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Schattengilde 03 - Unter dem Verrätermond

Titel: Schattengilde 03 - Unter dem Verrätermond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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bis zum späten Nachmittag, wenn wir unterwegs nicht wieder in Schwierigkeiten geraten.« Seregil betrachtete die ferne Küste auf der Suche nach einer vertrauten Biegung in der Küstenlinie. Schließlich hatte er sie gefunden. »Dort müssen wir hin. Nyals Weg führt näher an unser Ziel heran als meine Route es getan hätte.«
    Blinzelnd sah er zum Horizont und fragte sich, ob Korathans Schiffe womöglich schneller waren, als er vermutet hatte, ob ein starker Rückenwind sie begünstigt hatte …
    Alec verlagerte seinen Fuß im Steigbügel und setzte eine besorgte Miene auf. »Ich weiß, Riagil ist ein Freund deiner Familie, und ich mag den Mann, aber er ist auch ein Verbündeter der Akhendi. Was sollen wir tun, wenn er bereits auf uns wartet?«
    Diesen Gedanken hatte Seregil den ganzen Morgen gemieden und sich stattdessen an jene bittersüße erste Nacht in Aurënen erinnert, in der er mit Riagil im Mondschein im Garten gestanden und in schönen Erinnerungen geschwelgt hatte. »Wir werden uns so weit wie möglich im Verborgenen aufhalten.«
     
    Thero blickte von der Schriftrolle auf, in die er sich vertieft hatte. Dann fegte er sie zur Seite und sprang von seinem Stuhl auf. Klia hatte die Augen aufgeschlagen.
    »Mylady, Ihr seid wach!«, rief er, während er sich besorgt über sie beugte. »Könnt Ihr mich hören?«
    Klia starrte nur teilnahmslos an die Zimmerdecke, ohne zu erkennen zu geben, ob sie ihn verstanden hatte.
    Oh Illior, lass es ein Zeichen der Besserung sein, nicht der Verschlechterung, betete er, ehe er nach Mydri schicken ließ.
     
    Als sie aus dem Gebirge herabstiegen, mieden Alec und Seregil die Straßen und machten einen großen Bogen um die Dörfer.
    Die Schatten wurden langsam länger, und bis sie schließlich die See wiedersahen, war es beinahe dunkel. Nun erst wagte Seregil sich auf die Straße, und unter seiner Führung erreichten sie bald den Rand eines kleinen Dorfes namens Halbmondbucht. Die Bewohner hatten stets einen schwungvollen Handel mit den Schmugglern, unter ihnen nicht wenige Bôkthersa, getrieben und sich nicht um die Boote gekümmert, die in den Wäldern rund um das Dorf verborgen lagen. Seregil konnte nur hoffen, dass sich daran in seiner Abwesenheit nicht allzu viel geändert hatte.
    Sie ließen ihre erschöpften Pferde frei und schlugen sich in die Wälder, auf der Suche nach jenen Pfaden, die Seregil aus seiner Kindheit kannte. Alec humpelte stark, schlug jedoch Seregils Angebot, ihn zu stützen, zugunsten eines provisorischen Gehstocks aus.
    Aurënfaie mochten sich binnen fünfzig Jahren kaum verändern, Wälder hingegen schon. So vertraut der eine oder andere Abschnitt des Waldbodens sich auch unter seinen Füßen anfühlte, schien Seregil doch nicht imstande, irgendwelche Orientierungspunkte zu finden.
    »Wir haben uns wieder verirrt, richtig?«, ächzte Alec frustriert, als sie wieder einmal in eine Sackgasse geraten waren.
    »Es ist lange her«, gestand Seregil und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Aus der Ferne konnte er das Rauschen des Meeres hören, also schlug er die Richtung ein, aus der er das Geräusch vernahm, in der Hoffnung, auf diese Weise voranzukommen. Gerade wollte er sich geschlagen geben, als sie statt über ein kleines Boot gleich über zwei stolperten, die unter einem Windbruch verborgen lagen. Sie waren mit dem Kiel nach oben, Segel und Masten an den Ruderbänken vertäut, versteckt worden. Seregil und Alec wählten das solidere Boot aus, zerrten es durch den Wald zum Ufer und machten sich daran, das Segel aufzuspannen.
    Alec wusste wenig über Boote und Segeln, also hielt er sich strikt an Seregils Anweisungen. Seregil selbst verkeilte den Mast und zog das einzelne Segel auf. Das Boot war einfach konstruiert, ähnlich jenen, die sie bei ihrer Ankunft im Hafen von Gedre begrüßt hatten, dennoch war es nicht leicht, es im fahlen Schein eines Lichtsteines zu takeln.
    Als sie schließlich fertig waren, zogen sie das Boot ins Wasser und stießen sich mit Alecs Gehstock ab, bis sie tieferes Gewässer erreichten.
    »Sehen wir mal, wie viel ich noch weiß«, sagte Seregil, als er sich am Ruder niederließ. Alec setzte das Segel, das sich sogleich knarrend im Wind blähte. Das kleine Boot beschrieb einen ebenmäßigen Bogen, dann glitt es rasch über die Wogen und hinterließ einen langgezogenen Streifen schäumenden Kielwassers auf der sonst stillen Wasseroberfläche in der Bucht.
    »Wir haben es geschafft«, jubelte Alec, und ließ sich in den

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