesen treiben.«
    »Ich auch nicht.« Nyal half ihm, auf sein Pferd zu klettern. »Nicht weit von hier gibt es ein Dorf. Wirst du es allein schaffen?«
    Terien klammerte sich an den Sattelknauf und nickte.
    »In welchem Zustand war die Skalanerin, als du sie zuletzt gesehen hast?«
    Terien schnaubte leise. »Widerspenstig war sie.«
    »War sie gefesselt?«
    »An Händen und Füßen, damit sie nicht herunterfallen konnte, falls ihr Pferd scheute.«
    »Danke Terien. Geh zu einem Heiler.«
    Nyal verabschiedete sich und ging zu den Bäumen am Wegesrand, um nach Spuren eines Hinterhaltes zu suchen. Tatsächlich fand er die Fußabdrücke von mindestens sechs Männern und die Stelle, an der sie ihre Pferde mit gefesselten Vorderbeinen zurückgelassen hatten.
    Er führte sein Pferd am Zügel und ging zu Fuß die Straße hinunter, wobei er die Spuren des Überfalls und der Kampfeshandlungen auf der zertrampelten Erde las.
    Nach der nächsten Kurve fand er drei weitere seiner Männer. Zwei Brüder von den Gedre stützten seinen Cousin, Korious, als sie hastig auf ihn zukamen. An der Tunika des Ra’basi klebte Blut.
    »Wo sind die anderen?«, fragte er, und das Herz hämmerte in seiner Brust.
    »Ein Hinterhalt, keine Stunde her«, erzählte ihm Korious. »Sie tauchten aus dem Nichts auf, und sie trugen Gesichtsmasken. Teth’brimash, nehme ich an. Sie haben zwei Silmai getötet, weiter die Straße hinunter. Einige andere haben wir bei dem ersten Angriff verloren.«
    »Was ist aus Beka geworden?«
    Korious schüttelte den Kopf. »Ich weiß es nicht. Sie war bei uns, bis wir hier von einer zweiten Gruppe überfallen worden sind.

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