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Schattengilde 03 - Unter dem Verrätermond

Titel: Schattengilde 03 - Unter dem Verrätermond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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Talisman gegen einen anderen austauschen können.«
    »Am Morgen der Jagd sind Amali und Rhaish gekommen, um uns zu verabschieden«, erzählte Alec, der sich mit erschütternder Deutlichkeit an diesen Tag erinnerte. »Das kam mir da schon sonderbar vor. Immerhin war sie am Abend zuvor noch zu krank gewesen, auszugehen.«
    »Hat er Klia berührt?«, fragte Seregil. »Denk nach, Alec. Ist er ihr nahe genug gekommen, den Talisman auszutauschen?«
    »Nein«, entgegnete Alec gedehnt. »Aber sie.«
    »Amali?«
    »Ja. Sie hat Klia die Hand geschüttelt. Lächelnd.«
    Seregil schüttelte den Kopf. »Aber sie war in jener Nacht nicht in der Tupa der Virésse.«
    »Nein, aber Rhaish.«
    Seregil schlug sich mit der flachen Hand an die Stirn. »Der Rhui’auros hat gesagt, ich wüsste bereits, wer der Mörder ist. Er meinte, dass wir gesehen haben, wie es geschehen ist. Erinnerst du dich, wie Rhaish gestolpert ist, als er Torsin begrüßt hat? Ein paar Stunden später war Torsin tot, und er trug keinen Talisman. Jemand hatte ihn ihm abgenommen. Rhaish musste den Talisman gesehen und gewusst haben, dass er ihn verraten konnte. Knoten und Webart, Alec. Er muss ihm das Armband abgenommen haben, als er ihn vergiftet hat.«
    »Und Klia hat Rhaish aufgeholfen, als er gestolpert ist«, fügte Alec hinzu. »Kurz danach ist er gegangen, also muss er sie in diesem Moment ebenfalls vergiftet haben.« Er unterbrach sich und dachte einen Augenblick nach. »Aber warte mal. Klia trug einen ähnlichen Talisman. Warum hat er Torsins an sich genommen, nicht aber Klias?«
    »Ich weiß es nicht. Bist du sicher, dass er an diesem Morgen noch unverändert war?«
    »Ja. Ich habe ihn beim Frühstück an ihrem Handgelenk gesehen. Warum ist er wohl gegen meinen ausgetauscht worden?«
    »Ich weiß es nicht, aber offensichtlich wurde er ausgetauscht, und wer das auch getan hat, er wird es nicht ohne Grund getan haben.« Dann verstummte er, als ihn die Erkenntnis wie ein Schlag traf.
    »Sie könnten es gemeinsam getan haben, Gatte und Gattin! ›Ein Lächeln kann Messer verbergen‹, ist es nicht genau das, wovor wir gewarnt wurden? Bilairys Hosenstall! Ich war blinder als ein Maulwurf bei Nacht in einem Haufen Scheiße! Rhaish hat nicht geglaubt, dass der Iia’sidra in seinem Sinne abstimmen würde, hat es nie getan. Und als er von den geheimen Verhandlungen Torsins erfahren hat und davon, was das für die Akhendi bedeutet – er musste die Virésse in Misskredit bringen, und wie hätte er das besser tun können, als dadurch, Ulan í Sathil als Gästemörder hinzustellen? Gerade ich hätte diese Finte durchschauen müssen!« Er schlug die Hände vor sein Gesicht. »Sollte ich jemals, jemals wieder so dumm sein, würdest du mich dann bitte kräftig in den Hintern treten?«
    »Ich war auch nicht besser«, erinnerte ihn Alec. »Also ist Ulan unschuldig. Und Emiel ebenso?«
    »Des Mordes zumindest.«
    »Verdammt, Seregil, wir müssen Klia und Thero warnen! Abgesehen von deiner Familie sind die Akhendi diejenigen, denen sie am meisten vertrauen!«
    »Wenn wir Korathan nicht aufhalten, wird das auch nichts mehr ausmachen. Wir müssen uns erst um ihn kümmern.«
    Ungläubig starrte Alec ihn an. »Beka läuft direkt in die Gefahr hinein, und wir wissen immer noch nicht, auf welcher Seite Nyal wirklich steht. Außerdem wird jeder, der weiß, dass sie bei uns war, annehmen, dass sie ebenso Bescheid weiß wie wir.«
    Seregil fixierte den Akhendi-Talisman. »Ich nehme an, sie ist nicht in so großer Gefahr wie wir. Mit diesem Ding haben sie uns schon einmal gefunden, und das können sie wieder tun. Andererseits ist das der einzige echte Beweis, den wir gegen die Akhendi haben, also können wir es uns nicht leisten, ihn zu zerstören oder wegzuwerfen. Wir müssen ganz einfach so schnell und vorsichtig wie möglich sein, und wenn wir erst mit Korathan gesprochen haben, können wir uns überlegen, was zu tun ist.«
    »Wir lassen sie also einfach im Stich.« Wütend trat Alec nach einem Stein. »Das also bedeutet es, ein Wächter zu sein.«
    »Manchmal.« Zum ersten Mal seit sehr langer Zeit wurde Seregil die Kluft an Erfahrungen und Lebensjahren bewusst, die zwischen ihnen lag, tief wie der Cirna-Kanal. Sanft legte er seinem Freund die Hand auf die Schulter, wohl wissend, dass es nichts gab, was er sagen konnte, um die Pein zu lindern, die Alec ebenso empfand wie er selbst. Nur die vielen Jahre, die er gemeinsam mit Nysander und Micum verbracht hatte, gaben ihm die

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